Corona-Pandemie

Münchner Benediktiner: Obdachlose bei Impfung nicht vergessen

Emmanuel Rotter engagiert sich in seiner Abtei Sant Bonifaz für Menschen, die auf der Straße leben. Ihn treibt die Frage um: Wie werden Obdachlose kontaktiert, wenn ein Impfstoff für sie bereit steht?

Die Abtei Sankt Bonifaz ist ein Anlaufpunkt für viele Obdachlose. (Bild: Archiv) © Kiderle

München – Der Münchner Benediktiner Emmanuel Rotter wünscht sich, dass die Obdachlosen bei der Corona-Impfung nicht vergessen werden. Schätzungsweise 80 Prozent von ihnen hätten Vorerkrankungen und gehörten deshalb einer Risikogruppe an, sagte der gelernte Krankenpfleger der Münchner Straßenzeitung "BISS" (Bürger in sozialen Schwierigkeiten). Er hoffe, dass Arztpraxen wie die in seiner Abtei Sankt Bonifaz "kontaktiert werden, wenn Impfstoff für unsere Patienten da ist". Noch wisse er aber nicht, "wie das genau ablaufen soll".

Der Ordensmann und sein Team müssen ihre Angebote für Menschen, die auf der Straße leben, derzeit stark einschränken. So kann wegen der Abstandsregeln kein warmes Essen ausgegeben werden. Duschen und Kleiderkammer sind nur noch an zwei statt an vier Tagen offen, die Arztpraxis könne aber weiterhin viermal in der Woche aufgesucht werden. In ihr werde auch ein Mund-Nasenschutz ausgegeben.

Schnelltests werden veranlasst

Frater Emmanuel sagte, einige seiner Gäste seien schon an oder mit Corona gestorben. "Wir messen bei Patienten, die zu uns in die Arztpraxis kommen, immer Fieber, machen Schnelltests und im Zweifel veranlassen wir auch einen PCR-Test. Wenn jemand positiv ist, kümmert sich die Stadt darum, dass er oder sie ein Zimmer in einer Pension bekommt und dort in Quarantäne kann."

Viele Obdachlose mieden Massenunterkünfte wie die Bayernkaserne aus Angst vor Ansteckung, berichtete der 54-Jährige. Weil weniger Leute auf den Straßen unterwegs seien, fielen außerdem Einnahmemöglichkeiten aus Betteln und Flaschensammeln weg. (kna)

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