Jugendamt der Münchner Erzdiözese

Zwei Jahre Jugendarbeit in Corona-Zeiten

Nach zwei Jahren größtenteils digitaler Jugendarbeit zieht der stellvertretende Leiter des Erzbischöflichen Jugendamts in München Bilanz. Und er sieht Chancen für die Zukunft aus den Erfahrungen, die während der Pandemie gemacht wurden.

Gerade junge Menschen leben, kommunizieren und interagieren in digitalen Räumen. © JenkoAtaman - stock.adobe.com

Zwei Jahre ist es her, als die Ostergottesdienste erstmals wegen Corona ausfallen mussten. Eine Zeit, in der sich Pfarreien aber auch Jugendverbände kurzfristig nach Alternativen umschauen mussten. Wollte man doch Gottesdienste aber auch andere Veranstaltungen wie Gruppentreffen, Fortbildungen oder Jugendfestivals weiterhin anbieten. „Als vor zwei Jahren unsere Arbeitsgrundlage, nämlich die persönliche Begegnung mit jungen Menschen, weggebrochen ist“, erinnert sich Alois Obermaier, stellvertretender Leiter des Erzbischöflichen Jugendamts in München, „mussten wir viel in den digitalen Raum verlagern.“

So wurde zum Beispiel unter dem Stichwort „Ostern online“ die komplette Kar- und Osterliturgie über Zoom gefeiert. Auch Jugendfestivals wie Jugendkorbinian am Freisinger Domberg konnten 2020 nur digital stattfinden. „Natürlich gab es einiges, was am Anfang nicht so richtig funktioniert hat“, gibt Obermaier zu. „Wir mussten uns erst mit den digitalen Instrumenten anfreunden.“ Experimentieren gehörte dazu, manche Veranstaltungen crashten. Aber das müsse man weniger als Scheitern betrachten, so Obermaier. Eher als ein fortlaufendes Lernen.

Große Sehnsucht nach Gemeinschaft

So ist sich Alois Obermaier auch sicher: Die Pandemie wird gehen, das Digitale wird in weiten Teilen bleiben – auch wenn verständlicher Weise die Sehnsucht nach persönlichen Begegnungen, Treffen, Kursen oder Fahrten über die zwei Jahre gewachsen ist. Etwas, das der Jugendamtsleiter durchaus nachvollziehen kann. Denn auch er sieht die Grenzen digitaler Veranstaltungen. „Einen Gottesdienst über ein Videoprogramm zu feiern, hat seinen Reiz“, findet Obermaier. „Aber die Gemeinschaft live vor Ort zu erleben, diese Sehnsucht ist groß.“

Und Obermaier ist sich sicher, dass die jungen Gläubigen auch gerne wieder – trotz eines bleibenden digitalen Angebots – zu Präsenzveranstaltungen zurückkehren werden. Nichtdestotrotz kann er der Entwicklung, die innerhalb der letzten zwei Jahre notwendig war, viel Positives abgewinnen. Die wichtigste Erkenntnis für ihn ist, dass Kirche und vor allem kirchliche Jugendarbeit das Internet und digitale Räume trotz Präsenzveranstaltungen nicht nur als Möglichkeit sehen darf, um für Angebote im Jugendbereich zu werben. „Uns muss noch mehr bewusst werden, dass diese digitalen Räume Sozialräume sind“, so Obermaiers Schlussfolgerung. „Gerade junge Menschen leben, kommunizieren und interagieren hier – und das ganz selbstverständlich.“ Diese Chance dürfe man nicht ungenutzt lassen.

Mutiger sein

„Wenn wir uns als Kirche auf Sakralräume und Pfarrsäle beschränken, dann würden wir etwas grandios falsch machen“, bekräftigt Obermaier. „Wir müssen das noch viel stärker entdecken und uns da auch noch mutiger hineintrauen.“ Doch ganz klar ist auch: Das eine schätzen gelernt zu haben, heißt nicht sich auf das andere nicht mehr freuen zu dürfen. Und so freut sich Alois Obermaier sehr, dass die Planungen für Jugendkorbinian 2022 bereits laufen – für eine Wallfahrt und ein Festival gemeinsam mit Jugendlichen in der persönlichen Begegnung. (Maria Ertl)