Diözesaner Begleitkurs zu "Liturgie im Fernkurs"

Das Taufbewusstsein stärken

Die Abteilung Liturgie im Münchner Ordinariat bietet ab April 2024 zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung ergänzend zum bekannten Fortbildungslehrgang "Liturgie im Fernkurs" einen 18-monatigen Begleitkurs an. Was dort gelernt werden soll, erklärt der zuständige Fachreferent im Interview.

Der Begleitkurs will auch das Taufbewusstsein der Gläubigen stärken. © Maykol Nack - stock.adobe.com

mk online: Warum genau haben Sie diesen neuen Begleitkurs entwickelt?

Michael Wagner, Fachreferent für Liturgie im Erzbischöflichen Ordinariat München: Nach unserem Liturgieverständnis besuchen die Gläubigen nicht einfach eine gottesdienstliche Veranstaltung, sondern jede und jeder Getaufte ist selbst Mitfeiernde und Mitfeiernder der Liturgie, Konzelebranten, wenn Sie so wollen. Der Einladung Gottes folgend, kommt Liturgie durch unser aller Tun zustande. Und darum sollen auch alle Mitfeiernden bestens Bescheid wissen, was wir da gemeinsam tun. Die liturgische Bildung hat uns Papst Franziskus mit seinem Apostolischen Schreiben „Desiderio desideravi“ im vergangenen Jahr als eine wichtige Aufgabe neu ans Herz gelegt. Neben unseren etablierten Liturgiekursen – vor allem dem zweitägigen Grundkurs Liturgie – ist Liturgie im Fernkurs ein intensives Kursformat für alle, die die liturgietheologischen Grundlagen studieren möchten. Wir unterstützen dieses Fernstudium durch einen Begleitkurs, in dem wir die Studierenden beim Selbststudium mit einer Studiengruppe begleiten und zusätzliche Informationen und Vertiefungen zur Verfügung stellen.

Wie ist dieser Begleitkurs inhaltlich und strukturell aufgebaut? 

Wagner: Inhaltlich folgt der Begleitkurs dem Fernstudium „Liturgie im Fernkurs“ und seinen Themen. Es geht, um nur ein paar Inhalte aufzugreifen, um das Kirchenjahr, die theologischen Grundlagen der Liturgie, um verschiedene Gottesdienstformen, um verschiedenen Dienste, um Musik, um Kirchenbau und viele andere Themen. Zu jedem Lehrbrief wird es ein Studientreffen geben. Strukturell werden wir auf das eingehen, was die Teilnehmenden brauchen, damit sie die verschiedenen Inhalte im Selbststudium gut aufnehmen und in den praktischen Übungen vertiefen können. Wir unterstützen sie, damit sie, wer möchte, auch die Abschlussprüfung ablegen können. Man kann aber das Fernstudium auch nur mit einem Teilnahmezertifikat abschließen.

Liturgie im Fernkurs


Seit 1985 bietet das Deutsche Liturgische Institut in Trier, eine Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz, den 18-monatigen Fortbildungslehrgang „Liturgie im Fernkurs“ an. Der staatlich zertifizierte Lehrgang richtet sich an alle, die in ihren Gemeinden Gottesdienste oder liturgische Angebote mitgestalten wollen, also ehrenamtliche Gottesdienstbeauftragte, Lektoren und Kommunionhelfer, aber auch Kantoren oder Organisten. Das Studium des Fernkurses setzt einen Bildungsstand voraus, der etwa der Mittleren Reife entspricht. Themen sind unter anderem das Kirchenjahr, Theologie, Bestandteile von Gottesdiensten, die Eucharistie, die Sakramente oder Musik. Die Kurse beginnen jeweils im April und Oktober und dauern 18 Monate. Sie umfassen insgesamt zwölf Lehrbriefe und drei digitale Medien, die im Selbststudium erarbeitet werden. Dazu gibt es konkrete Aufgaben und praktische Übungen, weiterführende Infos und zahlreiche praktische Tipps. Gemeinsame Studienwochenenden ermöglichen den Austausch mit anderen Kursteilnehmern. (mk)

Wer hat den Kurs entwickelt und was ist das Hauptanliegen hierbei?

Wagner: Zum einen ist es ein Kooperationsangebot des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier an die Diözesen zur intensiven liturgischen Bildung, das wir gerne aufgreifen. Zum anderen gestalten aber wir, die Abteilung Liturgie und die Katholische Erwachsenenbildung in der Erzdiözese, den Ablauf des Begleitkurses selbst. Wir können also ganz auf die Teilnehmenden und ihre Bedarfe eingehen. Unser Hauptanliegen ist, jene Gläubigen, die tiefer die liturgietheologischen Grundlagen des gemeinsamen gottesdienstlichen Tuns studieren möchten, in diesem Anliegen zu unterstützen. Letztlich geht es darum, das Taufbewusstsein der Gläubigen zu stärken. Wenn wir Liturgie feiern, kommt Gott uns entgegen, wir begegnen Gott. Aufgrund von Taufe und Firmung – wir sprechen hier vom gemeinsamen Priestertum – feiern die Gläubigen die Gottesdienste der Kirche „voll, bewusst, gemeinschaftlich, tätig und mit geistlichem Gewinn“ mit. Die Getauften sind nicht Objekte des priesterlichen oder hauptamtlichen Tuns, sondern Subjekte ihres gottesdienstlichen Handelns. Mit Christus, dem Haupt, vollzieht der ganze Leib Christi die Liturgie. Und darum liegt uns sehr am Herzen, die liturgische Bildung der Gläubigen zu fördern.

Erhoffen Sie sich hier auch einen Impuls für die Arbeit in den Pfarreien vor Ort?

Wagner: Natürlich erhoffen wir uns auch irgendwann Impulse für das gottesdienstliche Leben in den Pfarreien. Es verändert selbstverständlich das Mitfeiern, wenn wir wissen, warum wir was jetzt machen. In jedem Liturgiekurs gibt es mindestens einmal den Aha-Effekt: „Ah, so ist das!“ Wenn ich weiß, warum der Antwortpsalm notwendig ist oder, dass die Grundhaltung des Christen das Stehen ist, oder wenn ich um die Bedeutung und Gestalt der Fürbitten weiß, um nur ein paar Beispiele zu nennen – dann kann im Gottesdienst vieles bewusster und voller mitvollzogen und mitgefeiert werden. Allerdings darf man von dem ersten Kurs, mit dem wir jetzt starten, auch nicht zu viel erwarten. Ich setze da eher darauf, dass sich dieses Format hoffentlich in der Erzdiözese etablieren und dann seine Wirkung in den Pfarreien unserer Erzdiözese entfalten kann. Wir haben in der Erzdiözese gerade eine liturgische Qualitätsoffensive unter dem Titel „Qualitätvoll feiern“ gestartet. Je mehr Getaufte vor Ort wissen, warum und wie sie Liturgie feiern, umso intensiver und tiefer werden sie auch die Gottesdienste mitfeiern. Das stärkt die eigene Spiritualität.

Wo erhält man weiterführende Informationen?

Wagner: Wir haben eine eigene Seite auf unserer Homepage eingerichtet. Selbstverständlich stehe ich auch für weitere Fragen zur Verfügung. Ich bin per E-Mail zu erreichen. Es ist vielleicht gut zu wissen, dass wir ab einer Kursgröße von zehn Personen diözesanweit, was wir hoffentlich erreichen, ein attraktives preisliches Angebot machen können. Es ist sozusagen die letzte Chance, noch zu diesem Preis „Liturgie im Fernkurs“ zu absolvieren.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de