Seelsorge für queere Gläubige

Ein Jahr Projektstelle "Regenbogenpastoral"

Seit einem Jahr hat Michael Brinkschröder die Projektstelle "Regenbogenpastoral" im Erzbistum München und Freising inne. Das heißt: er arbeitet daran, dass queere Katholikinnen und Katholiken in den Genuss von guter Seelsorge kommen. Seine Zwischenbilanz fällt positiv aus.

Michael Brinkschröder © SMB

In seiner Arbeit trifft Theologe Michael Brinkschröder viele Menschen aus der LGBTQ-Community. Die reagieren sehr unterschiedlich darauf, dass die Kirche jetzt für sie da sein möchte: „Ich glaube, dass die Diskriminierungserfahrungen persönlich und biographisch sehr tief sitzen, vor allem bei älteren Leuten. Bei jüngeren dagegen hat Kirche derzeit sowieso wenig Kredit und weckt wenig Interesse.“

Deshalb waren viele überrascht, dass das Erzbistum auf dem Christopher-Street-Day einen Stand hatte. Michael Brinkschröder hat dort viele, zum Teil auch tiefe und seelsorgliche Gespräche geführt. Manche fanden es auch einfach nur schön oder interessant. Als kleines „Giveaway“ hat der Theologe Buntstifte verteilt mit der Aufschrift: „katholisch heißt: für alle“. Und das bedeutet auch: für homosexuellen Katholikinnen und Katholiken.

Andere Haltung der Kirche

Die Haltung in der Kirche habe sich geändert, erzählt der 56-Jährige. Weg von der Tabuisierung des Themas, hin zu einer vernünftigen und weitgehend entspannten Auseinandersetzung damit. Und das freut den promovierten Soziologen und Diplomtheologen. Nach einem Jahr fasst er seine Erfahrung zusammen: „Es gibt ein großes Interesse und sehr viel Unterstützung von allen Seiten, sowohl im Ordinariat als auch von der Bistumsleitung und es geht jetzt in sehr viel schnelleren Schritten vorwärts, als das vorher der Fall war.“

Eines der Projekte, die er im vergangenen Jahr vorangetrieben hat, ist der Aufbau eines Netzwerkes für Queer-Seelsorge. Denn junge Katholikinnen und Katholiken, die sich gerade ihrer sexuellen Orientierung bewusst werden, haben viele Fragen, mit denen sie nicht alleine gelassen werden sollten.

Unterstützung nach Coming-out

„Coming-out bedeutet Konflikte mit der Familie, die Auseinandersetzung in der Schule, im Freundeskreis und mit sich selbst. Wenn dann noch aus der Pfarrgemeinde negative Botschaften auf sie zukommen, dann müssen sie sich auch noch damit auseinandersetzen. Da ist eine Unterstützung durch Queer-Seelsorgende hilfreich.“

Gut 20 Seelsorgende wollen bei dem Projekt mitmachen. Die stellen sich auf einer Homepage vor. Ihre Kontaktdaten und der Ort, an dem sie zu finden sind, werden dort ebenfalls hinterlegt sein, so dass Hilfesuchende schnell eine kompetente Queer-Seelsorge in der Nähe finden können. Brinkschröder ist optimistisch, dass es dieses Netzwerk schon Anfang nächsten Jahres geben wird.

Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de