Zum Tod von Benedikt XVI.

Bayern trauert um "seinen" Papst

Persönlichkeiten aus Kirche und Politik in Bayern äußerten sich zum Tod des emeritierten Papstes. Darunter auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx.

Im Münchner Liebfrauendom liegt ein Kondolenzbuch aus. © SMB/Schmid

Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat in seiner bayerischen Heimat zu ersten Reaktionen geführt. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte: "Wir trauern um einen treuen Zeugen der Liebe Gottes und einen bedeutenden Lehrer der Kirche, dessen Verkündigung bereits zu seiner Zeit als Münchner Erzbischof weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus strahlte." Sein Wort habe weltweit Aufmerksamkeit gefunden, auch bei Angehörigen anderer Religionen, in Politik und Gesellschaft. "Wir sind ihm zutiefst dankbar für seinen jahrzehntelangen Einsatz, seine exzellente Theologie und sein beeindruckendes Lebens- und Glaubenszeugnis. Sein Vermächtnis wird weiterwirken."

Der Passauer Bischof Stefan Oster würdigte Benedikt als "einen großen Sohn unserer Heimat und unseres Bistums, einen Freund der bayerischen Lebensart und Kultur, einen Denker mit dem Herzen". Intellektuelle Brillanz seien bei ihm "wundersam geeint" gewesen mit dem "vertrauensvoll gewordenen Glauben eines Kindes".

Oster ging in seinem Nachruf auch auf die Rolle von Joseph Ratzinger im katholischen Missbrauchsskandal ein. "Wir verlieren einen Mann, der in den letzten Jahren seines Lebens noch sehen musste und auch eingestanden hat, als Erzbischof von München und freising Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir verlieren aber auch einen Mann, der als Präfekt der Glaubenskongregation entscheidend dazu beigetragen hat, dass das Problem des Missbrauchs in der Kirche in seiner ganzen Dramatik erkannt wurde und der deshalb wesentliche Veränderungen angestoßen hat."

Glockengeläut und Kondolenzbücher in Bayern

Im Erzbistum München und Freising wurden die Pfarreien angewiesen, in den nächsten Tagen jeweils um 16 Uhr die Kirchenglocken für eine Viertelstunde läuten zu lassen. In den Domen, aber auch in Altötting und in Ratzingers Geburtsort Marktl am Inn werden Kondolenzbücher aufliegen. Unter der Überschrift "Vergelt's Gott, Papst Benedikt XVI." wurde auf der Internetseite www.benedictusxvi.org eine Möglichkeit für digitale Beileidsbekundungen freigeschaltet. Außerdem wird es Gedenkgottesdienste geben.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner bezeichnete den Verstorbenen am Samstag als eine der "bedeutendsten Persönlichkeiten Bayerns, Deutschlands und weltweit". Auch nach seinem Rücktritt 2013 sei er als Buchautor und "Theologe mit großem Weitblick bei den Menschen hochgeschätzt" gewesen. "Seinen Ideen und Analysen schenkten auch jene Beachtung, die ihnen nicht zustimmten." Die Parlamentspräsidentin würdigte die anhaltende Verbundenheit Benedikts mit seiner Heimat. "Auch deshalb erfuhr er gerade bei uns in Bayern große Verehrung."

Söder: Besuch von Benedikt XVI. in Bayern 2006 unvergessen

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, "wir trauern um unseren bayerischen Papst. Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr." Er denke an viele bewegende Begegnungen mit Benedikt zurück. Viele Menschen in seiner Heimat würden ihn nicht nur als Papst, sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Dessen mehrtägiger Besuch 2006 in Bayern sei unvergessen.

Zu Ehren des Verstorbenen ordnete der Ministerpräsident Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat für den heutigen Samstag sowie den Tag der Beisetzung an. (kna)