Zu sehen, wie die Menschen in Ecuador trotz ihrer Armut und in einfachsten Verhältnissen ihren Glauben leben, beeindruckt Daiser nachhaltig. „Mein Auslandsaufenthalt hat mich gelehrt, dass eine berufliche Karriere nicht der Königsweg zum Glück ist“, blickt er auf seine Zeit in Ecuador zurück. Er spürt, dass er sein Leben für andere Menschen einsetzen möchte. Warum nicht als Priester? 2012 absolviert Daiser in Passau das sogenannte Propädeutikum, das grundlegende und studienvorbereitende Jahr vor der Priesterausbildung. Ein Jahr später beginnt er mit dem Theologiestudium. In der Pastoral möchte er den Menschen, allen negativen Schlagzeilen und Zwischenrufen zum Trotz, ein positives Kirchenbild vermitteln: „Priester ist ein wunderbarer, kreativer Beruf, in dem man auf Tuchfühlung gehen kann mit Gott und den Menschen.“ Ecuador und diese andere Art von Kirche, die er dort kennengelernt hat, wird ihm hierbei immer vor Augen stehen.
Suchender, der berührbar bleibt
„Mein Herzort“, so erzählt Josef Schmid, „ist meine Heimatkirche Mariä Himmelfahrt in Partenkirchen. Hier wurde ich getauft, hier hatte ich Erstkommunion, hier war ich Ministrant, hier fand das Requiem für meinen Vater statt.“ Da wirkt es auf den ersten Blick tragisch, dass der Neupriester seine Primiz aufgrund der Corona-Hygienemaßnahmen nun ausgerechnet nicht in diesem Gotteshaus feiern kann, sondern stattdessen ins Olympiastadion von Partenkirchen ausweichen muss. Der Freiluftveranstaltung unterhalb der legendären Skisprungschanze gewinnt der 29-Jährige dennoch Positives ab: „Da ist man mobil und flexibel, der Wirt ist gleich nebenan und man sieht immerhin noch die Türme der Kirche“, lacht er.
Nach Franz Sand, dem ehemaligen langjährigen Pfarrer von Garmisch, ist Schmid nun nach 48 Jahren wieder einmal ein Partenkirchner Primiziant. Er stammt aus einer normalen katholischen Familie, versucht sich nach dem Abitur 2011 erst im Studium der Elektrotechnik, merkt nach zwei Semestern jedoch, dass dies nichts für ihn ist. Zu wenig mit Menschen. Vielleicht Pfarrer? 2013 beginnt er das Propädeutikum, im vergangenen Jahr beendet er sein Theologiestudium. Dennoch versteht sich Schmid nach wie vor als „Suchender“, als „Suchender, der berührbar bleibt“.
Dass das Priesterbild seit dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Jahr 2010 in weiten Teilen der Öffentlichkeit beträchtlich gelitten hat, blendet er dabei nicht aus. Jedoch: „Ich fühle mich von jemand anderem berufen, von Jesus von Nazareth, nicht von der Öffentlichkeit.“ Und aus tiefster Überzeugung erklärt er: „Ich bin bereit, in meinem Leben für die Hoffnung zu stehen, die wir Jesus von Nazareth nennen – in all ihren verschiedenen Ausfaltungen, egal, ob in der Schule oder bei der Begleitung in Trauersituationen.“ Schmid geht es „um eine Lebenshaltung, die frei macht und Hoffnung schenkt, ein Angebot an jeden, das Leben verantwortungsvoll zu leben.“
Von Gott bedingungslos geliebt
Knapp neun Kilometer sind es von Zolling, der Heimatgemeinde von Stefan Schmitt, bis nach Freising, der alten Bischofsstadt des Erzbistums: „Das war günstig an Jugendkorbinian: Da konnten wir nämlich immer morgens ganz bequem zu Fuß hinmarschieren und brauchten keine beschwerliche Nachtwanderung einzulegen“, erinnert sich der heute 26-Jährige. In Freising ging Schmitt übrigens auch aufs Gymnasium, allerdings nicht oben auf dem Domberg: „Da wurde ja bereits ab der fünften Klasse Latein unterrichtet, das wollte ich nicht. Ich war mehr naturwissenschaftlich interessiert.“ So entschied er sich seinerzeit fürs staatliche Josef-Hofmiller-Gymnasium mit den Ausrichtungen naturwissenschaftlich-technologisch und neusprachlich. Daneben ist er aber auch musikalisch versiert, spielt etwa Akkordeon. Zuletzt hat er an der Orgel Gefallen gefunden.
Warum nun aber Priester? Die Antwort ist erstaunlich einfach: „Nachdem ich lange Jahre Ministrant war und in der Kirche eine Heimat gefunden habe, kam ich auf die Idee, Priester zu werden.“ Gesagt, getan: Nach dem Einführungsjahr in Passau, insgesamt vier Jahren Studium in München und einem Auslandsstudienjahr in Padua steht der Zollinger jetzt vor der Priesterweihe, die ganze Ampertalgemeinde fiebert auf den großen Tag hin.
Schon als Kind ist er in die Kirche hineingewachsen und hat dort viele gute Erfahrungen gemacht – „Kirche ist für mich, wo Menschen füreinander da sind und das Leben miteinander teilen.“ Als Seelsorger will Schmitt daher den Menschen vor allem eins vermitteln: „das Gefühl, von Gott bedingungslos geliebt zu sein.“
Wegweiser des Glaubens
Mit 16 Jahren kandidierte Tobias Pastötter erstmals für den Pfarrgemeinderat in seiner Heimatgemeinde Saaldorf im Berchtesgadener Land (Dekanat Teisendorf) – prompt bekam er die meisten Stimmen. Auch 15 Jahre später ist er immer noch ein bisserl stolz auf diesen Coup zu Jugendarbeitszeiten. Nach der Mittleren Reife macht Pastötter zuerst eine Ausbildung zum technischen Zeichner. Das war dann aber doch nicht der absolute Traumjob für ihn. Sein drei Jahre älterer Bruder Bernhard hatte da bereits im Spätberufenenseminar St. Matthias in Waldram das Abitur nachgeholt und war anschließend in den Orden der Augustiner-Chorherren in Paring eingetreten. 2015 wurde er in Regensburg zum Priester geweiht.
Vielleicht, weil er „begeistert von der Botschaft Jesu“ ist, wie er sagt, vielleicht aber auch, weil er mit seinem Bruder von Kindesbeinen an eng verbunden war und beide oft und gern gemeinsam ministrierten – auch Tobias entscheidet sich für das Spätberufenenseminar. 2013 macht er sein Abitur und wählt danach ebenfalls den Weg zum Priestertum – nicht in einem Orden, sondern als Weltpriester. Er tritt in das Münchner Priesterseminar ein. Auslandserfahrungen sammelt Tobias in seinem Freijahr in Ecuador. Die Botschaft Jesu hat ihn von klein auf nicht losgelassen: „Ich will sie an die Menschen weitergeben, weil alles nur mit ihr Sinn macht“, ist er überzeugt. Die Spendung der Sakramente sieht er als „Wegweiser des Glaubens“, „die den Menschen Ziel und Richtung geben, damit es gut weitergeht“. Pastötter hat in seinem Leben „viele gute Vorbilder im Glauben“ erlebt: „So ein Vorbild will auch ich werden.“