Rottenbuch – Sie ist zehn Meter hoch, wiegt zwölf Tonnen, hat über 3000 Pfeifen und dreißig Register. Die barocke Freywis-Orgel in der Rottenbucher Pfarrkirche Mariae Geburt ist eine Rarität, sogar von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. 1746 im Auftrag der Augustiner Chorherren unter Probst Clemens Prasser von Balthasar Freywis aus Aitrang im Ostallgäu gebaut, wurde die Orgel im Laufe der Jahrhunderte oft restauriert. Zuletzt 1963 durch den Münchner Orgelbauer Guido Nenninger. Dass diese Königin der Musikinstrumente erneut restauriert werden konnte, ist für Hausherr Pfarrer Josef Fegg „beinah ein Wunder“, denn immer scheiterten die Diskussionen um eine Sanierung der Orgel an der Finanzierung.
Historische Entdeckung sichert Finanzierung
Auf einer privaten Fahrradtour durch Oberbayern kam Hans-Wolfgang Theobald, Restaurator bei der Bonner Orgelbaufirma Klais, auch nach Rottenbuch. Theobald wollte sich dort die schon seit langer Zeit ausgelagerten Windladen anschauen. Es sind Windkammern auf denen die Orgelpfeifen stehen. Über die Windkanäle wird Luft zu den Pfeifen befördert und ein Ton entsteht. Die hölzernen Windladen auf dem Dachboden der Rottenbucher Pfarrkirche sollten eigentlich zu Brennholz verarbeitet werden, da sie wertlos erschienen. Aber Theobald erkannte den historischen Wert dieser Windladen. Es waren die originalen aus der Freywis-Zeit. Eine Finanzierung war nun möglich, denn das Staatsministerium für Kultur- und Medien hatte 2017 einen Fördermitteltopf für national bedeutsame Orgeln errichtet. Und die barocke Freywis-Orgel erhielt den Höchstzuschlag von 300.000 Euro. Einen Zuschuss von jeweils 150.000 Euro kam von der Erzdiözese München und Freising und vom Land Bayern.
In einer Werkstatt vor Ort wurde Orgel saniert
Sehr zur Freude von Hans-Wolfgang Theobald erhielt die Bonner Orgelbaufirma den Auftrag, die Freywis-Orgel zu restaurieren. 2019 wurde sie abgebaut und die aufwendige Sanierung begann. Die historischen Windladen konnten wieder verbaut werden und auch ein Drittel der Pfeifen war gut erhalten. In der Katharinenkapelle der Pfarrkirche errichtete die Orgelbaufirma ihre Werkstatt vor Ort.