Integration vor dem Bücherregal

Dachau richtet mit Mitteln des Erzbistums "Asylothek" ein

Brandanschläge, Ausschreitungen, Proteste - dass Flüchtlinge in Deutschland nicht überall gut aufgenommen werden, ist eine schmerzhafte Erfahrung der vergangenen Wochen. Die Stadtbibliothek Dachau dagegen will die Flüchtlinge willkommen heißen.

Medien für rund 1800 Flüchtlinge will die Stadtbibliothek Dachau anschaffen. (Bild: Fotolia/connel_design) © Fotolia/connel_design

Dachau - Eine öffentliche Bücherei ist für alle da. Darum will Steffen Mollnow, Leiter der von Kommune und Kirche getragenen Stadtbibliothek Dachau, eine sogenannte Asylothek einrichten. Das bedeutet die gezielte Anschaffung von Medien für die rund 1800 Flüchtlinge, die noch kein Deutsch sprechen und allein heuer in der Region erwartet werden.

Entstanden ist die Idee vor einigen Monaten in der Bücherei Grassau bei Traunstein, die dem kirchlichen Büchereifachverband Sankt Michaelsbund angehört. Diese Idee wird nun in andere Regionen des Erzbistum exportiert. „Damit schaffen Bibliotheken ein Stück Willkommenskultur“, so Mollnow. Bücher in englischer oder arabischer Sprache sollen in der Asylothek genauso zu finden sein wie fremdsprachige Zeitungen. Großen Wert legt er auf Medien zum Deutschlernen, besonders für die Kinder. „Die besondere Herausforderung besteht darin, dass die Flüchtlinge als Zielgruppe mit ihren Bedürfnissen und Wünschen noch unbekannt sind.“

Geld vom Erzbistum

Immerhin haben Mollnow und seine Mitarbeiter in den vergangenen Jahren schon Erfahrungen mit Angeboten für griechische oder türkische Kinder gesammelt. Ohne eine Anschubfinanzierung hätte Mollnow den Plan einer Asylothek jedoch nicht verfolgen können. 5000 Euro kommen aus dem Fonds für Flüchtlingsarbeit des Erzbistums München und Freising, um starten und die wichtigsten Medien anschaffen zu können.

Die Asylothek braucht aber auch noch ganz andere Unterstützung. Die üblichen Info-Zettel, Zeitungsartikel oder die Homepage wird die Flüchtlinge nicht vor die Bücherregale locken: „Wir sind ganz maßgeblich auf die Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer und Institutionen angewiesen.“ Die will Mollnow gezielt auf das neue Büchereiangebot aufmerksam machen. Dann sollen etwa die Integrationskurse der Volkshochschule regelmäßig mit ihren Gruppen in der Bibliothek vorbeischauen und die Flüchtlinge eifrig Medien ausleihen. (alb)