Einsatz für Artenvielfalt

Zwei Ehepaare suchen Mitstreiter für ihr innovatives Projekt

Unter dem Namen „EDEN Pilgerweg Chiemgau / Rupertiwinkel“ entwickeln vier Chiemgauer aktuell einen Pilgerweg in Südostoberbayern. Er soll das verbindende Bewusstsein für die Besonderheiten und Schönheit der Landschaft erfahrbar machen, aber auch Menschen ermutigen, sich gemeinsam in Form konkreter Aktivitäten und Projekte für den Klimaschutz und den Erhalt der biologischen Artenvielfalt in der Region zu engagieren.

Auf ihrer Pilgertour genossen die Initiatoren unterschiedliche Landschaften. © Effner

Dass klimaneutrales Leben nichts mit strikten Verboten oder dem Verlust an Lebensfreude zu tun haben muss, wissen die beiden Projektinitiatoren Martin Jochner und seine Frau Lucia Jochner-Freitag aus eigener Erfahrung. Die beiden Inzeller haben seit 2021 mit ihrer Initiative „100 x klimaneutral“ und dem Verein „3 fürs Klima“ zahlreiche Menschen in ganz Deutschland für eine bewusstere Lebensweise begeistert. Jochner engagiert sich als Biologie- und Chemielehrer am Annette-Kolb-Gymnasium in Traunstein auch für Fortbildungen zum Thema Biodiversität. Seine Frau Lucia arbeitet als Landschaftsökologin und Bildungsreferentin mit den Schwerpunkten Biodiversität und Schöpfungspädagogik.

Zum EDEN-Projekt erzählt Jochner: „Im Vorfeld haben wir festgestellt, dass in diesen Zeiten großer Unsicherheiten und tiefgreifenden Wandels immer mehr Menschen der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen am Herzen liegt. Vielen ist die Bedrohung unserer Natur bewusst, was zu dem Bedürfnis führt, etwas zurückzugeben.“ In Form eines Pilgerwegs soll das EDEN-Projekt die charakteristischen Ökosysteme der eigenen Heimat erlebbar machen. Das Projekt soll dabei naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit einer zeitgemäßen Form von Spiritualität und Sinnstiftung verbinden und zukunftsweisende Formen des aktiv-kreativen Zusammenwirkens zwischen Mensch und Natur entwickeln.

Erster Testlauf startete im Spätsommer

Zu einem konkreten Projekt verdichtet haben die beiden Jochners ihre Idee im Rahmen des sechsmonatigen Start-up-Camps „Startrampe“ in Traunstein. Mit Unterstützung von Expertinnen des Campus St. Michael in Traunstein und des Impact Hub München wurden dabei mehrere Gründerteams bei der Umsetzung von Geschäftsideen für eine nachhaltige Lebensweise begleitet. Unterstützung bekamen die beiden Inzeller von einem gleichgesinnten Ehepaar aus Traunstein: Wolfgang und Martha Selbertinger. Er arbeitet als Landschaftökologe an der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Sie ist als Betriebswirtin und Wirtschaftsmediatorin in den Bereichen Konfliktmanagement, Bürgerbeteiligung und Weiterbildung tätig.

Im Rahmen eines ersten Testlaufs für Erfahrungen haben sich die vier im Spätsommer selbst auf eine sechstägige Pilgertour begeben. Der Weg führte von Palling über viele kleine Orte nach Tengling, weiter über Kirchanschöring, Wonneberg und Traunstein bis zum Kloster Maria Eck in Siegsdorf und weiter nach Inzell. „Auf unserem Weg haben wir Künstler, Ordensleute, Kommunalpolitiker, Visionäre, Landwirtinnen oder Zufallsbekanntschaften getroffen“, erzählt Wolfgang Selbertinger. „Wir waren erstaunt über die große Offenheit, Freundlichkeit und das Interesse der Leute, ungeachtet ihrer jeweiligen Berufe oder Lebensentwürfe“, ergänzt Jochner-Freitag. „Für uns Chiemgauer war es etwas Besonderes, vor unserer Haustür ganz neue Wege und unbekannte Flurdenkmäler zu entdecken, den Wechsel unterschiedlicher Landschaften zu spüren oder plötzlich vor einer innig ineinander verschlungenen Eiche und Buche zu stehen“, ergänzt Martha Selbertinger.

Weitere Mitstreiter gesucht

Um das EDEN-Projekt Wirklichkeit werden zu lassen, suchen die vier Pioniere bis Ende des Jahres weitere Mitstreiter. „Ein gutes Miteinander von Mensch und Natur ist nicht nur dringend nötig, sondern auch möglich“, fassen die vier Visionäre ihr Anliegen zusammen.

Als Kunde kann man sich an der Finanzierung ausgewählter Projekte und Maßnahmen beteiligen und einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region leisten. Privatpersonen können entlang des Pilgerweges auf ihrem Grundstück Maßnahmen für Biodiversität und Klimaschutz umsetzen. Ebenso gefragt sind Übernachtungs-, Verpflegungs- oder Gesprächsangebote für Pilger. Nähere Informationen gibt es per E-Mail an lem.jochner@web.de. (Axel Effner. Der Autor ist freier Mitarbeiter bei der Münchner Kirchenzeitung)