Diözesaner Nachhaltigkeitstag

Klimaschutz: "Die Uhr tickt"

Rund 60 Engagierte kamen zum mittlerweile vierten diözesanen Nachhaltigkeitstag im Erzbistum München und Freising. Dass die Klimakrise zum Handeln zwingt, darin waren sich die Teilnehmenden einig.

Viele Christinnen und Christen setzen sich aus biblisch begründeter Schöpfungsverantwortung für eine nachhaltige Zukunft ein. © Riffert

München – „Es ist großartig, einander wieder live zu erleben und sich gegenseitig unserer Wurzeln des Engagements zu versichern“, freuen sich der Diözesane Umweltbeauftragte Mattias Kiefer und die Direktorin der Domberg-Akademie, Claudia Pfrang, bei der Eröffnung des Nachhaltigkeitstags der Erzdiözese. Rund 60 Engagierte sind zur Veranstaltung erschienen, darunter viele Fachleute für verschiedene Nachhaltigkeitsthemen. Ihrer Expertise ist die Hälfte des Tages vorbehalten, denn Anwesende dürfen und sollen Themen für sogenannte Barcamps vorschlagen. In diesen Arbeitsgruppen ist sowohl für Grundsätzliches Raum als auch für Best-Practice-Beispiele. Zunächst aber gibt es Impulse durch Referenten. 

„Woran denken Sie als Erstes, wenn Sie das Wort Paradies hören?“, fragt Sarah Köhler von der ökumenischen Arbeitsstelle für Anthropozän zu Beginn ihres Beitrags. Und damit hat sie ohne langen theoretischen Vorspann das Interesse der Anwesenden. Das Paradies ist für viele ein idealer Zustand oder eine Verheißung. Doch die Idee eines Paradieses ist auch die geistesgeschichtliche Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. 

Jesuitenpater ist nun Aktivist

„Uns läuft die Zeit davon. Wenn wir nicht bis 2025 massive Änderungen hinbekommen, dann ist das 2-Grad-Ziel beim globalen Temperaturanstieg nicht mehr einhaltbar“, betont Pater Jörg Alt in seinem Impuls. „Ich habe 40 Jahre lang versucht, mit Diskussionen, Briefen und Demonstrationen mehr Umweltschutz zu erreichen und ich war damit nicht erfolgreich“, erklärt der Jesuit und Hochschulseelsorger. Deshalb ist er nun Aktivist. In der Diskussion wird klar, dass viele Anwesende Pater Alts Wut über die langsamen Fortschritte beim Klimaschutz teilen, auch wenn sie sich nicht selbst auf dem Asphalt festkleben wollen. „Wir müssen politisch aktiv werden und nicht nur im eigenen Umfeld Überzeugungsarbeit leisten, denn die Uhr tickt“, meint etwa eine Tagungsteilnehmerin. 

Schließlich geht es nach der Mittagpause in zwei Runden mit fünf beziehungsweise vier Barcamps. Eine von Berater Kai Platz angeregte Gruppe informiert sich über die Gemeinwohlökonomie, deren Fokus auf dem guten Leben für alle liegt. Zeitgleich haben sich Teilnehmende um den Theologieprofessor Martin Schneider versammelt. Sie befassen sich mit „Bildung für eine Welt im Krisenmodus“. Ein Baustein dieses Barcamps ist die Wahrnehmung der Befindlichkeiten bei den Adressaten von Bildung: Offenheit, Achtsamkeit, Veränderungsbereitschaft, aber auch Verunsicherung werden genannt. Sie alle sollen sich wahrgenommen fühlen und zu nachhaltigem Engagement motiviert werden.

Geld nachhaltig anlegen

Einige Türen weiter stellt Stefan Fritz, Geschäftsführer des Stiftungszentrums der Erzdiözese in Benediktbeuern „Vermögensverwaltung für katholische Institutionen“ vor. Aufgrund enger gesetzlicher Vorgaben war es bis vor Kurzem nicht möglich, hier eine bewusst nachhaltige Anlagestrategie zu fahren. Seit dem 1. Juli ist ein neues Stiftungsrecht in Kraft, das einen höheren Stellenwert der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit bei den Anlagen ermöglicht.

Weitere Barcamps heißen „Paradies“ oder „Wie geht Wandel?“. Im ersten tauschen sich die Teilnehmenden über die Bedeutung nachhaltiger Gärten aus, beim zweiten geht es unter anderem ums Brückenbauen zwischen Engagierten und Aktivisten. In verschiedenen Gruppen wird immer wieder gelacht. Ein Zeichen für die gute Stimmung engagierter Christinnen und Christen, die künftig noch aktiver in Sachen Nachhaltigkeit werden möchten. (Gabriele Riffert)