München/Geisenhausen/Waakirchen/Schaftlach – Kirchenvertreter sehen das Verbot von nächtlichen Christmetten gespalten. Rosi Bär-Betz ist Gemeindereferentin im Pfarrverband Geisenhausen. Die Regelung habe den Pfarrverband vor große logistische Herausforderungen gestellt, beschreibt sie die Situation. Kurzfristige Änderungen machten es schwierig zeitnah und verantwortungsbewusst zu reagieren. Bär-Betz war lange guter Dinge, dass es für Heiligabend eine Ausnahmegenehmigung geben wird. Warum das für Christmetten nicht möglich sei, erschließe sich ihr nicht: „Denn das Infektionsrisiko um 21 Uhr ist kein anderes als um 17.30 Uhr“.
Noch am Dienstag haben die bayerischen Bischöfe sich für eine Ausnahmeregelung an Heiligabend ausgesprochen. Allerdings ohne Erfolg: Am Mittwoch hat die Bayerische Staatsregierung anders entschieden: Keine nächtlichen Christmetten in Bayern. Ministerpräsident Markus Söder hat die Entscheidung daraufhin auch nochmal bekräftigt. Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler kann die Entscheidung nachvollziehen: „Warum sollten wir in einer für alle geltenden Regeln eine Ausnahme bekommen?“. Der Meinung ist auch Pfarrer Stephan Fischbacher aus dem Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach: „Es ist sinnvoll, dass eine Ausgangssperre, wenn es sie gibt, auch für Christen gilt“.
„Offene Kirche“ statt Gottesdienste
Er war zunächst erst erschrocken über die Entscheidung, hat dann aber gleich begonnen neu zu planen. Zuvor waren eine Kindermette und eine Christmette im Freien geplant, da die Kirchen nicht so groß sind. Diese wurden jetzt abgesagt. Stattdessen setzen sie im Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach auf das Projekt „Offene Kirche“. Das bedeutet, dass sie die Kirche mit Weihnachtsschmuck besonders schön gestalten und die Menschen einladen, die Kirche zwischen 12 und 17 Uhr zu besuchen: Da können sie die Krippe anschauen, beten, Material für einen Hausgottesdienst mitnehmen, den Christbaum anschauen und auch das Friedenslicht aus Bethlehem bekommen sie. Auch Seelsorger werden vor Ort sein: Sie bieten Gespräche an oder auch einen Segen. Um 18 Uhr findet dann eine Christmette statt. Bisher konnte in dem Pfarrverband auf ein Anmeldesystem verzichtet werden, jetzt ist es verpflichtend.