Berufsvorbereitung

Neustart für Jugendliche ohne Schulabschluss

Wer die Mittelschule nicht geschafft hat, kann das an der Adolf-Kolping-Berufsschule in der Neustart-Klasse nachholen. Projektleiter und Lehrer kämpfen im Lockdown um die Zukunftschancen ihrer Schüler.

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München - Bayern leidet unter Fachkräftemangel. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst alle Schüler einen Abschluss haben, denn nur mit dem können sie sich in einem Betrieb für eine Lehrstelle bewerben. Doch noch immer verlassen in Bayern jedes Jahr mehrere tausend Schülerinnen und Schüler die Mittelschule ohne Abschluss. Viele von ihnen haben einen erhöhten sozialpädagogischen Förderbedarf, weil sie beispielsweise Drogen konsumieren oder bereits straffällig geworden sind.

Im Lockdown kein Betriebspraktikum möglich

Für diese Jugendlichen gibt es seit diesem Schuljahr ein neues Angebot im Rahmen des Berufsvorbereitungsjahres. „Neustart-Klasse“ heißt das Projekt, das mit Fördermitteln des Europäischen Sozialfonds auch an der Adolf-Kolping-Berufsschule realisiert wurde. Heiko Lange koordiniert dort den Neustart von zehn jungen Frauen und Männern im Auftrag des Kolping-Bildungswerkes München und Oberbayern. Und hat dabei ein klares Ziel vor Augen: Am Ende des Schuljahres sollen sie ihr Abschlusszeugnis für die Mittelschule sowie einen unterschriebenen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben. Der Sozialpädagoge ist optimistisch: Bei früheren Projekten dieser Art hätten rund die Hälfte der Teilnehmer den Weg in Brot und Arbeit geschafft. Das sei auch bei der Neustart-Klasse durchaus möglich, erklärt Lange. Einzig bei den Praktika in den Betrieben hapere es zurzeit. Die seien im Lockdown nicht durchführbar. Im Frühjahr soll es dann aber so weit sein, dass die Neustart-Schüler einen Praktikumsplatz nach ihren Neigungen erhalten.

Enge Begleitung der Schüler ist entscheidend für Erfolg des Neustart-Projekts

Bei der Suche hilft ihnen auch ihr Berufsschullehrer Sven Völlings. Der Sonderpädagoge sorgt dafür, dass der Kontakt zu den Jugendlichen im Lockdown nicht abreißt. Weil die meisten von ihnen zuhause keinen Laptop haben, hat Völlings sich die Erlaubnis vom Schulministerium geholt, seine Schüler per Video-Telefonat zu kontaktieren. So sei sichergestellt, dass sie die individuell auf sie abgestimmten Schulaufgaben bearbeiten und anschließend in der Schule abgeben. Trotzdem hadert Völlings mit der Situation: Eine enge Begleitung der Neustart-Klasse sei momentan nicht möglich. Das bereitet ihm Sorgen: Wer früher depressiv war, könne es nun wieder werden, wer von den Drogen losgekommen war, könne jetzt wieder welche konsumieren. Völlings betont aber gleichzeitig: Wer es heuer nicht schafft, bekommt auf jeden Fall im kommenden Schuljahr noch einmal eine Chance auf einen zweiten Neustart.

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Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de