Ausbildung trotz Corona

Jungen Menschen Mut machen

Wo Auszubildende sonst fleißig Haare schneiden, Hotelgäste betreuen und Mittagessen zubereiten, steht im Berufsbildungs- und Jugendwerks Don Bosco Aschau am Inn im Moment vieles still. Trotzdem will man in diesen schwierigen Zeiten für die jungen Menschen da sein.

Pandemiebedingt ist der kleine Frisörladen von Don Bosco Aschau am Inn in der Zweigstelle Mettenheim derzeit geschlossen. (Das Foto wurde vor der Corona-Pandemie aufgenommen.) © SDB/Klaus D. Wolf

Das Hotel so gut wie leer, keine Tagungen, der Friseurladen dicht, Gärtnerei, Großküche, Näherei und Wäscherei mit erheblichen Umsatzeinbrüchen und bis zu 90 Prozent Kurzarbeit in den verschiedenen Bereichen. Christian Kunde, seit Sommer vergangenen Jahres Gesamtleiter des Berufsbildungs- und Jugendwerks Don Bosco Aschau am Inn, zieht mitten im Lockdown eine erste Zwischenbilanz. „Corona fordert uns erheblich“, sagt der 37-Jährige ernst. In die täglichen pädagogischen, technischen und pandemiebedingten Herausforderungen in der Begleitung der jungen Menschen – der komplette Ausbildungsbereich ist seit Mitte Dezember auf Fern- sowie Hybridlehre umgestellt – mischt sich immer stärker die Sorge um erhebliche wirtschaftliche Folgen. Die Einrichtung hat Pandemie-Verluste in Millionenhöhe. Ein Ende der Einbrüche – nicht in Sicht.

Umsatzeinbrüche durch Lockdown

„Das ist das Problem. Es ist nicht absehbar, wie lange das noch so geht“, meint Kunde. Er sei froh, mit den Salesianern Don Boscos einen starken, bundesweit aufgestellten Träger im Hintergrund zu haben, der finanziell unter die Arme greife und derzeit hohe Kredite gewähre. Wie das einmal zurückgezahlt werden könne, diese Frage bereitet dem studierten Pädagogen und Wirtschaftswissenschaftler bereits heute Sorgen. „Das Hotelzimmer, das ich heute nicht vermieten kann, das kann ich nächste Woche nicht zweimal belegen.“

Mit staatlicher Unterstützung, über die finanzielle Pufferung der Kurzarbeit hinaus, könne das Berufsbildungs- und Jugendwerk derzeit nicht rechnen. Ausbildungs- und Tagungshotel, Friseurladen, Gärtnerei sowie die weiteren, von hohen Umsatzeinbrüchen betroffenen Dienstleistungsbereiche der Einrichtung, gelten nicht als eigenständige Unternehmungen. Heißt: Umsätze, die zum Beispiel aus der Belieferung von Kindergärten und Schulen durch die einrichtungseigene, EU-zertifizierte Großküche oder die Beherbergung und Verpflegung von Tagungsgästen generiert werden, bewegen sich – in Relation zum pädagogischen Bereich – in einem niedrigen prozentualen Bereich der Gesamteinrichtung. „Die Verluste in Millionenhöhe sind da, aber aus den sogenannten Novemberhilfen, welche die von der Schließung betroffenen Betriebe retten und erhalten sollen, fallen wir als verbundenes Unternehmen derzeit raus“, berichtet Kunde.

Hoffnung auf Spender und heimische Wirtschaft

„Krise kann ich“, hatte der ehemalige Pionieroffizier der Bundeswehr bei seinem Amtsantritt im August versichert. Ein halbes Jahr später bekräftigt er seine Haltung. Eine zügige Situationsanalyse, ein schnelles Handeln sowie das Treffen und Durchsetzen von Entscheidungen, auch unter großer Unsicherheit und Ungewissheit, und dabei das große Ganze – das Wohl des jungen Menschen – und die Zukunftsstrategie nicht aus den Augen zu verlieren, seien seine Stärken und helfen in der aktuellen Corona-Steuerung, erklärt Kunde.

Einen Großteil seiner Arbeitszeit steckt der Gesamtleiter derzeit ins Corona-Management: Das stetige und ständige Anpassen der Hygienekonzepte, das Nachverfolgen von Covid-Fällen und Kontaktpersonen, die Absprachen mit dem Gesundheitsamt und Vertragsärzten sowie nicht zuletzt eine dauerhafte Motivations- und Überzeugungsarbeit gegen die Corona-Müdigkeit seien gefragt, um die Krise zu bewältigen und die Ausbildung sicherzustellen.

