Marienmonat Mai

Maria - ein Vorbild im Glauben

Für die einen ist Maria das Vorbild für Demut und Gehorsam. Für die anderen wurde Maria zur Namensgeberin für Reform.

Maria kann für uns heute ein Vorbild im Glauben sein. © R+R - stock.adobe.com

Am Beginn des Lukasevangeliums, das die Kindheitsgeschichte Jesu berichtet, tritt Maria ganz in der Atmosphäre des Alten Testaments auf. Das beginnt schon bei der Ankündigung der Geburt Jesu. Sie ist nach dem gleichen Schema gestaltet wie so viele Erzählungen im Alten Testament: Ein Engel kündigt das wunderbare Wirken Gottes an für etwas, das an sich unrealistisch ist, zum Beispiel, dass eine alte Frau ein Kind bekommt. Auch der spontane Einwand des Menschen – im Fall Marias: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ – gehört zu diesem klassischen Ablauf von Berufungsgeschichten.

Die zahlreichen Anklänge an das Alte Testament sollen ausdrücken: Die Verheißung, die Gott seinem Volk gegeben hat, erfüllt sich. Die Geschichte Gottes mit seinem Volk, das er aus Ägypten geführt hat, wird fortgeführt durch die Ankündigung der Geburt Jesu. Maria symbolisiert in dieser Geschichte Israel und gibt mit ihrem „Ja“ stellvertretend für das ganze Volk das „Ja“ zu Gottes Heilsplan.

Maria lässt sich auf die neue Art des Glaubens ein

Im Johannesevangelium wird Maria auf völlig andere Art eingeführt. Sie tritt bei Jesu erstem Zeichen, der „Hochzeit zu Kana“, auf. Dort ist sie es, die ihren Sohn darauf aufmerksam macht, dass der Wein ausgeht. Tatsächlich soll auch bei dieser Erzählung etwas Ähnliches ausgesagt werden wie im Lukasevangelium. Die Hochzeit ist ein sehr häufig verwendetes Bild für den Bund Gottes mit seinem Volk. Ebenso ist Wein Zeichen des Überflusses, der für die Endzeit vorhergesagt ist, wenn die Heilsgeschichte ihr Ziel erreicht.

Auch hier steht Maria wieder für das Volk Israel. Dieses sehnt sich nach einem Messias, der sich durch Zeichen und Wunder zu erkennen gibt. Wenn Jesus sie in diesem Wunsch nach einem Zeichen zunächst zurückweist, bringt das zum Ausdruck, dass es auf das innere Glauben mehr ankommt als auf äußere Zeichen. Maria lässt sich auf diese neue Art des Glaubens ein und wird so zum Urbild der Glaubenden überhaupt.

Wie so häufig bei der Beschäftigung mit biblischen Texten wird deutlich: Auch Maria ist nur vor dem Hintergrund und den Bildern des Alten Testaments zu verstehen. Sind diese aber nicht schon sehr weit entfernt? Inwiefern kann Maria etwas für die heutige Zeit aussagen?

Gott wirkt mit dem Menschen

Für mich als junge Theologin ist sie vor allem ein großes Vorbild im Glauben. Das liegt daran, dass ihre Geschichte eine ganz wichtige Grundeinsicht zum Ausdruck bringt: Gott wirkt mit dem Menschen. Wie zeigt sich das an Maria? Ein Engel Gottes verkündet ihr, dass sie einen Sohn gebären wird. Sie zweifelt zunächst, was in keiner Weise verurteilt wird. Dann geschieht das Entscheidende: Sie gibt ihr Ja.

Das bedeutet, dass das Leben mit Gott sich nicht ohne oder gar gegen mich abspielt. Es geht um beide: um Gott und den Menschen. Wenn Gott Heil wirkt, werde ich nicht zu einer Marionette, deren Fäden Gott steuert. Stattdessen handelt er gemeinsam mit dem Menschen, der ihm vertraut und in dieses Wirken einwilligt. Das sagt mir zum einen, dass Gott mich auch wirklich braucht. Wie Maria muss ich bereit sein, meinen Teil beizutragen, damit sich in der Welt etwas ändert. Es sagt aber auch etwas über Gottes liebevolles Wirken aus. Er lässt mir die Freiheit, auf seinen Ruf zu antworten.

Marienmonat Mai


Der Mai gilt in der katholischen Kirche als Marienmonat. Im Mai blüht die Natur nach dem Winter wieder richtig auf und erwacht zu neuem Leben. So passt dieser Monat zu Maria, die den Messias geboren hat, der den Tod besiegt hat. Sie steht für ein Leben in Fülle. Auf der Südhalbkugel ist der November Marienmonat, wenn dort der Frühling in voller Pracht steht. (smb)

Maria ist für mich aber auch insofern Vorbild im Glauben, dass sie überhaupt zu dieser unglaublichen Verkündigung Ja sagt. Für mich zeigt das sehr viel Mut. Und tatsächlich gehört zum Glauben Mut. Ich kann gute Argumente für den Glauben hören, ich kann gläubige Menschen erleben, die ich als sehr authentisch empfinde. Aber am Ende muss ich selbst den Sprung in den Glauben wagen.

Diesen Mut zu haben, obwohl die äußeren Umstände dagegensprechen, finde ich sehr beeindruckend. Und er passt gut in unsere Zeit. Auch unsere Umstände sind widrig. Angesichts der Corona-Krise stellen sich viele existentielle Fragen. Es fällt uns schwer, in diesem Moment zu erkennen, dass Gott es gut mit uns meint. Maria hat diesen Mut und glaubt jenseits aller Zweifel und Ängste an Gottes Heilsplan für die Menschen und willigt ein, daran mitzuwirken. Dadurch ist sie ein kaum zu überbietendes Vorbild – besonders in schweren Zeiten. (Theresia Kamp)

Der Artikel ist erstmals am 4.5.2020 veröffentlicht worden.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Der Mai und Maria