Jesuitenkirche München

Studenten geben Orgelkonzert in St. Michael

Nicht umsonst wird die Orgel "Königin der Instrumente" genannt. Auch wenn einige junge Menschen Orgelmusik vielleicht eher ablehnen, zieht das Instrument immer noch Nachwuchsmusiker an. Vier von ihnen treten am Sonntagnachmittag in St. Michael in der Münchner Innenstadt auf.

Laura Schlappa und Riccardo Ricci © smb/Lemli

München – Laura Schlappa hat es der Orgel wegen von Cuxhaven nach München verschlagen. Sie studiert im siebten Semester den Bachelorstudiengang Kirchenmusik. Ein Semester hat sie noch vor sich, dann wechselt sie in den Master. Ihr Studium begann sie in Detmold, aber als ihr Orgelprofessor Martin Sander im vergangenen Jahr nach München wechselte, folgte sie ihm. Er hat ihr die Liebe zur Orgel beigebracht. Schon als Kind zogen die 21-Jährige die weißen und schwarzen Tasten magisch an: „Ich habe mit Klavier angefangen und bin dann irgendwann als Jungstudentin zur Orgel gewechselt“, erzählt sie. Besonders faszinieren sie der Klang der Orgel und die Akustik in einer Kirche: „Jedes Instrument ist einzigartig, auf jedes muss ich mich neu einstellen.“ Das mache die Orgel so interessant für einen Musiker.

Fan der französischen Romantik

Schlappa beschreibt das Studium der Kirchenmusik als sehr vielfältig: Die Hauptfächer Orgel, Chorleitung und Improvisation begleiten einen übers gesamte Studium hinweg, daneben gibt es aber auch Wahlfächer wie Gregorianik, Poparrangement und Kinderchorleitung. Ab dem fünften Semester kommen Schwerpunktfächer, wie etwa Orchesterleitung, hinzu. Den Abschluss bildet die musikalische Gestaltung eines Gottesdienstes, in dem man alle seine Kenntnisse und Talente unter Beweis stellt.

Besonders gern spielt die Studentin Stücke der französischen Romantik, in denen vor allem Register wie Oboe oder Trompete zum Einsatz kommen. Sie mag den besonderen Klang dieser Stücke. Oft hat sie sie schon im Konzert gehört, manche auch schon selbst interpretiert. Eine Exkursion mit ihrer Kirchenmusikerklasse nach Paris hat sie nachhaltig geprägt: „Da konnten wir uns an die Instrumente der Komponisten setzen und nachhören, wie die Stücke eigentlich geklungen haben, als sie entstanden sind“, schwärmt die Musikerin.

Orgel als riesige Maschine

Riccardo Ricci kommt aus Italien. Auch seine musikalische Laufbahn begann am Klavier. Doch schon als Kind durfte er eine Orgel ausprobieren und war begeistert: „Mit seinen vielen Knöpfen und Hebeln ist die Orgel wie eine riesige Maschine, die man zur Verfügung hat, um seine musikalischen Ideen zu realisieren“, weiß der 22-Jährige. Für ihn ersetzt die Orgel ein ganzes Orchester – „und andere Instrumente spielen meist nur eine Melodie“, sagt er lachend.

Seit drei Jahren studiert er in München Konzertfach Orgel, ist jetzt also im fünften Semester. In diesem Jahr nahm Ricci zusätzlich das Studium der Kirchenmusik auf. Je länger er in Deutschland lebte, desto mehr fiel ihm auf, welchen Stellenwert Kirchenmusik hier hat. In Italien könne man gar nicht Kirchenmusik studieren, Kirchenmusikerstellen bildeten eher die Ausnahme. Ihm sei es jedoch wichtig, große Musik innerhalb der Liturgie aufzuführen, außerdem hebt er die Vielfalt des Studiengangs hervor.

So vielfältig wie das Studium wird auch das Konzert „Junge Talente“ am Sonntag, 6. Februar, bei dem Schlappa und Ricci auftreten. Meister wie Bach, Mozart und Escaich werden in dem einstündigen Konzert aufgeführt.

Komponist mit explosivem Temperament

Schlappa und Ricci haben beide noch nicht in St. Michael gespielt, konnten die Orgel aber bei den Proben schon kennenlernen. Laura Schlappa wird ein Stück von Charles Tournemire interpretieren. Der 1870 geborene französische Komponist war ein Schüler César Francks und übernahm nach dessen Tod sogar dessen Stelle als Hauptorganist der Pariser Basilika Sainte-Clotilde. Dass Tournemire „der Vulkan“ genannt wurde, zeige sich in seinem explosiven Temperament, erzählt die Nachwuchsorganistin. Das komme auch in dem Stück „Victimae paschali laudes“ zum Tragen, das sie spielen wird: Der Komponist hat es 1930 improvisiert und aufgenommen, einer seiner Schüler hat es später in Noten gesetzt. Das macht das Stück für Laura Schlappa zu etwas ganz Besonderem.

Riccardo Ricci spielt das E-Moll-Präludium von Dietrich Buxtehude, der zu Zeiten Johann Sebastian Bachs lebte. Bach, den Ricci als „Ursprung für jeden Organisten“ bezeichnet, nahm sich sogar Urlaub, um den damals berühmten Buxtehude in Lübeck kennenzulernen. Das Präludium wurde im „Stylus Fantasticus“ komponiert und enthält sowohl fröhliche und lebendige als auch traurige Abschnitte. Inspirationen bezog der Komponist aus Aufenthalten in Italien und Süddeutschland. (Maximilian Lemli, Volontär beim Michaelsbund)

Aufgrund der anhaltenden Corona-Beschränkungen können bei dem Konzert am Sonntag, 6. Februar, um 16 Uhr nur 150 Menschen Platz in der Michaelskirche finden. Die FFP2-Maske muss während des gesamten einstündigen Konzertes getragen werden, es gilt die 2G Plus-Regel.