Flüchtlingsgipfel

Marx: Kirchen sollen beteiligt werden

Flüchtlinge zu versorgen und menschenwürdig zu behandeln sei keine parteipolitische Frage. Es sei eine gesamtpolitische Aufgabe, so Kardinal Marx in einem Fernsehinterview. Außerdem sprach er von einer "roten Linie", die im Umgang mit den Neuankömmlingen nicht überschritten werden dürfe. Wo diese verläuft, lesen Sie hier.

Kardinal Marx will die Kirchen beim Flüchtlingsgipfel in Berlin am Tisch haben. (Bild: imago) © imago

Bonn/München - Die Kirchen und andere gesellschaftliche Gruppen sollten nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx beim nächsten Flüchtlingsgipfel Ende September in Berlin mit am Tisch sitzen. "Ich würde es mir wünschen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz dem TV-Sender Phoenix. Die Neuankömmlinge zu versorgen und sie menschenwürdig zu behandeln, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und keine parteipolitische Frage, fügte Marx hinzu.

Der Europäischen Union warf der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE ist, einen mangelnden politischen Willen vor, zu einer gemeinsamen Strategie beim Umgang mit Flüchtlingen zu finden. In der Bankenkrise sei man sich sehr schnell einig geworden. "Aber hier kommen wir nicht zusammen."

Fremdenhass darf nicht geduldet werden

Zugleich zeigte sich Marx "sehr erschrocken" über das Ausmaß der Migrantenströme. Er habe sich diese Dimensionen nicht vorstellen können. Rund 25 Jahre nach dem Fall der Mauer habe sich die Welt in einen sehr viel unsichereren Ort gewandelt, als sie es jemals in dieser Zeitspanne gewesen sei.

Eindeutig verurteilte der Kardinal jede Form von Fremdenhass. Wer Hass schüre, der müsse sich nötigenfalls gegenüber dem Rechtsstaat verantworten. Für Belehrungen seien radikale Kreise vermutlich kaum empfänglich, sagte Marx. Leider profitierten dank der sozialen Netzwerke viele rechte Sympathisanten vom Internet als Bühne. "Wer im Netz die abstrusesten, die radikalsten, die unverschämtesten und widerlichsten Parolen verbreitet, auf den wird ja geschaut."

Christen sollen aktiv helfen

Mit Blick auf selbst ernannte Verteidiger des christlichen Abendlandes, die vor Flüchtlingsheimen demonstrierten oder sich an Pegida-Märschen beteiligten, sprach Marx von einer "roten Linie", die durch die biblische Botschaft vorgegeben werde. Danach sei jeder Mensch ein "Bild des lebendigen Gottes". Wo immer jemand egal welcher Herkunft verunglimpft oder gar körperlich angegriffen werde, werde diese rote Linie überschritten. Christen hätten in diesen Tagen dagegen den Auftrag, nicht nur Zeichen zu setzen, sondern aktiv ihrem Nächsten zu helfen. (kna)