Berufsbildungs- und Jugendwerk Don Bosco


Das Berufsbildungs- und Jugendwerk Don Bosco Aschau am Inn ist seit 1950 eine Einrichtung der beruflichen und gesellschaftlichen Rehabilitation junger Menschen mit einem besonderen Hilfe- und Förderbedarf sowie Angeboten der Jugendhilfe an den Standorten in Aschau-Waldwinkel und Mettenheim. Derzeit erhalten rund 200 Jugendliche und junge Erwachsene eine berufliche Erstausbildung oder Berufsvorbereitung.

Seine Hoffnung setzt Kunde aber auch in die heimische Wirtschaft und in die Unterstützung durch Menschen, die das Anliegen der Einrichtung, die Sorge um eine gelingende Zukunft benachteiligter junger Menschen teilen und ihre Verbundenheit ausdrücken möchten. „Ich hoffe zum Beispiel auf Kooperationen mit Unternehmen, die Patenschaften übernehmen, auf Privatleute, die helfen wollen, auf Menschen, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht so stark betroffen sind oder von den Hilfsprogrammen der Regierung profitieren und einfach etwas zurückgeben und sich für die Zukunft junger Menschen einsetzen möchten. Zusammenhalt als Gesellschaft funktioniert auch ohne Regierungsverordnungen, beim Abstandhalten ebenso wie bei gegenseitiger Hilfe“, betont er und zeigt sich hoffnungsstark.

Hoffnungsträger sein

Dabei gelte es zuvorderst, auch die Situation und die Bedarfe der jungen Menschen im Blick zu halten. Abseits von finanziellen Aspekten bieten Praktika den Rehabilitanden von Don Bosco Aschau Chancen, ihre Fähigkeiten auszuloten und unter Beweis zu stellen. „Wir müssen den jungen Menschen Mut machen und Hoffnungsträger sein, gerade in diesen für sie schwierigen Zeiten. Jeder weitere Praktikumsplatz bringt uns weiter“, erklärt der Pädagoge. Auch an technische Ausstattung sei zu denken. Vielen Jugendlichen fehle es an der nötigen Ausstattung mit digitalen Endgeräten, Datenvolumen oder einfachen Notebooks mit Internetanschluss. Der „Digitalpakt Schule“ greift aufgrund fehlender Antragsberechtigung nicht, sodass alles aus eigener Kraft zu stemmen ist.

Die Einrichtung zehre gerade vor allem aus Investitionsrücklagen, die zum Beispiel für den dringenden Austausch der IT-Infrastruktur der Einrichtung vorgesehen waren. Diese Projekte müssen vorerst in die Zukunft verlagert werden. Christian Kunde: „Das ist natürlich dann prekär, wenn man gleichzeitig auf Fernlehre umstellen muss. Aber ein echtes Patentrezept hat wohl derzeit keiner.“ Jetzt zu resignieren ist für ihn keine Alternative. Mit viel Kreativität, Fleiß und Anstrengung, tollen Netzwerkpartnern und Förderern sowie den hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung gelte es jetzt mehr denn je, hoffnungsvoll nach vorne zu schauen. „Und vielleicht findet sich ja der eine oder die andere, der/die unser Anliegen teilt und unsere Arbeit unterstützt – damit das Leben junger Menschen gelingt.“ (Katharina Hennecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos)

So können Sie Don Bosco Aschau am Inn unterstützen

Unternehmer und Privatpersonen, die das Berufsbildungs- und Jugendwerk Don Bosco Aschau am Inn in der Corona-Krise unterstützen möchte, können dies auf unterschiedliche Art und Weise realisieren, zum Beispiel durch:

  • Sachspenden in Form von IT-Ausstattung: digitalen Endgeräten, Laptops, Servern und so weiter
  • Ausbildungspatenschaften
  • Bereitstellung von Praktikumsplätzen
  • Geldspenden
  • Ehrenamtsarbeit

Spendenkonto:
Kontoinhaber: Don Bosco Aschau am Inn Kreissparkasse Altötting – Mühldorf
IBAN: DE10 7115 1020 0000 1099 00
BIC: BYLADEM1MDF
Verwendungszweck: Spende DB Aschau

Für Fragen steht Gesamtleiter Christian Kunde zur Verfügung:
Telefon 08638 / 64-0 oder info@donbosco-aschau.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie