Deutschland oder die Schweiz? Diese Frage stellte sich vor 15 Jahren, als die Pfarrei St. Martin in München-Moosach Angebote für eine neue Orgel einholte. Die Schweizer Orgelbaufirma Goll in Luzern hatte schon von sich reden gemacht, als die Münchner Musikhochschule ein neues Instrument in Auftrag gab, fiel sie doch durch ihre Schweizer Präzisionsarbeit auf. Den Zuschlag erhielt schließlich eine andere Firma, doch in Moosach erhielt Goll den Zuschlag. So ist die Goll-Orgel in St. Martin die erste Orgel der Erzdiözese von einer Schweizer Firma.
Pfarrei finanziert Orgel
Der Kirchenbauverein, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts existiert, war ein wichtiger Geldgeber, trotzdem wurden mithilfe von Patenschaften Spenden gesammelt. Zwischen 25 und 5.000 Euro kostete das Pfeifen-Sponsoring, jeder Spender erhielt dafür eine Urkunde. Dadurch habe sich die Pfarrei mit ihrem neuen Instrument identifiziert, ist Kirchenmusiker Bernhard Hofmann überzeugt.
Dafür sorgte auch die Benefizveranstaltung der „Moosacher Chornacht", deren Einnahmen ebenfalls dem neuen Instrument zu gute kamen, bis es abbezahlt war. Außerdem gab es staatliche Zuschüsse, zum Beispiel seitens des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). „Manchmal ist es schwer, die Leute von der Wichtigkeit einer Orgel zu überzeugen“, räumt Hofmann ein, schließlich werde damit nichts Karitatives bewirkt: „Aber die Orgel ist doch ein notwendiges Instrument für die Liturgie!“, betont der leidenschaftliche Kirchenmusiker.
Klänge von Frankreich bis Deutschland
Das alte Instrument von 1975 habe einige Probleme gemacht und teilweise sogar falsche Töne gespielt. Aber das hatte bei der Segnung der neuen Orgel auch sein Gutes: Die Wogen über die hohen Ausgaben waren schnell geglättet. Auf drei Manuale und Pedal verteilt umfasst die Goll-Orgel 40 Register, also Klangfarben. Wegen der Einflüsse aus deutschen beziehungsweise süddeutschen Orgeln beschreibt Hofmann den Klang als „Synthese aus Frankreich und Deutschland“. Vier Monate ließ sich die Firma Zeit für die Intonation, also die Klangeinstellungen. Das habe sich ausgezahlt: „Die Akustik ist großartig.“
Gefragt nach seinem Lieblingsregister, kommt der Organist ins Schwärmen: „So eine Orgel erlebt man als Organist vielleicht ein-, zweimal im Leben: Alle Register sind großartig, jedes ist ein Juwel“, schwärmt er. Vor allem die „Streicherschwebung“ hebt er hervor, nur um gleich wieder zu betonen, wie „großartig“ jedes einzelne Register klinge und für sich allein stehe. Die Orgel sei optimal auf den Raum ausgerichtet. Auf der Orgel sei „alles“ spielbar, sowohl aus der französischen und deutschen Romantik als auch
Barockkomponisten wie Bach und Buxtehude und Komponisten der Moderne wie Widor. Verantwortlich für die Disposition, also das Zusammenspiel der unterschiedlichen Klangfarben, ist der Orgelsachverständige Professor Friedemann Winkelhofer, der maßgeblich am Entwurf der Orgel beteiligt war.