Achtsamkeits-Apps im Test

Digitale Wege aus dem Alltagsstress

Es vibriert, es klingelt oder man wischt sich schnell mal quer durchs Internet - das eigene Smartphone ist für viele Menschen ein Stressfaktor. Man kann das Handy aber auch zum Runterfahren und Entspannen nutzen. Wir haben verschiedene Achtsamkeit-Apps getestet.

Meditations-Apps versprechen Klänge, Atemprogramme oder Einschlafgeschichten. © irissca - stock.adobe.com

Es ist unser ständiger Begleiter, schon früh am Morgen hilft es uns beim Aufstehen, viele nutzen es im Arbeitsalltag und abends kurz vor dem Einschlafen wird nochmal das Internet nach Neuigkeiten oder Trends durchstöbert. Die Rede ist vom Handy. In einer Welt, die immer in Bewegung ist, Stress und Hektik für viele zum Alltag dazugehören, können wir das Handy aber auch zum Runterfahren und Entspannen nutzen. Denn immer mehr Menschen suchen im Alltagsstress nach Momenten der Ruhe und Gelassenheit. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Apps, die bei Meditationen, Achtsamkeitsübungen und Stressabbau helfen sollen und so zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens führen können. 

Was aber taugen solche Apps wirklich? Ich wollte es wissen und habe es mir zur Aufgabe gemacht, innerhalb von zwei Wochen verschiedene Achtsamkeit-Apps zu testen. Das war für mich durchaus erst einmal Neuland, da ich generell niemand bin, der regelmäßig meditiert oder zum Einschlafen Übungen macht. Vor einigen Jahren habe ich regelmäßig und gerne Yoga praktiziert, wofür ich in den vergangenen Jahren aber leider nicht mehr die Zeit hatte. Da ich jemand bin, der oft starke Kopfschmerzen hat, habe ich in meiner Jugend autogene Einschlafübungen und Lockerungsübungen gemacht.

Viele Apps, die das Gleiche versprechen

Bevor es ans Testen ging, habe ich im Internet nachgeschaut, was es für Apps gibt, was diese anbieten und wie die Rezensionen sind. Vorab: Es gibt unzählige Apps, die aber überwiegend das Gleiche versprechen. Anfangs war ich etwas verunsichert, da in vielen Apps stand, dass diese vor allem gegen Panikattacken, Depressionen und Schlafprobleme helfen sollen. Da keines der genannten Symptome auf mich zutrifft, hat mich das zunächst abgeschreckt und meine Lust, die Apps zu testen, gemildert. Nach zwei Tagen habe ich den Selbsttest dann aber doch in Angriff genommen.

Letztendlich habe ich mich aufgrund der Rezensionen und des Erscheinungsbilds für die Apps „Calm“ und „7Mind“ entschieden. Die App „Calm“ habe ich etwas ausführlicher getestet, weshalb die Rezension dazu umfangreicher ist.

Die Meditations-App „Calm“ verspricht beruhigende Klänge, Atemprogramme und Einschlafgeschichten, die für einen besseren Schlaf, weniger Stress und einen insgesamt entspannteren Lebensstil sorgen sollen. Da muss ich sagen, das klingt vielversprechend! Besser schlafen, Stress reduzieren und im Alltag herunterkommen und das alles mit nur einer App, das wäre ziemlich genial. Auch wenn das Einschlafen bei mir kein Problem darstellt, so ist, glaube ich, das Problem, dass ich zu spät ins Bett gehe und daher sehr wenig schlafe. Und viel Stress im Alltag trifft nach längerem Überlegen auch auf mich zu.

Entspannungslieder oder Naturmelodien

Calm ist sowohl für iOS als auch für Android verfügbar, und ich finde das Design sehr ansprechend gestaltet. Die Bedienung ist sehr benutzerfreundlich, so können Meditationstechniken auf eine einfache Weise erlernt und in die tägliche Routine eingebaut werden. Die ersten sieben Tage sind kostenlos und gelten als Testversion, danach bekommt man für knapp 40 Euro im Jahr eine Premiumversion mit über hundert Meditationen, Einschlafgeschichten und Musik. Dazu gehören Gute-Nacht- oder Entspannungslieder und Naturmelodien. Der Download geht schnell, danach muss man sich registrieren und bekommt eine Bestätigung per Mail.

