Urlaubsort nimmt in Hochsaison Flüchtlinge auf

Postkartenidyll und Flüchtlingsnot

Hunderte Urlauber bevölkern zur Zeit den Chiemseestrand in Chieming. Vom Urlaubsidyll nur wenige hundert Meter entfernt sind in der Turnhalle seit Anfang dieser Woche knapp 140 Flüchtlinge untergebracht – in einem Notquartier. Trotz Urlaubshochsaison, die Hilfsbereitschaft ist groß.

Die Postkartenidylle ist den fast 140 Flüchtlingen nicht wichtig, sie sind froh eine Unterkunft zu haben (Bild: Sankt Michaelsbund/ Moser) © Sankt Michaelsbund/ Moser

Chieming - Postkartenidylle, gefragte Urlaubsregion und vorübergehend neue Heimat von rund 140 Flüchtlingen. So schaut es derzeit in Chieming aus! Während an der Uferpromenade die Urlaubsgäste flanieren und im Chiemsee Erfrischung beim Baden suchen, halten sich die Flüchtlinge aus Afghanistan, Nigeria, Syrien oder Eritrea am anderen Ende des Ortes auf: in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule. Anfang der Woche sind sie in dem knapp 5000 Seelen-Dorf angekommen. Es sind die ersten Flüchtlinge, die Chieming aufgenommen hat – bis zum Ende der Ferienzeit sollen sie bleiben. Dann hoffen die Verantwortlichen im Landratsamt Traunstein, sie in andere Unterkünfte unterzubringen.

Wichtiger Partner für dasLandratsamt wie für die Gemeinde ist in der Flüchtlingsbetreuung der Malteser Hilfsdienst. Chieming war für den Hilfsdienst bereits das dritte - zeitlich befristete - Notquartier, das sie im Landkreis aufgebaut haben. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen und Bauhofmitarbeitern haben sie die Turnhalle zum Notquartier umgestaltet. Haben Schutzböden verlegt und Betten aufgestellt. Zurzeit sind die Malteser vor allem mit Fahrdiensten beschäftigt: Essen aus dem Klinikum Traunstein transportieren und vor Ort austeilen, oder Flüchtlinge zu Untersuchungen bringen.

Nach und nach ziehen sich die Malteser von diesen Aufgaben auch wieder zurück, sagt Dienststellenleiter Peter Volk. Dauerhaft könnten keine Hauptamtlichen für solche Betreuungsdienste abgestellt werden. Die Malteser setzen hier – wie viele andere Organisationen und Kommunen auch – auf ehrenamtliche Helfer. Die werden vom katholischen Hilfsdienst dann auch begleitet. Zwei- bis dreimal die Woche soll ein Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen in Chieming vor Ort sein. Ein offenes Ohr für die Fragen der Ehrenamtlichenund Beratung sind dann wichtig.

Eine dieser Ehrenamtlichen ist Georgine Lutz. Die Rentnerin hat sich für eine Mitarbeit bei der Essensausgabe gemeldet. Für sie ist es selbstverständlich zu helfen, wenn andere in Not sind. Im Pfarrgemeinderat organisiert sie einen örtlichen Helferkreis. Neben Georgine Lutz engagieren sich in Chieming viele Helfer ehrenamtlich. Sie verteilen nicht nur Essen, sondern machen auch Sprachkurse für die Flüchtlinge. Peter Volk ist froh um die Hilfsbereitschaft. Denn nur so können die Menschen in der Chieminger Turnhalle gut betreut werden. Sein Hilfsdienst bereitet schon die nächste Notunterkunft vor. Nur rund 15 Kilometer von Chieming entfernt werden in der nächsten Woche wieder rund 150 Flüchtlinge erwartet. (chm)

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