missio-Podcast "Reisewarnung"

Die Geschichte der Mission

Retter oder Unterdrücker - Missionsgeschichte hat viele Facetten. In der neuen Folge des Podcasts "Reisewarnung" erzählt missio-Redakteurin Kristina Balbach von ihren Recherchen zum Thema. Angefangen hat sie auf dem elterlichen Dachboden.

Mit der Eleonore Woermann reiste der Großonkel der missio-Redakteurin einst nach Kamerun aus. © privat

München – Missionare bringen den einzig wahren Glauben, etwas zu essen und humanistische Bildung – das ist das Bild, das viele Menschen im Kopf haben, wenn sie das Wort „Mission“ hören. Die Heidenkinder wurden bekehrt und konnten fröhlich in die Missionsschulen gehen. Dafür gab´s eine Schüssel Reis. Zumindest die Generation der heute über 60-Jährigen hat dieses Bild noch vermittelt bekommen.

Das zweite Vatikanum hat ein neues Bild gezeichnet, schreibt Kristina Balbach in ihrem Artikel im neuen missio-Magazin: „Jetzt steht das Lebenszeugnis eines Jeden im Mittelpunkt. Es geht um Wertschätzung und darum, voneinander zu lernen.“ Die Journalistin erzählt in der aktuellen Folge des Podcasts „Reisewarnung“ von ihren Recherchen zur Missionsgeschichte.

Der Medizinmann

Sie hatte einen ganz persönlichen Grund, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Angefangen hat ihre Recherche nämlich auf dem eigenen Dachboden. Dort hat sie nach den Dingen gesucht, die sie früher im Haus ihrer Großtante so bewundert hat: Ein Häuptlingsstab, eine auf eine Tierhaut gemalte Figur, die sie als Kind immer „Medizinmann“ genannt hatte und ein altes Fotoalbum. Denn ihr Großonkel war Missionskaufmann.

Als die missio-Redakteurin vor zwei Jahren in Hamburg zur Kolonialgeschichte recherchierte, besuchte sie auch das sogenannte „Afrika-Haus“, dass von der Familie Woermann gebaut worden war. Die Woermanns hatten ihr Geld mit der Afrika-Schifffahrtslinie verdient. Hier wurden Schnaps und Waffen in die eine Richtung und Palmöl und Kautschuk in die andere Richtung transportiert. Bei diesem Besuch fiel Balbach im Flur ein Bild des Schiffs „Eleonore Woermann“ ins Auge. Dieses Bild hatte sie daheim in dem Fotoalbum schon oft gesehen, denn auf dem war ihr Großonkel 1909 nach Kamerun gereist.

Recherche bei der Missionshandelsgesellschaft

In der aktuellen Folge der Reisewarnung erzählt sie von ihren weiteren Recherchen. Sie hat Kontakt aufgenommen zur Baseler Mission, zur der die Missionshandelsgesellschaft gehörte, für die ihr Großonkel gearbeitet hat. Und schließlich führt sie auch ein Interview mit dem Missions- und Kolonialhistoriker Ulrich van der Heyden aus Berlin.

Missionskritiker sagen, dass Mission und Eroberung Hand in Hand gingen und indigene Strukturen bewusst zerstört wurden, um sowohl den Glauben als auch die europäische Herrschaft zu erweitern. Der Berliner Wissenschaftler sieht die Geschichte differenzierter.

Wissenschaftler wird zum Verteidiger der Missionare

In Afrika seien die Missionare schon vor den Kolonialherren dagewesen, berichtet Balbach von dem Gespräch. Oft hätten sie sich gegen die Kolonialherren und an die Seite der Einheimischen gestellt. Das war allerdings vor allem dann nicht so, wenn der Missionar die gleiche Nationalität hatte wie die Kolonialisten, denn dann war der Missionar auch Untertan beispielsweise des deutschen Kaisers. In Lateinamerika dagegen waren auf den Schiffen der Eroberer auch immer Missionare mit an Bord. Kolonialgeschichte und Missionsgeschichte sind dort also noch stärker miteinander verwoben.

Projektpartner verstehen die Frage nicht

Ein weiterer Aspekt war für die missio-Redakteurin, wie die Menschen vor Ort diese Fragestellung sehen. Sie hat bei Projektpartnern in aller Welt nachgefragt: „Die haben mir zum Teil geantwortet, dass sie meine Frage überhaupt nicht verstehen,“ erzählt Kristina Balbach. Das Ansehen der Kirche ist in den Ländern des globalen Südens sehr hoch. Denn Schulen oder Krankenstationen arbeiten oft vorbildlich oder sind die einzigen Einrichtungen, die noch funktionieren, wenn sich der Staat schon komplett zurückgezogen hat. Und sie kümmern sich um alle Menschen, egal welchen Glaubens.

Podcast-Tipp

Reisewarnung

Für die Regionen, in die die Redakteure von missio München reisen, gibt es oft eine Reisewarnung. Nicht nur zu Corona-Zeiten. Da, wo der Staat nicht mehr funktioniert, sind die Netzwerke der kirchlichen Einrichtungen häufig die einzigen Anlaufstellen, die überhaupt noch da sind. Für das „missio magazin“ berichten die Redakteure, was die Menschen dort bewegt – ihre Sorgen und Nöte, Krieg und Konflikt - aber auch den ganz normalen wunderbaren Alltag.

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Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de