Nachhaltigkeit

Das Edith-Stein-Gymnasium auf dem Weg zur Klimaschule

Das Erzbischöfliche Edith-Stein-Gymnasium will Klimaschule werden, hierfür wurde am letzten Mittwoch der CO₂-Fußabdruck vorgestellt. Die Initiative könnte Vorbild für andere Schulen im Erzbistum werden. Noch fehlen aber ein paar Schritte bis zum Ziel.

Das Edith-Stein-Gymnasium in München-Haidhausen will Klimaschule werden © SMB/Ebelsheiser

„Macht jetzt nicht schlapp, sonst sind wir alle fucked up.“ So lautet der eingängige Appell von Lena, einer Schülerin des Erzbischöflichen Edith-Stein-Gymnasiums im Münchner Stadtteil Haidhausen, als sie in der Campuskirche der Schule im Rahmen der Vorstellung des CO₂-Fußabdrucks einen Poetry-Slam vorträgt. Die Vorstellung des CO₂-Fußabdrucks ein obligatorischer Schritt auf dem Weg des Gymnasiums zur Klimaschule. Das Programm „Klimaschule Bayern" ist eine Kooperation zwischen dem Bayerischen Kultusministerium und dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Das Hauptziel ist die Integration von Klimaschutz und Nachhaltigkeit an Schulen, um einen klimaneutralen Schulbetrieb zu fördern. Gegenwärtig nehmen rund 130 bayerische Schulen an diesem Projekt teil.

Zehn Schritte bis zur Klimaschule

Um aus einer Schule eine Klimaschule zu machen, sind formal insgesamt zehn Schritte notwendig. Auf dem Weg ist für das Edith-Stein-Gymnasium gerade Halbzeit. Nach der Gründung eines zehnköpfigen Projektteams und der Durchführung einer Auftaktveranstaltung wurden nun die jährlichen Treibhausgasemissionen der Schule mit dem CO₂-Rechner des bayerischen Kultusministeriums erfasst und bekanntgegeben. Dabei kam heraus, dass die Schule pro Jahr 267 Tonnen CO₂-Äquivalente ausstößt, wobei mit der Maßeinheit CO₂-Äquivalente (CO₂e) auch weitere Treibhausgase wie z.B. Methan, Lachgas und Fluorkohlenwasserstoffe berücksichtigt und über ihre entsprechende Klimawirkung in CO₂-Äquivalente umgerechnet werden.

Mit der Zahl von 267 Tonnen CO₂e steht das Gymnasium im Vergleich zu anderen Schulen „relativ gut da“, erklärt Ute Kistner-Grabenstein, Lehrerin und Koordinatorin des Projektteams. Wobei das Edith-Stein-Gymnasium auch deshalb besser da als andere Schulen abschneidet, weil es zuletzt für stolze 23,5 Millionen Euro grundsaniert wurde und damit emissionsärmer haushalten kann als andere.

Klimaschutzmaßnahmen folgen auf Emissionsanalyse

Das Projektteam Klimaschule wird nun die Konsequenzen aus den errechneten Zahlen ziehen und einen Klimaschutzplan erarbeiten. Dieser wird Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen vorsehen, in unterschiedlichen Handlungsfeldern wie Abfall, Wärme oder Digitalisierung.

Überrascht wurde das Projektteam vom hohen Anteil, den der Faktor Mobilität der Schülerinnen und Mitarbeiter mit einem Anteil von 59% der Gesamtemissionen ausmacht, gibt Johanna Tyllack, Lehrerin und Fachberaterin für die Umweltteams an den Schulen des Erzbistums, an. Hier könnte die Schule laut Tyllack eine Kampagne zur vermehrten Anreise mit dem Fahrrad starten. Da aber viele Schülerinnen auf den ÖPNV angewiesen sind, da sie aus einem großen Einzugsgebiet rund um München stammen, bieten anderen Sektoren wie das Schulessen wohl mehr Optimierungspotenzial. So soll beispielsweise der Anteil an regionalen Bio-Produkten in der Mensa erhöht und der von Fleischprodukten reduziert werden.

Für Bewahrung der Schöpfung sensibilisieren

Die Schülerinnen werden bereits in allen Altersklassen in das Projekt miteinbezogen und für die Bewahrung der Schöpfung sensibilisiert. „Schöpfungspädagogik“ nennt sich das Konzept, bei dem über die Bildung für nachhaltige Entwicklung hinausgehend wissenschaftliche Inhalte mit spirituellen und religiösen Motiven verbunden werden, erklärt Isabel Otterbach aus der Abteilung Umwelt des Erzbischöflichen Ordinariats.

Das Feedback der Schülerinnen auf das Engagement der Mädchenschule fällt dabei positiv aus. „Mir ist Klimaschutz sehr wichtig, denn man sieht ja die Naturkatastrophen und Überschwemmungen, die auf der Erde passieren. Ich will auch in Zukunft noch die Erde genießen können“, sagt Schülerin Johanna Fechner. Die Vierzehnjährige engagiert sich im Arbeitskreis Umweltteam der Schule, in dem Projekte für mehr Klimaneutralität angestoßen werden. Sie versucht sogar Klimademos zu besuchen, auch wenn dies auf der Schule „nicht so gerne gesehen“ werde, wie Johanna angibt.

Edith-Stein-Gymnasium könnte Vorreiter im Erzbistum werden

Das Engagement der Schule in Sachen Nachhaltigkeit stellt nicht nur die Schülerinnen glücklich, auch Papst Franziskus dürfte damit nicht unzufrieden sein. Dieser hatte zuletzt mit seiner zweiten Umwelt-Enzyklika „Laudate Deum“ die Menschheit dazu aufgerufen, rasch und umfassend gegen die Erderwärmung vorzugehen. Mit dieser naturwissenschaftlich fundierten Abhandlung habe der Heilige Vater den Klimaleugnern „den Wind aus den Segeln“ genommen, betont Schulleiter Andreas Fröhlich.

Der Weg des Edith-Stein-Gymnasiums zur Klimaschule ist das Pilotprojekt des Erzbistums München und Freising. Weitere erzbischöfliche Schulen sollen hinzukommen, wenn die „Pionierarbeit“ des Edith-Stein-Gymnasiums erfolgreich verlaufen sollte, sagt Isabel Otterbach vom Erzbischöflichen Ordinariat. Schlapp machen wird in Haidhausen zumindest so schnell niemand.

Der Autor
Wanja Ebelsheiser
Volontär beim Sankt Michaelsbund
w.ebelsheiser@michaelsbund.de