Inklusion durch den Malteser Schulbegleitdienst

Beobachter und Glücksfall im Klassenzimmer

Kinder und Jugendliche mit Handicap sollen gleichberechtigt am Schulunterricht teilnehmen können: das ist das Ziel des Malteser Schulbegleitdienstes im Bezirk München. Auch Luis profitiert davon. Der Elfjährige hat ADHS und wird von einer Schulbegleiterin unterstützt.

Die Schulbegleiterinnen und -begleiter der Malteser im Bezirk München kümmern sich derzeit um rund 120 Kinder und Jugendliche mit Handicap. © Malteser

Im Klassenzimmer seiner Mittelschule hat Luis stets eine stille Beobachterin. Sie ist keine Mitschülerin, sondern seine Schulbegleiterin, die mit etwas Abstand hinter ihm sitzt, und genau registriert, wie der Elfjährige im Unterricht zurechtkommt. Sie sorgt dafür, dass er bei Arbeitsblättern und Schulsachen den Überblick behält und nichts vergisst. In den Pausen ist die Schulbegleiterin mit dabei, wenn Luis andere Kinder trifft und passt auf, dass es nicht zu größeren Konflikten kommt.

Der Fünftklässler leidet unter ADHS, was für „Aufmerksamkeitsdefizit“ und „Hyperaktivitätsstörung“ steht. Seit Luis vom Schulbegleitdienst der Malteser im Bezirk München unterstützt wird, läuft es für ihn in der Schule wieder deutlich besser, berichtet seine Mutter Angela im Michaelsbund-Podcast „Malteser Momente“.

Zukunft an der Schule war ungewiss

Vorher sei Luis von Mitschülern gemobbt worden, häufig habe er auf dem Pausenhof Streit angefangen, weil er seine Gefühle nicht richtig hätte ausdrücken können. „Ohne Schulbegleiterin hätten wir nicht gewusst, ob er an der Schule bleiben kann oder darf“, erzählt die Mutter, die sich selbst auf die Suche nach Hilfe machte. Sie sei sehr dankbar, dass der Dienst der Malteser ihrer Familie unter die Arme greifen konnte.

Die Schulbegleiterinnen und -begleiter der Malteser im Bezirk München kümmern sich derzeit um rund 120 Kinder und Jugendliche mit Handicap. Sie unterstützen diese in Schulen, Kindergärten und Kitas, so dass die Betroffenen ihren Alltag möglichst selbstständig meistern können.
Der Schulbegleitdienst richtet sich an junge Menschen, „die eine Auffälligkeit im Verhalten haben“, erklärt Benjamin Wellinger, stellvertretender Leiter des Schulbegleitdienstes. Gemeint sei damit etwa ADHS oder Autismus. Darüber hinaus könnten auch Kinder begleitet werden, bei denen keine „klassische Diagnose“ vorliege, sondern die Probleme im „sozialen Bereich“ hätten.

Lange Warteliste

Der Begleitdienst der Malteser unterstützt die Kinder rund um den Unterricht, soll dabei aber nicht die pädagogischen Fachkräfte ersetzen. „Unsere Begleiterinnen und Begleiter sollen für das Kind eine Unterstützung sein in emotionaler, sozialer und organisatorischer Hinsicht“, sagt Wellinger. Sie seien eher die rechte Hand des Lehrers, der vorgibt, was gemacht werden muss. Bei den Lehrkräften käme der Dienst meist sehr positiv an, da die Betreuung der betroffenen Kinder im Schulalltag normalerweise viel Energie erfordere, betont der Psychologe. Dennoch würden vor Beginn des Dienstes stets Absprachen über Rolle und Funktion der Begleiterinnen und Begleiter mit den Lehrkräften getroffen.

Händeringend suchen die Malteser aktuell nach neuen Schulbegleiterinnen und Schulbegleitern, denn die Warteliste mit hilfsbedürftigen Kindern sei lang, so Wellinger. Der Dienst ist kein Ehrenamt und wird in Teilzeit entlohnt. Pädagogische Vorerfahrungen sind nicht nötig, allerdings sollte man empathisch sein und gut mit Stresssituationen umgehen können. Auch eine gewisse Flexibilität sei notwendig, denn die Gefühlslage etwa von autistischen Kindern könne sich von einem auf den anderen Tag komplett ändern. 

Bevor man Kinder wie Luis dann ins Klassenzimmer begleiten kann, stehen noch Schulungen und Gespräche mit den Verantwortlichen der Malteser an und genaue Überlegungen, welcher Begleiter zu welchem Kind passen könnte. (ksc/ph)

Podcast-Tipp

Malteser Momente

Von der Demenz- und Hospiz- bis zur Seniorenarbeit, von der Flüchtlingshilfe bis zur Inklusion und von der Jugend über die Erste Hilfe bis zum Rettungsdienst – die Malteser Momente zeigen, wie die verschiedenen Dienste der katholischen Hilfsorganisation im Erzbistum München und Freising helfen. Hier wird nicht über die betroffenen Menschen gesprochen, sondern mit ihnen. Rund 8000 Malteser engagieren sich in Bayern ehrenamtlich und machen das vielfältige Engagement erst möglich.

Getreu unserem Motto Hilfe den Bedürftigen und Bezeugung des Glaubens sind wir für alle Menschen da.

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