Ausbildung Redakteur/in 19.02.2024

So läuft das Volontariat in christlichen Medien

Mit Kamera, Mikrofon oder Smartphone auf dem Hohenpeißenberg, in Rom oder Lissabon: Im Volontariat des Sankt Michaelsbunds kommen die Auszubildenden nicht nur viel herum, sie lernen auch das journalistische Handwerk von der Pike auf und werden crossmedial ausgebildet. Ein Erfahrungsbericht.

Zwei Jahre werden Pauline Erdmann (rechts) und ich, Michelle Mink, zu Redakteurinnen ausgebildet. © SMB/Mink

Eine Besonderheit des Michaelsbunds ist, dass er Redaktionen aller Mediensparten unter einem Dach versammelt: die Radioredaktion mit dem MKR; die Online-Redaktion mit der Innehalten-Webseite und den Social-Media-Accounts; die Fernsehredaktion mit ihren Zulieferungen für Kirche in Bayern und RTL Bayern; die Zeitungsredaktion mit der Münchner Kirchenzeitung (bald Innehalten-Magazin). Zu dem crossmedialen Volontariat gehört die Ausbildung in (oder zumindest das Kennenlernen) jeder dieser Redaktionen.

Ablauf der Redakteursausbildung

Ganz fremd dürfte den Leserinnen und Lesern dieses Artikels unsere Arbeit ohnehin nicht sein. Im ersten Ausbildungsjahr verbringen wir Volontär/innen (kurz: Volos) jeweils drei Monate in jeder Redaktion, bevor wir eine Schwerpunktredaktion für das zweite Ausbildungsjahr wählen. Volos ohne journalistische Vorerfahrung lernen dadurch die eigenen Stärken kennen, berufserfahrene Azubis werden so aus ihrer Komfortzone gelockt und lernen womöglich neue Talente an sich kennen. Im besten Fall lernen sie alle Mediensparten zu bedienen und, falls gewünscht, von einem Termin Artikel und Beiträge für alle Redaktionen zu liefern. Auch mit Blick auf den Berufseinstieg nach dem Volontariat ist eine breitgefächerte Ausbildung sinnvoll: Viele Redaktionen arbeiten heute zusätzlich mit Webseiten und den sozialen Netzwerken, auf denen sowohl Text- als auch Video- oder Audioformate veröffentlicht werden.

Zwei Frauen mit blonden Haaren lächeln in die Kamera. — Ein Woche waren wir auf dem Weltjugendtag in Lissabon unterwegs.
© smb/mim

Unterwegs im Erzbistum und in der Welt

Während der drei Monate lernen wir das Medium, den redaktionellen Ablauf und die redaktionelle Arbeit kennen. Bei der Zeitung heißt das: Recherchieren, Schreiben, Redigieren. Da wir im zweiten Lehrjahr sind, haben wir auf mk-online.de also bereits eigene Beiträge veröffentlicht. Etwa über den Weltjugendtag, wofür wir eine Woche in Lissabon waren und vor Ort das Event zusammen mit den Pilgerinnen und Pilger erlebten; über den Hohenpeißenberg, auf dem sich eine der ältesten Wetterbeobachtungsstationen Europas auf der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt befindet, die ich während eines Gewitters besuchte; oder über die Radpilgerfahrt von Missbrauchsbetroffenen zum Papst, die Pauline bis nach Rom auf ihrem Fahrrad begleitete.

Als Schwerpunktredaktion hat Pauline sich für das Radio entschieden. Sie liebt das Moderieren und ist jetzt regelmäßig als Moderatorin im MKR zu hören. Ich verbringe das zweite Ausbildungsjahr in der Fernsehredaktion. Dort recherchiere, drehe und schneide ich Fernsehbeiträge und stand zuletzt auch selbst vor der Kamera.

Die Journalistenschule "ifp"

Wie bei einer klassischen Ausbildung wird das Volontariat mit Seminaren an der Journalistenschule begleitet. Dafür kooperiert der Michaelsbund mit der katholischen Journalistenschule ifp in München. Die Direktorin Isolde Fugunt sagt über die Ausbildung am ifp: „Hier bekommen die Volos eine sehr praktische Ausbildung. Wir bieten mit Einheiten zu Interview, Reportage, Nachrichten, Social Media, Mobile Reporting, Video-Journalismus, etc. alles an, was Journalistenschulen machen. Und wir haben tolle Referentinnen und Referenten, die direkt aus der Redaktion kommen und hier ihr Wissen weitergeben.“ Dazu zählen zum Beispiel Katja Auer (Süddeutschen Zeitung), Stefan Leifert (Leiter ZDF-Landesstudioleiter Bayern), oder Evi Seibert (Leiterin SWR Hauptstadtstudio Berlin).

Die katholische Journalistenschule ifp sucht neue Volontäre. Neben der Arbeit in ihrer Ausbildungsredaktion zum Beispiel beim Sankt Michaelsbund absolvieren die Volontärinnen und Volontäre Praktika in namhaften Medienhäusern. Außerdem treffen sie sich regelmäßig zu Seminaren, in denen erfahrene Journalistinnen und Journalisten zeigen, wie man recherchiert, Reportagen schreibt oder Videos produziert. Interesssierte können sich online bewerben: Hier geht es zum Bewerbungsportal bei ifp. Bis zum 1. März läuft die Bewerbungsphase für das Volontariat ab Oktober 2024.

Um auch außerhalb der Ausbildungsredaktion Berufserfahrung sammeln zu können, sind während des Volontariats 12 Wochen Praktikum in einer Wunschredaktion vorgesehen. In unserem Fall schnuppern wir so in die Arbeit von Sat.1 Bayern, WDR oder mr.wissen2go rein.

Grauhaariger Mann mit Brille. — Chefreporter und Ausbilder Alois Bierl.
© smb/mim

Wer passt zum Sankt Michaelsbund?

Wer gut ins Teams des Michaelsbundes reinpasst, weiß Alois Bierl, Chefreporter des Sankt Michaelsbunds und Volo-Ausbilder, vermutlich am besten. „Wir hatten die unterschiedlichsten Volontärinnen und Volontäre. Welche, die einen Beruf hinter sich hatten, die frisch von der Schule kamen, die ein Studium hinter sich hatten.“ Er hat einige angehende Journalist/innen betreut und weiß, wer in die Redaktionen reinpasst: „Uns ist immer wichtig, dass wir aufgeschlossene und keine Querköpfe in unsere Redaktion haben. Sondern Leute, die sich für das, was sich im weiten kirchlichen Berichterstattungsfeld abspielt, interessieren.“