Für queere Katholiken

Münchner Erzbistum startet Projekt "Regenbogenpastoral"

Die Kirche und die LSBTI-Community versöhnen - dieser Aufgabe nimmt sich die Regenbogenpastoral in Zukunft an. Vergangene Diskriminierung und Abwertung sollen theologisch aufgearbeitet werden.

Die Kirche will mit dem Projekt "Regenbogenpastoral" auf die LSBTI-Community zugehen. © IMAGO/Ralph Peters

München – Das Erzbistum München und Freising startet ein neues Projekt namens "Regenbogenpastoral". Ziel ist nach Auskunft des Ordinariats, "die Anliegen queerer Katholikinnen und Katholiken besser zu berücksichtigen sowie Austausch und Beratung für Menschen aus der LSBTI-Gemeinde anzubieten". Dafür sei bereits zum 1. September eine zunächst auf zwei Jahre befristete Projektstelle im Umfang von 50 Prozent geschaffen worden. Diese hat der schwule Theologe und Soziologe Michael Brinkschröder (55) inne. Er unterrichtet an einer Münchner Berufsschule Religion.

Versöhnung mit der LSBTI-Community

Das Projekt wird beim Queer-Gottesdienst am kommenden Sonntag in der Münchner Pfarrkirche Sankt Paul vorgestellt. Das englische Wort "queer" ist ein Sammelbegriff für sexuelle Minderheiten, unter denen Homosexuelle die größte Gruppe sind. Brinkschröder zählt zu den Initiatoren dieses seit 20 Jahren regelmäßig gefeierten Gottesdienstes.

"Regenbogenpastoral versteht sich als Dienst an der Versöhnung der Kirche mit der LSBTI-Community", sagte er. "Sie arbeitet Traditionen und kirchliche Strukturen, die in der Vergangenheit zur Diskriminierung und Abwertung von LSBTI-Personen geführt haben oder noch führen, theologisch auf, um sie zu überwinden."

LSBTI


LSBTI ist eine Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Es ist die deutsche Übersetzung der englischen Abkürzung LGBTI.

Im März hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx erstmals beim Queer-Gottesdienst zelebriert und sich dabei für die Diskriminierung Homosexueller durch die katholische Kirche entschuldigt. Als Bischof wolle er dafür einstehen, "dass wir Schritt für Schritt zu einer inklusiven Kirche werden", kündigte er damals an. In einem "Stern"-Interview einen Monat später sagte er, er setze sich für eine Änderung der katholischen Lehre über Homosexualität ein. "Homosexualität ist keine Sünde. Es entspricht einer christlichen Haltung, wenn zwei Menschen, egal welchen Geschlechts, füreinander einstehen, in Freude und Trauer." (kna)

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