Supervision für Flüchtlingshelfer

Hilfe für die Helfer

Sie empfangen die Flüchtlinge am Hauptbahnhof, versorgen sie mit Wasser, Lebensmitteln und Hygieneartikeln, bringen sie zum Anschlusszug oder in Notunterkünfte. Was die ehrenamtlichen Helfer am Hauptbahnhof leisten, ist immens. Jetzt bekommen sie selbst Hilfe.

Coach Sabine Böhlau im Gespräch mit einer Helferin (Bild: Willi Witte, Sankt Michaelsbund) © Willi Witte - Sankt Michaelsbund

Supervisoren für die Helfer am Hauptbahnhof

Die Belastungen und die Herausforderungen für die ehrenamtlichen Helfer, die sich in der Erstversorgung der Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof engagieren, sind enorm. Zum Ausgleich und zur Entlastung der Ehrenamtlichen hat die Landeshauptstadt München den Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. gebeten, Unterstützung durch professionelle Supervisoren anzubieten.

Im Infobus in der Luisenstraße, der bisherigen Anlaufstelle für spontan hilfsbereite Ehrenamtliche, wird der Einsatz der Freiwilligen koordiniert. Sie haben Aufgaben wie die Erstverpflegung von Flüchtlingen, die am Hauptbahnhof eintreffen oder sich in Sonderzügen zur Weiterreise auf den Weg machen, mit gespendeten Lebensmitteln übernommen. Aber auch die Begleitung der Flüchtlinge in die Notquartiere oder die Textilsortierung in den Unterkünften wird hier koordiniert. Zusätzlich zum Einsatz wird im Infobus jetzt auch eine Supervision vermittelt.   

Seit Sonntag, 13. September, werden täglich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer von Supervisoren betreut. „Die hohe Arbeitsbelastung oder die intensiven Erlebnisse und Erfahrungen bei den Einsätzen und im Kontakt mit den Flüchtlingen und deren Fluchtgeschichten setzen den Ehrenamtlichen zu“, erklärt Margit Waterloo-Köhler, Projektleiterin für Bürgerschaftliches Engagement für Flüchtlinge im Caritasverband. Aufgabe und Ziel der Caritas-Supervisoren sei es jetzt, die Helferinnen und Helfer professionell zu begleiten und sie damit zu entlasten. Die Supervisoren wurden über das Caritas-Institut für Bildung und Entwicklung gewonnen und arbeiten von 14 bis 20 Uhr in jeweils 3-Stunden-Schichten.

 

Konkretes Hilfsangebot

Sabine Böhlau  ist eine der derzeit 10 Supervisorinnen. Die evangelische Pfarrerin, die auch professioneller Coach ist, war die letzten Tage bereits dreimal für die Caritas im Einsatz. Sie hat die Helferinnen und Helfer am Hauptbahnhof besucht und ist mit ihnen ins Gespräch gekommen. „Die Menschen sind betroffen vom Schicksal der Flüchtlinge, sie arbeiten manchmal bis zur Erschöpfung“, erzählt sie. Da sei es gut, wenn man jemanden zum Reden habe, das sei einfach entlastend.

Eine Helferin erzählt ihr von einem Bild, dass sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt: ein zwölfjähriges Mädchen, dass alleine aus dem Irak floh, weil ihre Eltern bereits tot waren. Sabine Böhlau versucht den Helfern klar zu machen, wie wichtig es ist, diese Bilder nicht immer und immer wieder im Kopf abzuspielen. Er sei wichtig, ihnen in Erinnerung zu rufen, sagt sie, dass die Situation ein Ausnahmezustand sei und sie auch noch ein Leben zuhause hätten, das ihnen Kraft geben könne. Viele seien überlastet und überarbeitet und merkten gar nicht mehr, wie wichtig es sei, auch mal eine Pause zu machen, erzählt Böhlau. Auch darauf weise sie die Helfer immer wieder hin.

Gerade sei es am Hauptbahnhof durch die Schließung der Grenzen zwar ruhiger, aber natürlich seien die Helfer beunruhigt, weil sie nicht wüssten, wie es weiterginge. Eine Unsicherheit, bei der die Unterstützung durch die professionellen Supervisoren gut tut. (caritas/sts)