Dachau – Als er 1996 als Berufsanfänger nach Mariä Himmelfahrt in Dachau kam, hatte der Organist Rainer Dietz mit seinem Instrument so seine Schwierigkeiten. Die Staller-Orgel stammte aus der Nachkriegszeit und verfügte dementsprechend über kein besonders gutes Material. Schnell war Dietz klar: Diese Orgel lässt sich nicht in einen vernünftigen Zustand bringen, es muss ein neues Instrument her. Doch erstmal wurde die 1956 eingeweihte Kirche im Jahre 2007 renoviert.
Material für Klang der Orgel entscheidend
2013 war der Weg für die neue Orgel frei: Den Zuschlag erhielt die Firma Kaps aus Eichenau bei München. Dietz, neben seiner Tätigkeit als Organist auch Orgelsachverständiger, legte Wert auf ein technisch wie klanglich hochwertiges Instrument. Dafür ist das Material der insgesamt 2.530 Pfeifen entscheidend. Sie sollen miteinander harmonieren und in vielen Kombinationen spielbar sein.
Die Kirche Mariä Himmelfahrt umfasst 500 Sitzplätze. Das erfordert eine Orgel mit 35 bis 40 Registern, also Klangfarben. Die Kaps-Orgel umfasst 41 Register und drei Manuale – und sie ist eine Universalorgel: „Man kann alles darauf spielen, es klingt immer überzeugend“, erklärt Dietz. Er hält nicht viel davon, wenn ein Instrument auf einen Komponisten oder gar die Wünsche des Organisten zugeschnitten ist. Trotzdem lässt sich die deutsch-romantische Epoche hier besonders gut spielen.
Musikalische Besonderheiten der Orgel
Die Orgel verfügt über ein umfangreiches Schwellwerk und über Register aus allen fünf Registerfamilien: Prinzipale (bilden das Fundament der Orgel), Flöten und gedeckte (geben dem Instrument die klangliche Wärme), gemischte Stimmen, Streichregister und Zungenregister (zum Beispiel Trompeten und Oboen). Die Streicherschwebung setzt der Organist besonders gerne ein. Sie zeichnet sich durch zwei baugleiche Pfeifenreihen aus, von denen eine etwas höher gestimmt ist. Das sorgt für eine gewisse klangliche Unruhe.
Ein Zimbelstern darf auch nicht fehlen: „Das ist die Krönung für jeden Organisten“, meint Dietz. Er wird vor allem bei festlichen Anlässen eingesetzt. Beispielhaft stimmt er spontan „O du fröhliche“ an. Da kommt man sofort in Weihnachtsstimmung! Ein „Zuckerl“ ist auch das Glockenspiel aus gestimmten Schalenglocken. Die bronzenen Klangschalen wurden in die Orgel eingebaut. „Eine kleine barocke Spielerei“, freut sich der Musiker.