Ehemalige Kirche in Ebenhausen

Profanierung und dann?

Eine Pfarrversammlung hat sich mit Ideen und Zukunftsvisionen für das profanierte Gotteshaus St. Benedikt in Ebenhausen beschäftigt. Dabei kochten auch immer wieder die Emotionen hoch.

Blick von Außen auf St. Benedikt in Ebenhausen © SMB/Ertl

Baierbrunn – Der Pfarrsaal gefüllt bis auf den letzten Platz – ein Andrang, der für eine Pfarrverbandsversammlung eher ungewöhnlich ist. Ebenso, dass zwei Moderatoren die Versammlung leiten. Es ist das Schicksal von St. Benedikt, dass viele hergelockt hat. St. Benedikt, das seit dem Jahreswechsel keine geweihte Kirche mehr ist. Ein Schicksal, mit dem sich viele Gläubige inzwischen abgefunden haben. Und doch kochen immer wieder Emotionen hoch. Eine Situation, für die Architekt und Diözesanbaumeister Marinus Kohlhauf, der als Vertreter aus dem Ordinariat für diesen Abend angereist ist, durchaus Verständnis zeigt. „Aktuell befinden sich viele in einem Schockzustand. Wie bei einem Trauerprozess“, erklärt Kohlhauf. „Jetzt ist die Katze aus dem Sack, man weiß, wie es um das Gebäude bestellt ist.“ Der nächste Schritt wäre, sich Gedanken darüber zu machen, was an der Stelle und vielleicht auch mit dem Gebäude noch möglich sei, schlägt Kohlhauf vor.

Sanierung würde viel Geld kosten

Ein ergebnisoffener Untersuchungsprozess steht nun bevor. Was bereits untersucht wurde: Die Kosten für eine Sanierung würden mindestens drei Millionen Euro verschlingen. Geld, das weder die Kirchenstiftung als Verwalterin des Gebäudes noch das Ordinariat aufbringen kann und wird. Doch nicht allen geht es nur um den Verlust des Sakralraumes als Ort für Liturgie.

Einige bedauern, dass St. Benedikt als Veranstaltungsort wegfällt. So wird der Wunsch nach einem Konzertsaal laut. Auf eine Sanierung des Gebäudes unter dem Aspekt einer Versammlungsstätte hat der Diözesanbaumeister eine eher unerfreuliche Antwort, da St. Benedikt aktuell nur als Sakralbau genehmigt ist. „Wenn man diesen Raum jetzt umwidmet, dann gibt es eine Nutzungsänderung“, erklärt der Architekt. „Diese hat zur Folge, dass das Gebäude neu bewertet wird.“ Und während für einen Sakralraum in Sachen Brandschutz, sanitäre Anlagen oder Stellplätze eher geringe Hürden zu nehmen sind, ist bei einer Nutzung als ausgewiesene Versammlungsstätte genau das Gegenteil der Fall. Eine Umwidmung, die die Kosten für Umbau und Sanierung nochmals in die Höhe treiben würde.

Gemeinde Schäftlarn hat Interesse an einer Zusammenarbeit

Doch trotz dieser Aussicht, steht ein Abriss des Gebäudes nicht im Vordergrund. Vertreter aus den Pfarrgemeinden und der Gemeinde Schäftlarn wollen nun gemeinsam an der Zukunft St. Benedikts arbeiten. Marcel Tonnar, der nicht nur zweiter Bürgermeister der Gemeinde ist, sondern auch im Pfarrgemeinderat in Hohenschäftlarn sitzt, will Anlaufstelle werden. Für Ideen und Konzepte, wie es weitergehen kann. Und dann allerdings das endgültige Ausloten, was wirklich realisierbar wäre, einem Fachmann überlassen. „Es wäre mir sehr wichtig, dass man eine neutrale Person darauf ansetzt, die alle Bedürfnisse zusammenfasst und ein Projekt entwickelt“, wünscht sich Tonnar. Außerdem ist geplant, einen runden Tisch ins Leben zu rufen. Auch Christian Fürst, erster Bürgermeister der Gemeinde Schäftlarn, ist nicht egal, wie es mit St. Benedikt weitergeht. Denn es fehlen Versammlungsräume. „Wenn dort neue Räume entstehen, hätten wir als Gemeinde großes Interesse, uns dort einzumieten“, signalisiert Fürst. „Wir würden hier versuchen, mit der Pfarrgemeinde und dem Ordinariat zusammenzuarbeiten.“

Man will sich Zeit lassen, um Ideen zu prüfen – aber nicht zu viel. Denn eine Bauruine mitten im Ort will keiner. Vor allem, da die Verkehrssicherungspflicht und die Kirche auch als ruhendes Gebäude die Kirchenstiftung weiterhin Geld kosten. Wenn der Abend im Pfarrsaal von Baierbrunn auch viel Uneinigkeit erahnen ließ – in einem Punkt waren sich Gläubige und die Gremien des Pfarrverbandes einig: Von nun an will man das Schicksal von St. Benedikt gemeinsam in die Hand zu nehmen. Transparent und konstruktiv. Als gutes Beispiel. Denn auch wenn die Profanierung und Umnutzung einer Kirche fürs Erzbistum München und Freising Neuland ist - Profanierungen könnten in Zukunft häufiger vorkommen. (Maria Ertl)