Weltfrauentag

Beharrlich und geduldig: Frauen beraten Kardinal

Ministrantinnen im Münchner Liebfrauendom – dass das heute der Fall ist, ist auch der Frauenkommission des Erzbistums München und Freising zu verdanken. Doch dabei soll es nicht bleiben: Sie arbeitet noch an vielen weiteren Themen.

Die Frauenkommision berät Kardinal Reinhard Marx. © EOM

München – Soll ein Mann die Frauenkommission leiten? Als 2019 die derzeitige Besetzung der Frauenkommission ins Leben gerufen wurde, stand diese Frage im Raum. Denn die Leitung des Gremiums ist üblicherweise die Aufgabe der Ressortleitung Seelsorge, die Monsignore Thomas Schlichting innehat. Dies sei ein erster „Knackpunkt“ gewesen, der jedoch schnell ausgeräumt wurde, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte des Erzbischöflichen Ordinariats München, Katharina Dötsch, im Interview mit mk online. Es wurde sich auf eine Team-Lösung geeinigt: So teilen sich nun Katharina Dötsch, Monsignore Schlichting und Marion Mauer-Diesch, Referentin bei der Frauenseelsorge der Erzdiözese München und Freising, die Leitung.

Heterogene Gruppe

Derzeit besteht die Kommission aus 19 Frauen, die Kardinal Reinhard Marx für vier Jahre berufen hat. Eine „heterogene Gruppe“, sagt Hamm. Sie ist Leiterin des Fachbereichs Strategische Personalgewinnung, Berufe der Kirche und Mitglied der Frauenkommission. Die Heterogenität würde zum Beispiel bei Diskussionen zum Priestermangel der damit verbundenen Frage zu neuen Leitungsmodellen in Pfarrverbänden deutlich: „Es gibt diejenigen, die für das stehen, was heute schon in der Kirche möglich ist. Das was wir auch in der Personalgewinnung nach außen versprechen können. Und es gibt die Positionen, die sich bis hin zur Amtsfrage positionieren.“ So engagieren sich einige Frauen in der Reformgruppe Maria 2.0 oder bei „Ordensfrauen für Menschenwürde“.

Weltfrauentag


1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“. Doch bereits seit mehr als 100 Jahren wird der Internationale Frauentag begangen. Weltweit demonstrieren Frauen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen. In diesem Jahr lautet das Motto „Women in leadership: Achieving an equal future in an COVID -19 world“.

Themen der Erzdiözese in den Blick nehmen

Gemeinsam beraten all diese Frauen den Erzbischof von München und Freising in Frauenthemen. Dabei schauen sie „was sind Themen in der Diözese, was wären wichtige Handlungsoptionen und was können wir als Empfehlung weitergeben“, beschreibt Dötsch. So gab es lange keine Ministrantinnen im Münchner Liebfrauendom: Die Frauenkommission hat im Hintergrund beharrlich immer wieder nachgehakt und mittlerweile ist es der Fall. Für Katharina Dötsch und die anderen Frauen „ein Erfolg“. Außerdem hat die Frauenkommission einen Leitfaden zur geschlechtergerechten Sprache verfasst und ein Positionspapier zum Synodalen Weg veröffentlicht.  

Hilfe von Männern nötig

Edda Hamm wünscht sich für die Zukunft, dass sich „Frauen mit ihren Talenten und Kompetenzen genauso wie Männer einbringen können und dafür eine entsprechen Anerkennung bekommen“. Eine „geschlechtergerechte Kirche“ wünscht sich auch Katharina Dötsch. Beide sind sich einig, dass Veränderung Zeit braucht. Und noch etwas sei notwendig: „In einer patriarchalen Organisation wie der Kirche braucht es Männer, die ihre Netzwerke öffnen und Frauen unterstützen“, so Hamm. Im Bereich der Personalentwicklung hat sie bereits im Rahmen des Mentoring-Programms „Frauen steigen auf“ positive Erfahrungen in dem Zusammenhang gesammelt. Nicht nur deshalb schaut Edda Hamm optimistisch in die Zukunft „Wir wären alle nicht bereit, uns in der Frauenkommission zu engagieren, wenn wir nicht die Hoffnung hätten, dass wir einen Beitrag dazu leisten können, dass sich die Themen entwickeln.“

Die Erzbischöfliche Frauenkommission existiert seit 1994. Die derzeitige Zusammensetzung ist die siebte ihrer Art.

Die Autorin
Katharina Sichla
Teamleiterin mk online
k.sichla@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Frauen und Kirche