Kunst vor Münchner Pfarrkirche

Bunte Bilder am Bauzaun

Bauzäune müssen nicht trist und grau sein. Das zeigt ein Kunstprojekt in München: Schüler des Gisela-Gymnasiums haben mit großformatigen Kunstwerken einen Bauzaun an der St. Josephs-Kirche verschönert.

Ein Kunstwerk am Bauzaun zeigt zwei Hände in zwei unterschiedlichen Hautfarben gemalt, die ein Herz umschließen. „Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß“ steht am oberen und unteren Bildrand. © SMB/Witte

München – Sechs Bilder hängen an dem Bauzaun vor dem Portal der St.-Josephs-Kirche, ausgediente LKW-Planen, alle mit den Maßen von ungefähr 2,5 Meter auf 2 Meter. Ein gutes halbes Jahr haben etwa 50 Schüler an den bunten Kunstwerken gearbeitet. Am Anfang war die Themensuche: Kunsterzieher Jonas Glotz einigte sich bald mit seinen Schüler:innen auf das Motto der Ausstellung: „Miteinander-Freundschaft-Toleranz-Barmherzigkeit- Frieden…“ – im weitesten Sinne sollte ein gelingendes Miteinander thematisiert werden, auch bezogen auf den „Kunstclub“.

Monatelange intensive Arbeit im "Kunstclub"

Der „Kunstclub“, das ist ein Wahlfach, zusätzlich zum Kunstunterricht – monatelang haben die Teilnehmer nachmittags an ihren Bildern gearbeitet. Luise aus der 7. Klasse hat mit Lackfarben Teile eines Kopfhörers und einer Brille gemalt – abstrakt, und genau das hat Luise gefallen: „Es muss nicht realistisch sein und man kann alles miteinbringen, was man möchte.“

Kopfhörer und Brille - das Gegenüber als Menschen sehen und hören, so könnte man Luises Darstellung vielleicht interpretieren. In der Mitte des Bildes hat Luises Freundin Theresa zwei Hände in zwei unterschiedlichen Hautfarben gemalt, die ein Herz umschließen. „Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß“ steht am oberen und unteren Bildrand: „Ich habe mir gedacht, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt, dass alle zusammenhalten und dass alle Menschen Personen sind, die beachtet und respektiert werden sollen.“

Bunter Stilmix bei den Kunstwerken

Die Idee, den Bauzaun zu verschönern, kam aus dem Pfarrgemeinderat, finanzielle Unterstützung gab´s vom Landheimverein des Gisela-Gymnasiums und dem Bezirkssauschuss 4 Schwabing. Während der Entstehungsphase waren die jungen Künstler hoch motiviert, erzählt Theresa: „Wir haben uns jedes Mal auf den Mittwochnachmittag gefreut, an dem wir in den Kunstraum gehen konnten und einfach nur gemalt haben und zusammen Zeit verbringen konnten.“

Auch Inklusionsklasse beteiligt

So seien farbenfrohe Kunstwerke mit höchst unterschiedlichen Motiven und Stilrichtungen entstanden, freut sich Jonas Glotz. Darunter waren Bilder im Comicstil und Wimmelbilder. An den einzelnen Projekten arbeiteten verschieden große Gruppen, an einem sogar eine ganze Inklusionsklasse mit hörbeeinträchtigten Schüler: innen. Eine der jungen Künstlerinnen fertigte ihr Bild im Alleingang, ein Portrait mit der Aufschrift „I´m becoming the best version of myself“ – vielleicht auch als Ausdruck des eigenen Heranwachsens und Selbstfindens. Eine Passantin habe die Schülerin direkt am Platz angesprochen, weil ihr das Bild mit seinem Lebensmotto sehr nahe sei, erzählt Kunstlehrer Glotz.

Zu sehen sind die Bilder, solange der Bauzaun um die Kirche St. Joseph steht. Und das könne bekanntlich länger dauern als geplant, lacht Jonas Glotz. Was danach mit den Kunstwerken passiert – das lassen die Schüler des Gisela-Gymnasiums erstmal auf sich zukommen.

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de