Meinung
Pfarrer spricht über Glaubenszweifel

"Unser Gott ist größer als Zweifel"

Vor seiner Diakonenweihe überkamen Pfarrer Fischbacher Zweifel. Er fragte sich, ob es diesen Gott überhaupt gibt. Sein Beichtvater gab ihm damals einen Tipp.

Pfarrer Stephan Fischbacher hat vor seiner Diakonenweihe an Gott gezweifelt. © privat

Größte Glaubenszweifel kamen bei mir gut einen Monat vor der Diakonenweihe im Jahr 2008 auf. Ich hatte mich jahrelang geprüft, ob der Weg ins Priestertum der richtige für mich sei, und ich war mir sicher: Ja, es ist richtig. Und ich war bereit, „adsum“ zu sprechen, „hier bin ich“. Doch dann drängten sich mir Fragen auf: „Gibt es diesen Gott überhaupt? Ich habe keine Beweise für ihn. Spricht nicht alles gegen Gottes Existenz?“ Mit diesen Fragen in die Weihe zu gehen, wäre mir unehrlich vorgekommen. Ich brachte das Thema bei der Osterbeichte vor. Es kam mir zwar nicht sündig vor, Zweifel zu haben, aber ich wusste keinen besseren Ort.

Treue halten bei Zweifeln

Der Beichtvater sprach mit mir darüber, und ich habe seine Worte so in Erinnerung: „Worauf es jetzt ankommt, ist die Treue. Treue im Gebet und Treue im Glauben. Und die Hoffnung auf Gottes Anwesenheit.“ Nach all den Jahren kann es sein, dass meine Erinnerung etwas unscharf ist, aber der Beichtvater half mir sehr über diese Wochen des Zweifelns hinweg. Ich war bereit, den Weg ins Priestertum zu gehen und ich konnte voller Freude am Pfingstsamstag mein „Adsum“ sprechen. In Phasen des Zweifels ist es immer der gleiche Gedanke, der mir hilft: Treue. Sie bedeutet: Auch dann beten, wenn ich glaube, niemand hört mir zu. Auch dann hoffen, obwohl ich zweifle. Auch dann meine Pflicht tun, wenn ich gerade keinen Sinn sehe. Unser Gott ist größer als Zweifel, die vorübergehen. (Pfarrer Stephan Fischbacher, Leiter der Pfarrverbände Waakirchen und Gmund-Bad Wiessee)