MINT-Tag des Michaelsbundes

Klima-Empowerment und Verantwortung für die Schöpfung

Bei einer Online-Fortbildung des Michaelsbundes für Büchereiteams ist das Thema Klima im Mittelpunkt gestanden. Auch der bayerische Umweltminister meldete sich dabei mit einem eindringlichen Appell zu Wort.

Hildegard Franz stellt Praxisbeispiele vor: Die Buchhandlung des Michaelsbundes in München stellt seine Räumlichkeiten für eine Kleidertauschaktion zur Verfügung. © Riffert

„Es war uns wichtig, dass der mittlerweile vierte MINT-Tag des Michaelsbundes am Umwelttag stattfindet, auch wenn der 5. Juni ausgerechnet in den Pfingstferien liegt“, betont Claudia Maria Pecher von der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung im Sankt Michaelsbund in ihrer Begrüßung. Schließlich geht es um das Thema „Klima.Empowerment“ und dazu passt dieser Tag besser als jeder andere. "MINT" ist eine zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Glauber: Klimawandel auch in Bayern spürbar

Theresia Oettle-Schnell von der Initiative Junge Forscherinnen und Forscher sowie Landeskoordinatorin der MINT-Allianz Bayern freut sich auf diese vierte gemeinsame Veranstaltung. Auch der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) meldet sich eingangs zu Wort. Er hat ein Grußwort aufgenommen, das passgenau eingespielt wird. „Ich freue mich, dass die Umwelt in den Fokus des Sankt Michaelsbundes rückt, denn Klimaschutz hat höchste Priorität“, betont Glauber. Mittlerweile sei der Klimawandel auch in Bayern spürbar. Es gelte, nicht nur die Bäume im Wald schön zu finden, sondern auch kompetent dazu beizutragen, dass der Wald erhalten bleibe. Dazu seien MINT-Berufe unverzichtbar.

Die knapp 50 Teilnehmenden erhalten dann von Cecile Prieur, Referentin für Klimapolitik und Klimaneutralität im bayerischen Umweltministerium, einen Impuls zum Thema „Gemeinsam auf dem Weg zu einem klimaneutralen Bayern – Doch wie schaffen wir das?“. Wesentlich dafür werden nicht nur neue Antriebsarten bei der Mobilität oder klimaneutrales Bauen sein. Vielmehr kommt dem Erhalt der natürlichen CO2-Speicher – Wälder, Moore und Gewässer – eine besonders wichtige Rolle dabei zu.

Mini-Computer und Literatur

Schließlich teilt sich die große Gruppe auf zwei Workshops auf: Der eine erhält unter fachkundiger Anleitung eine Einführung in den Calliope-Mini. Mit diesem Kleinstcomputer können Schülerinnen und Schüler ab der Grundschule einfache Programme schreiben. Im zweiten Workshop bieten Jana Mikota und Claudia Maria Pecher anhand ihres Buches „Lesen für die Umwelt – Verantwortung für Schöpfung, Umwelt und Natur mit Kinder- und Jugendbüchern vermitteln“ die Begegnung mit spannender Literatur. „Wenn man in katholischen Büchereien arbeitet, dann sitzt man an der Schnittstelle zur Umweltthematik“, betont Jana Mikota, Oberstudienrätin im Hochschuldienst an der Universität Siegen im Arbeitsbereich Literaturdidaktik und Literaturwissenschaft. Sie stellt eine Reihe von Büchern vor, die die Leserschaft nicht nur kognitiv ansprechen, sondern ihnen „Geschichten erzählen“ oder ein ästhetisches Erleben ermöglichen. Zugleich geht sie bei den einzelnen Titeln darauf ein, wie Lehrkräfte mit dem jeweiligen Buch in welchen Unterrichtsfächern arbeiten können. Jana Mikota kennt so viele Titel, dass es gut ist, dass sie abends in einer eigenen Online-Buchvorstellung weitere Bücher vorstellen kann.

(Ver-)Leihen – nachhaltiger geht es nicht

In der nächsten geteilten Workshoprunde geht es zum einen um das „Philosophieren mit Kindern über Klima und Umwelt“. Dort referiert Diana Schick von der Öffentlichkeitsarbeit des bayerischen Umweltministeriums.

Im zweiten Workshop „Nachhaltigkeit und Bücherei“ geht es um die Beiträge, die die katholischen Büchereien bereits leisten. Die Passauer Diözesanbibliothekarin Hildegard Franz ist sich sicher: „Bereits das Grundprinzip, Bücher zu leihen statt zu kaufen ist höchst nachhaltig.“ Die Büchereien engagieren sich auf vielfache Weise nachhaltig. So gibt es an vielen Orten so genannte Saatgutbibliotheken, bei denen etwa mit Hilfe der örtlichen Gartenbauvereine Blumen- und Gemüsesamen in der Bücherei verteilt werden. Auch das Konzept „Bibliothek der Dinge“ ist mittlerweile verbreitet. So kann man sich in Büchereien auch einen 3-D-Drucker, eine Bohrmaschine oder ein Waffeleisen ausleihen.

Erprobte Praxisbeispiele

Digitale Sprechstunden in Büchereien, bei denen junge Leute Senioren erklären, wie etwa ein Smartphone funktioniert, tragen zum lebenslangen Lernen und zum Generationenaustausch bei. Die Workshop-Teilnehmer bringen sich intensiv ein und nennen ihre Best-Practice-Beispiele. Sie reichen vom „Lesehund“, der ohne zu kritisieren Kindern beim Vorlesen zuhört und ihnen dabei auch eine mögliche Scheu vor Tieren nimmt, bis zum Puzzletausch unter Büchereibesuchern. Alles im echten Leben erprobte Praxisbeispiele.

Stilechter Abschluss der inspirierenden Online-Veranstaltung ist der literarische und wissenschaftliche Austausch über das Buch „Ganz oben fliegt Lili“, in dem die Erlebnisse einer migrierenden Schwebfliege im Kontext des globalen Ökosystems geschildert werden. Die Büchereiteams freuen sich bereits auf den MINT-Tag im nächsten Jahr. (Gabriele Riffert)