„Weil Gott es so will“

Frauen über ihre Berufung zur Priesterin

Diakonin und Priesterin – so etwas gibt es in der katholischen Kirche auch 2021 noch nicht. Im neu erschienenen Buch „Weil Gott es so will“ beklagen engagierte Frauen die Verschwendung ihrer Berufung.

Anneliese Kunz-Danhauser und Adelheid Lappy sprechen über ihre Berufung. © SMB/Witte

Rosenheim – Wortgottesdienste dürfen sie halten und Gemeindemitglieder beerdigen. Immerhin. Sobald aber die Eucharistie gefeiert werden soll, muss ein Priester oder Diakon eingeflogen werden. 150 Frauen berichten in dem Buch „Weil Gott es so will“ über ihren Berufs- und Lebensweg mit dem Glauben. So geballt hat es das noch nie gegeben. Und das ist die Stärke dieses Buches, findet die Rosenheimer Theologin Anneliese Kunz-Danhauser, die selbst einen Artikel zum Buch beigesteuert hat: „Es war eine enorme Erfahrung zu lesen, wie unterschiedlich diese Frauen ihren Weg beschreiben und wie sie mit ihrer Berufung umgegangen sind.“ Kunz-Danhauser haben diese Geschichten darin bestärkt, dass es vielen Frauen, wie es ihr ging: von der Ausbildung sind sie auf demselben Ausbildungsstand wie ihr Ortspfarrer – nur eben ohne Weihe. Für Anneliese Kunz-Danhauser persönlich war das nicht entscheidend: seit langem ist sie in der kirchlichen Bildungsarbeit beschäftigt, ist Fachreferentin für Theologie im Rosenheimer Bildungswerk. Nichts desto trotz schreibt sie in ihrem Beitrag zum Buch: …der Ausschluss der Frauen vom Amt qua Geschlecht ist für mich nicht mehr hinnehmbar“, und verweist auf die Artikel 1 und 3 der deutschen Verfassung.

Traurig und wütend

Ähnlich enttäuscht und aufgebracht ist ihre Kollegin Adelheid Lappy. Sie arbeitet als Pastoralreferentin in einer Rosenheimer Gemeinde. Lappy empfindet es als absolute Diskriminierung der Frauen, dass Kleriker ihnen einfach ihre Berufung absprechen: „Wenn ich mich ein Leben lang eingesetzt habe für die Menschen für die Kirche, dann ist das einfach verletzend und macht einen traurig – und vielleicht wütend und manchmal auch bitter.“ In ihrem Artikel beschreibt Lappy das Amtsverständnis in der Kirche als „mittelalterlich, klerikal, männerorientiert und teilweise wieder verstärkt vorkonziliar“.

Eigenschaften, die die Herausgeberin Sr. Philippa Rath, eine Ordensfrau aus dem Benediktinerinnenkloster in Rüdesheim/Eibingen, in einer denkwürdigen Situation erfahren hat: bei den Beratungen zum Synodalen Weg, an denen Str. Philippa teilnahm, äußerte ein Bischof in einer Kaffeepause, die Berufung der Frau sei doch nur ein Nischenthema, es handele sich um Einzelfälle. Für Sr. Philippa der Anlass, per E-Mail zwölf Frauen um ihre Lebenszeugnisse zu bitten. Wie bei einem Schneeball-System erreichten sie innerhalb eines guten Monats 150 Texte von Frauen, die jetzt in Buchform vorliegen. Sie alle beweisen: das Thema muss in die Mitte der kirchlichen Diskussion. Und sie demonstrieren eindrucksvoll die tiefe Verwurzelung der Frauen im Glauben und ihr noch tiefergehendes Unverständnis, wie die katholische Kirche Frauen behandelt.

Krankensakrament nur vom Priester

Auch die Pastoralreferentin Adelheid Lappy machte gerne bei der Sammlung der Lebens- und Glaubenszeugnisse mit, allein schon, um zu zeigen, dass die Berufung der Frau mitnichten ein Randthema ist. Sie arbeitet in der Rosenheimer Stadtteilkirche „Am Zug“ im Schwerpunkt Seniorenpastoral und erlebt immer wieder, wie sie als Seelsorgerin von der Kirche ausgebremst wird. Etwa, wenn ein Todkranker, den sie bereits länger begleitet, das Krankensakrament von ihr erbittet: „Dann muss ich erklären: es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ich gebe ihnen einen Segen, den ich ja auch geben darf als Pastoralreferentin. Wenn Sie aber das Krankensakrament wollen, muss ich jetzt einen Priester holen.“ Oft würden die Kranken dann darum bitten, dass sie das mache, sie wollten keinen anderen. Ihr tue es in der Seele weh, meint die Seelsorgerin, wenn oftmals ein herbeigeholter Priester keinerlei Beziehung zu dem Kranken habe – ganz anders als sie.

Die 150 Frauen - Pastoralreferentinnen, Religionslehrerinnen, Ordensfrauen und Studentinnen - haben zu einem sehr umfassenden Bild der Frau in der Kirche beigetragen. Wie eben Anneliese Kunz-Danhauser. Sie gesteht gerne zu, dass Frauen in der Kirche inzwischen hauptamtlich tätig sind und auch Karriere machen können. Aber zwischen der priesterlichen Berufung und der Weihe der Frau klaffe immer noch eine Lücke. Die Entwicklung verläuft „im Schneckentempo“, so Danhauser. Und sie stelle sich die Frage, ob die Frauen weiterhin die Geduld aufbringen würden, dieses Schneckentempo zu ertragen.

Umso mehr hoffen Adelheid Lappy und Anneliese Kunz-Danhauser, dass die Statements der Frauen im Buch „Weil Gott es so will“ für ein Aufhorchen in der Amtskirche sorgt. Denn beide sind sich sicher: nur durch lautstarkes Auftreten kommt Bewegung in die Kirche.

Buchtipp

"... weil Gott es so will"

Die Aussicht, dass ihre Stimmen im Zuge des Synodalen Weges endlich in der Kirche gehört werden, hat innerhalb kürzester Zeit zu dieser eindrucksvollen Sammlung authentischer Lebenszeugnisse geführte. 150 Frauen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zeichnen in ihren persönlichen Berichten das erschütternde Bild einer ungeheuren Charismen-Verschwendung, die sich in der katholischen Kirche seit Jahrzehnten ereignet hat und immer weiter ereignet.

25 € inkl. MwSt.

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Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Frauen und Kirche