Weltjugendtag

500.000 Jugendliche in Lissabon begrüßen Papst mit großem Jubel

Katholische Jugendliche aus aller Welt feiern ihren Glauben beim Weltjugendtag in Lissabon. Viele von ihnen sind gekommen, um den Papst zu sehen. Der trat am Donnerstagabend vor einer begeisterten Menge auf.

Papst Franziskus wird von einer halben Million Menschen bejubelt. © IMAGO / NurPhoto

Es ist der Moment, auf den Hunderttausende Jugendliche seit Tagen gewartet haben: Papst Franziskus tritt zum ersten Mal beim Weltjugendtag auf. Als er am Donnerstagabend die Bühne im Park Eduardo VII mitten in Portugals Hauptstadt Lissabon betritt, erfasst eine Welle des Jubels die Menge. Die 25 Hektar große Anlage platzt vor Schaulustigen aus allen Nähten. Sie sind gekommen, um den Papst persönlich willkommen zu heißen.

Viele der Jugendlichen sind schon seit mehr als einer Woche in den verschiedenen Regionen Portugals zu "Tagen der Begegnung" unterwegs. Am Montagabend fand der offizielle Auftakt in Lissabon statt. Schon zu dieser Eröffnungsmesse mit Lissabons Kardinal Manuel Clemente kamen eine Viertelmillion Menschen.

Beim Papst-Auftritt ist der Andrang noch größer. Eine halbe Million Menschen empfängt ihn im Park Eduardo VII. Überall schwenken begeisterte Jugendliche die Flaggen ihrer Herkunftsländer, singen, klatschen und tanzen. "Man kennt niemanden, aber es ist trotzdem so, als wäre man eine große Familie", sagt Josefina aus Argentinien. Den Papst, der aus ihrem Heimatland stammt, sieht sie zum ersten Mal mit eigenen Augen. "Wir fühlen, dass er einer von uns ist", schwärmt die 20-Jährige.

Weltjugendtag


Der Weltjugendtag (WJT) ist ein Treffen junger Christen aus der ganzen Welt. Er wird von der katholischen Kirche ausgerichtet. Der jeweilige Papst lädt Jugendliche aller Erdteile zum gemeinsamen Fest des Glaubens an wechselnde Orte ein. Ziel des internationalen Großtreffens ist, Weltkirche zu erleben sowie den Glauben zu feiern und zu reflektieren. Neben Gottesdiensten, Katechesen, Gebeten und kulturellen Veranstaltungen stehen die persönlichen Gespräche und Begegnungen der jungen Menschen im Vordergrund. Jedem internationalen WJT gehen "Tage der Begegnung" voraus, bei denen die ausländischen Jugendlichen in Gastfamilien den Alltag und die Kultur des Gastlandes besser kennenlernen. Der WJT geht auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zurück. Alle zwei bis drei Jahre findet das weltweite Großtreffen statt. In den anderen Jahren werden Weltjugendtage in kleinerem Rahmen in den Bistümern vor Ort organisiert. Zahlenmäßig besonders große Veranstaltungen waren 1991 im polnischen Tschenstochau, 1995 in Manila, 1997 in Paris, 2000 im Rahmen des Heiligen Jahres in Rom und 2005 in Köln. (kna)

Franziskus war auch für den 15-jährigen Carlos aus Kolumbien der Grund, nach Lissabon zu kommen. Die Stadt findet er "total cool. Die Menschen, die Kultur, die Gebäude - es erinnert mich an Lateinamerika." Für den 16-jährigen Peter aus New York ist es die erste Reise außerhalb der USA. "Ich wollte kommen, weil es eine großartige Erfahrung ist, um meinen Glauben voranzubringen", sagt er und fügt hinzu: "Ich bin super aufgeregt, den Papst zu sehen."

"Wir wollen den Papst sehen!", ruft auch Dora aus der Mongolei. Die 34-Jährige begleitet eine Gruppe von 15 Mädchen aus Hongkong und Taiwan zum Weltjugendtag. "Es ist das erste Mal, dass wir in Europa sind. Es ist unglaublich."

Franziskus selbst ist bereits am Mittwochmorgen in Lissabon gelandet. Den Tag verbrachte er mit politischen Treffen und einem Abendgottesdienst mit Bischöfen, Priestern und Seelsorgern. Am Mittwochabend sprach er in der Vatikanbotschaft mit Missbrauchsbetroffenen, am Donnerstagmorgen mit Jugendlichen aus der Ukraine.

Nach dem Besuch zweier Bildungseinrichtungen zeigt er sich am Donnerstagabend endlich den Pilgerinnen und Pilgern auf dem Weltjugendtag. Fast eine ganze Stunde nimmt er per Papamobil ein Bad in der Menge. "Das hier ist die Jugend des Papstes!", schallt es von überall auf Portugiesisch.

Papst Franziskus: "Die Kirche ist eine Kirche für alle"

Das Bühnenprogramm mit rund 200 Flaggen unterschiedlicher Nationen, Fado-Musik und einer großen Trommlergruppe verfolgt Franziskus aufmerksam. Einige Jugendliche tragen das 3,80 Meter lange Weltjugendtagskreuz sowie die Marienikone "Salus Populi Romani" zur Bühne. In seiner Ansprache ermutigt der Papst die Jugendlichen, sich gegenseitig an ihren Wert zu erinnern und sich mit ihren Fragen an Jesus zu wenden. Er wirkt frisch, weicht immer wieder vom Redemanuskript ab: "Die Kirche ist eine Kirche für alle", betont er und fordert die Menschen auf, das Wort "alle" dreimal mit ihm zu wiederholen. Am Ende seiner Rede reagieren die jungen Frauen und Männer mit tosendem Applaus.

Kreuzweg und Besuch in Fatima

Am Freitag findet einer der Höhepunkte des Weltjugendtags statt: Der abendliche Kreuzweg, ebenfalls im Park Eduardo VII. Auf ein noch größeres Gelände im Norden der Stadt geht es dann am Samstagabend und Sonntag zu Vigil und Abschlussmesse, zu der eine Million Menschen erwartet werden, darunter auch rund 8.500 Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland. Am Samstagvormittag unternimmt Franziskus zudem einen Halbtagesausflug zu Portugals bekanntestem Marienwallfahrtsort Fatima. (kna)