Zusammenleben ist für beide ein „Geschenk“

Zwei Priester unter einem Dach

Als glücklichen Zufall oder göttliche Fügung könnte man es bezeichnen, dass zwei Priester im Pfarrhaus in Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Landkreis München zusammenwohnen. Während Klaus Hofstetter wegen eines neuen Jobs in den Großraum München umziehen musste, war dem Höhenkirchener Pfarradministrator Manuel Kleinhans das Pfarrhaus für sich allein zu groß. So kam eins zum anderen.

Die Priester Manuel Kleinhans (l.) und Klaus Hofstetter (r.) wohnen im Pfarrhaus in einer WG © SMB/Jäger

Höhenkirchen-Siegertsbrunn – Eigentlich hatte Klaus Hofstetter, der Pfarrer im Chiemgau war, dort gerade eine „Vita Communis“ geplant – so nennt die Kirche es, wenn Geistliche zusammenleben. Doch dann kam die Bitte von Kardinal Reinhard Marx, die Berufungspastoral in der Erzdiözese zu übernehmen und damit in München zu arbeiten. „Ich habe dem Kardinal mein Ja gegeben und in meiner lausbübischen Art zu Gott gesagt, um die Wohnung kümmerst du dich und du weißt, ich will nicht mehr allein leben.“ Da fiel ihm Manuel Kleinhans ein, den er von einer Romfahrt kannte. Der 39-Jährige ist seit 2020 Leiter des Pfarrverbands Höhenkirchen und auch für den Pfarrverband Aying zuständig. Auch er wollte in dem Pfarrhaus nicht mehr allein wohnen. So kam der Anruf von Klaus Hofstetter sehr gelegen und schnell war die Wohngemeinschaft beschlossene Sache. Einsam fühlte sich Kleinhans zwar nicht, da er als Pfarrer den ganzen Tag mit Menschen zu tun hat, aber gerade nach diesen intensiven Begegnungen könne es schon passieren, dass man in ein Loch fällt, wenn man nach Hause kommt, so Kleinhans: „Und das verhindert eine andere Person, weil man erstens natürlich einen Ansprechpartner hat und zweitens auf die andere Person auch Rücksicht nehmen muss - dann reißt man sich selbst zusammen.“

„Luxus-WG“

Der 55 Jahre alte Klaus Hofstetter bezeichnet die Wohnung als „Luxus-WG“. Jeder hat seinen eigenen Wohnbereich mit Schlafzimmer und Badezimmer. Küche und Wohnzimmer werden geteilt. Auch was die Aufgaben angeht, ist man sich schnell einig geworden. „Küche ist meins“, sagt Hofstetter und strahlt dabei. „Aber es ist auch so, dass Manuel manchmal kocht. Wir haben uns noch nie darum gestritten, sondern das ergibt sich einfach.“ Das trifft auf viele Bereiche des Zusammenlebens zu. Spontan bäckt Hofstetter zum Beispiel Zwetschgendatschi, mit Obst aus dem eigenen Garten, weil die Familie seines Mitbewohners zu Besuch kommt. „Und dann sind wir hier zu acht gemeinsam zum Kaffeetrinken im Esszimmer gesessen. Das ist dann das Schöne, wenn nicht alles so strukturiert ist, sondern sich solche Dinge einfach ergeben.“

Zusammenleben hat sich eingespielt

Ein bisschen Routine braucht es aber auch. So gehört zum Beispiel das gemeinsam Morgengebet mit anschließendem Frühstück zum festen Tagesablauf. Da wird dann das Abendessen und alles Wichtige besprochen. Denn manchmal ist es auch ganz hilfreich, gewisse Dinge abzuklären, wie zum Beispiel die Frage, ob man sich etwas zu Weihnachten schenkt, erzählt Manuel Kleinhans lachend. Das sei bei ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest nämlich noch nicht der Fall gewesen: „Ich hatte dann etwas Angst, dass ich mit leeren Händen dastehe und Klaus irgendwas hat. Deshalb bin ich noch schnell ins Blumengeschäft und hab eine Pflanze gekauft. Als Klaus aber dann kein Geschenk hatte, habe ich gesagt, dann passt´s ja, dann stellen wir die Pflanze einfach ins gemeinsame Wohnzimmer und alles ist gut.“

Bereicherung für beide

Auch heute steht die Pflanze noch da und beide haben ihre Freude daran, so wie am Christbaum, der jedes Jahr zusammen geschmückt wird und unter dem die Priester Weihnachten feiern. Das größte Geschenk ist für sie ohnehin, dass ihr Zusammenleben so gut funktioniert. Ob man sie nun als Freunde, WG-Kumpel oder Kollegen unter einem Dach bezeichnet – feststeht: Sie empfinden sich gegenseitig als Bereicherung. „Natürlich hat das auch Züge einer Freundschaft, wenn man sich gegenseitig Sachen erzählt, die einen bewegen“, so Kleinhans. „Aber es ist in gewisser Weise einfach auch ein Geschenk, weil es ja nicht die Garantie gibt, dass das funktioniert.“ Dem stimmt Klaus Hofstetter zu: „Es ist wirklich angenehm und nicht nur, dass man nicht allein leben muss, sondern dass der Mitbruder so ist, wie er ist. Ich schneide mir jedenfalls jeden Morgen nicht nur eine Scheibe Brot ab, sondern auch eine dicke Scheibe von der Gelassenheit von Manuel, weil das nicht gerade meine Stärke ist.“ Und so wollen beide auch im neuen Jahr weiter offen sein für die Vorzüge und Vorteile, die ihr Zusammenleben mit sich bringt.

Die Autorin
Lydia Jäger
Radio-Redaktion
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