Aus meiner Sicht bietet die App eine große Bandbreite an Meditationen, von kurzen Atemübungen bis hin zu längeren Übungen für eine tiefe Entspannung. Gestartet habe ich gleich nach dem Aufstehen mit einer geführten Atemübung, die mich auf den Arbeitstag vorbereiten sollte. Die Stimme, die mit mir sprach, war sehr ruhig, und die sanfte Hintergrundmusik sollte mich bestens auf den Tag einstimmen. Die Meditation dauerte ungefähr zehn Minuten . Danach fühlte ich mich zwar entspannt, aber nicht wirklich wach und hätte mich gerne wieder hingelegt. Das war wohl nicht der Sinn der Übung. Denn eigentlich dient „Daily Calm“ dazu, mit einer positiven Einstellung in den Tag zu starten, ohne lange nach einer Meditation zu suchen. Am Abend versuchte ich es mit einer Einschlafübung. Die Auswahl war wirklich groß und überforderte mich leicht. Die Einschlafgeschichten dauern meistens 20 bis 30 Minuten, was mir persönlich zu lang ist, und starten wieder mit einer Atemübung. Die Erzählweise ist sehr angenehm. Neben den Geschichten gibt es aber auch die Möglichkeit, mit Naturgeräuschen einzuschlafen.

Starke Fokussierung auf das Einschlafen

Insgesamt fand ich die App sehr ansprechend. Gefallen hat mir das wechselnde Layout. Während es über den Tag verteilt heller ist, wechselt es am Abend zu einem dunkleren Farbton, das Licht soll dabei ebenfalls beim Einschlafen helfen. Ansonsten ist die Hintergrundkulisse – ob Strand, gemütliches Kaminzimmer oder Bergpanorama – frei wählbar. Es gibt verschiedene Kategorien. So finden Sie zum Beispiel Bewegungsübungen, die mir persönlich am besten geholfen und gefallen haben. Aber auch Klangwelten mit Regen, Meergeräuschen und Musik. Es gibt kurze Übungen für die Arbeit, Atemübungen für Anfänger und Fortgeschrittene und Stimmungschecks. Bei den Stimmungschecks wirst du gefragt, wie es dir geht und wie du geschlafen hast. In deinem persönlichen Profil kannst du schauen, an welchen Tagen du meditiert hast, wie sich dein Gemütszustand entwickelt hat und wie lange deine Meditationen gedauert haben. Die App bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten an und ist sehr übersichtlich. Nicht gefallen hat mir allerdings, dass man vorab ein Abo abschließen muss und sie sich sehr stark auf das Einschlafen fokussiert. Ich hatte nicht den Eindruck, dass mein Schlaf sich dadurch verbessert hat und ich mich allgemein „glücklicher“ gefühlt habe. 

Deshalb auf zur nächsten App. Von „7Mind“ gibt es eine Gratisversion. Sie beinhaltet allerdings nur Grundlagen. Die Vollversion gibt es im Abo für knapp neun Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr. Sie soll für jede Situation Meditationen bieten und Stress vorbeugen. Vor allem verspricht sie ein höheres Empfinden von Glück, Gesundheit oder Kreativität. Es gibt Imaginations- oder Emotionsübungen, die gegen Angst und Wut helfen sollen.

Gut für Anfänger 

Das Schöne an der App ist, dass sie auf Grundlagen aufbaut, die immer erweitert werden. Wenn es im Arbeitsalltag zu stressig wird, gibt es bei „7Mind“ sogenannte „Zwei-Minuten-Meditationen“. Mit der Funktion „7Minder“ können die Nutzer sich Erinnerungen schicken lassen, die im Alltag die Aufmerksamkeit trainieren. Mir hat es gut gefallen, dass ich über den Tag Push-Nachrichten auf mein Handy geschickt bekommen habe, wo zwischendurch „Schließe kurz die Augen und nimm deinen Körper wahr“ steht. 

Das Design der App ist sehr schlicht und zurückhaltend gestaltet. Auch diese App ist in der Anwendung sehr einfach und es dauert nicht lange, bis man sich darin zurechtgefunden hat.

Abschließend glaube ich, dass es sich bei beiden Apps um gute Möglichkeiten handelt, dem Alltagsstress zu entfliehen und ein bisschen abzuschalten. Vor allem für Anfänger sind die Apps zum Einstieg gut und leicht in der Anwendung.

Ich persönlich muss mir aber eingestehen, dass das kein Format ist, das mir im Alltag hilft. Es kam öfter vor, dass ich vergessen habe, dass ich die Apps testen wollte, und es mich manchmal mehr gestresst hat, zwischendurch noch eine Meditation herauszusuchen. Da das Meditieren eher nichts für mich ist, haben die Apps mir nicht wirklich weitergeholfen. Für Meditationsbegeisterte können sie aber durchaus eine Hilfe beim Einschlafen und Abbauen von Stress sein.

Volontärin
Pauline Erdmann
Münchner Kirchenzeitung
p.erdmann@michaelsbund.de