Gegen das geltende Kirchenrecht

Predigerinnentag erntet Zuspruch und Kritik

Laut Kirchenrecht dürfen in Messfeiern nur Geistliche predigen. Doch Frauen in ganz Deutschland haben das nun getan. Das brachte ihnen nicht nur Lob, sondern auch Kritik ein.

Am Predigerinnentag haben Frauen in Messfeiern das das Wort Gottes ausgelegt. © aradaphotography - stock.adobe.com

Bonn – Zum zweiten Mal hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) einen bundesweiten "Predigerinnentag" veranstaltet. An zwölf Orten, darunter im Essener Dom und im "Kleinen Michel" in Hamburg, warben Frauen zumeist am Montag mit Predigten in Eucharistiefeiern oder Wortgottesdiensten für eine geschlechtergerechte Kirche. Die Initiative stieß auf Zuspruch, sorgte aber auch für Kritik.

Laut katholischem Kirchenrecht dürfen in Messfeiern ausschließlich Geistliche predigen. Bei anderen Gelegenheiten dürfen auch Laien eine Ansprache halten, "wenn das unter bestimmten Umständen notwendig oder in Einzelfällen als nützlich angeraten ist".

Reichtum und Berufung

Bei der Aktion gehe es darum, den Verantwortlichen in der Kirche zu zeigen, "auf welchen Reichtum sie eigentlich verzichten", sagte kfd-Bundesvorständin Ulrike Göken-Huismann dem Kölner Online-Portal domradio.de. Sie gehe nicht davon aus, dass Sanktionen auf den "Predigerinnentag" folgen werden, fügte Göken-Huismann hinzu, die selbst eine Predigt in Düsseldorf hielt.

In Kaiserslautern rief Ursula König am Sonntag die Frauen zu Zuversicht auf. "Gebt nicht auf, werdet nicht müde, lasst euch nicht mürbe machen." Sie wolle "eintreten für eine Kirche, in der Frauen ihre Berufung leben können, in der Frauen verkündigen können", sagte Ulrike Fendrich, die im Essener Dom sprach.

Maria 1.0 kritisiert Aktionstag

Gemeindereferentin Marianne Arndt predigte am Samstag in der Kölner Kirche Sankt Elisabeth in der Gemeinde des bekannten Sozialpfarrers Franz Meurer. Zuvor hatte sie im Deutschlandfunk erklärt, sie hoffe mit ihrer Beteiligung am "Predigerinnentag" auf Veränderungen: "Wir sind gleich und berechtigt als Frauen in dieser Kirche."

Kritisch äußerte sich die Katholikinnen-Initiative Maria 1.0 und rief die Bischöfe auf, diesen und anderen Entwicklungen entgegenzutreten. Beispielhaft verwies die Gruppierung neben dem "Predigerinnentag" auf die öffentliche Segnung homosexueller Partnerschaften sowie die Tatsache, dass Protestanten "offiziell erwünscht" die heilige Kommunion im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags empfangen hätten. "Alle drei Vorfälle mögen zur Verbürgerlichung der Kirche beitragen, sind aber mit dem katholischen Lehramt unvereinbar."

"Alle Laien sollen predigen"

Zuspruch kam dagegen vom ranghöchsten katholischen Geistlichen in Leipzig. Propst Gregor Giele nannte den "Predigerinnentag" einen wichtigen Impuls. "Alle Laien sollten das Recht haben zu predigen, denn Predigen ist ein reflektiertes Glaubenszeugnis", sagte Giele der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Wenn es von einem Politikum zu etwas Selbstverständlichem würde, wäre das ein echter Fortschritt." In der Leipziger Propstei predigen immer wieder auch Frauen, etwa bei den sogenannten Fastenpredigten.

Als offiziellen Termin für den "Predigerinnentag" wählte die kfd den 17. Mai, weil dieser laut Ökumenischem Heiligenlexikon der Gedenktag der Apostelin Junia ist. Sie wird im Römerbrief des Apostels Paulus als Apostelin erwähnt. Durch einen Übersetzungsfehler war dann jahrhundertelang von einem Mann namens Junias die Rede. Die 2016 veröffentlichte neue katholische Einheitsübersetzung der Bibel und auch die Lutherbibel von 2017 machten aus Junias offiziell wieder Junia. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Frauen und Kirche