Kirche und Medien

Kommunikation auf den Kanälen des Münchner Erzbistums

Die Erzdiözese München und Freising ist in den digitalen Medien breit aufgestellt. Auf verschiedenen Kanälen wird über kirchliche Themen berichtet und der Austausch mit den Nutzern gesucht.

Leser, Zuschauer, Hörer, User wollen verstehen und persönlich überzeugt werden, oft im Nachfragen, im Dialog auf Augenhöhe. Die Kommunikation im Erzbistum München und Freising hat sich in diesem Sinn auf den Weg gemacht. © Monster Ztudio - stock.adobe.com

Wahrhaftig, klar, authentisch, vielseitig – und dabei schnell wie nie zuvor: Das sind die Merkmale einer erfolgreichen Kommunikation, die sich im digitalen Zeitalter so grundstürzend verändert wie zuletzt bei Erfindung des Buchdrucks. Jede und jeder kann auf den sozialen Netzwerken einen eigenen Kanal eröffnen und seine Sicht der Welt verbreiten. Die Revolution der Kommunikation ist verbunden mit einer Diskussion um Wahrheit und Lüge, Anstand und Verhetzung. Die bange Frage lautet: Was und vor allem wem können wir noch glauben?

Institutionen des demokratischen Gemeinwesens wie auch die Kirchen müssen sich angesichts dieser Anfrage neu behaupten. Glaubwürdigkeit ist der Schlüssel in diesem Überlebenskampf. Sie muss hart erarbeitet werden. Leser, Zuschauer, Hörer, User wollen verstehen und persönlich überzeugt werden, oft im Nachfragen, im Dialog auf Augenhöhe. Die Kommunikation im Erzbistum München und Freising hat sich in diesem Sinn auf den Weg gemacht.

Soziale Medien ermöglichen direkten Austausch

Die sozialen Netzwerke sind per se Plattformen des Dialogs. Das Erzbistum baut sein Engagement auf Facebook, Instagram, Twitter aus. Redakteurinnen und Redakteure produzieren Videos, Podcasts, Texte für Social Media. Und diskutieren dort ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung mit Followern. Manchmal werden Ereignisse live gestreamt – und die Debatte setzt in Echtzeit ein: eine fordernde Aufgabe bei kritischen Themen, wie zum Beispiel Ende Januar der Pressekonferenz zum neuen Missbrauchsgutachten. Reaktionen und Kommentare können hochemotional sein. Jedes falsche Wort ist geeignet, einen Sturm der Entrüstung zu entfesseln. Größer als dieses Risiko indes ist immer die Chance, die darin liegt, dass ein Mensch sich äußert und sich an die Kirche wendet. Auch wenn er tobt und schimpft, so kann man doch versuchen, zuzuhören, zu verstehen, Zusammenhänge zu erklären.

Das Social-Media-Team der Stabsstelle Kommunikation postet vielfältige Inhalte, von politischen Forderungen der Kirche zur Flüchtlingskrise über Unterhaltsames wie Rätselfragen zu Kirchtürmen bis hin zu Videos der Reihe „ReliReloaded“, in denen Religionslehrkräfte Fragen zum Glauben beantworten. Es ist eine Community im Netz entstanden, die aktiv teilnimmt. Die Engagementrate auf dem diözesanen Instagram-Kanal betrug im zweiten Halbjahr 2021 unglaubliche 6,8 Prozent – zum Vergleich: Durchschnittlich werden im Nonprofit-Bereich 1,1 Prozent erreicht. Der Facebook-Kanal des Erzbistums ist der reichweitenstärkste der deutschen Diözesen.

Pandemie treibt Digitalisierung voran

Die Digitalisierung kirchlicher Kommunikation und Verkündigung hat in der Pandemie einen Schub bekommen. Als im Frühjahr 2020 keine öffentlichen Gottesdienste möglich waren, setzten die Verantwortlichen aufs Internet. Seit Beginn der Corona-Krise wurde fast täglich die heilige Messe aus dem Münchner Dom übertragen: 750 Gottesdienste, die zusammen fünf Millionen Menschen erreichten. Während des strengen Lockdowns lag die Reichweite im Durchschnitt bei 12.500. Noch immer ist die Nachfrage hoch. Das Erzbistum überträgt montags bis freitags um 18.30 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr und ist eines der wenigen deutschsprachigen Bistümer, die Gottesdienst-Streams in dieser Breite und in gleichbleibend hoher Qualität anbieten. Wochentags erreichen die Gottesdienste rund 5.000, an Sonn- und Feiertagen 10.000 Menschen. Es hat sich eine stabile Online-Gemeinde gebildet, die Mitglieder stützen und begleiten sich gegenseitig. „Wenn ich die Gottesdienste ansehe, fühle ich mich stets zu Hause“, schreibt ein Nutzer auf Facebook.

Auf Dialog über digitale Medien setzt der Arbeitgeber Erzdiözese auch in der internen Kommunikation mit den rund 16.000 Beschäftigten im kirchlichen Dienst. Nach Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens beantworteten in mehreren Live-Chats mit mehr als 1.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen Kardinal Reinhard Marx, Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Stephanie Herrmann Fragen von Mitarbeitenden. Fast täglich informiert die Leitung der Erzdiözese per E-Mail mit einer internen Meldung. Das Intranet „arbeo“ wird täglich von bis zu 7.000 Mitarbeitenden genutzt, die dort Informationen rund um ihre Arbeit, Dokumente oder Formulare finden.

Erzbistum München und Freising in internationalen Medien

Die Website www.erzbistum-muenchen.de richtet sich verstärkt nachrichtlich aus. Derzeit etwa mit umfangreichen multimedial aufbereiteten Nachrichten zum Thema Ukraine von der Flüchtlingshilfe am Münchner Hauptbahnhof überdas Engagement in den Pfarreien bis hin zu den Terminen von Friedensgebeten. Der Internet-Auftritt wird bis 2023 runderneuert. Natürlich gehört zur Kommunikation noch viel mehr als die genannten digitalen Kanäle. Zum Beispiel professionelle Pressearbeit, die lokale, nationale und internationale Medien informiert, die breit über das Erzbistum berichten. Auch hier ist Digitalität entscheidend: Die Pressekonferenz zum Gutachten war im Livestream zu sehen und wurde hybrid abgehalten – Journalisten konnten online genauso ihre Fragen stellen wie vor Ort im Saal.

Besonders wichtig in Zeiten des Umbruchs sind starke Partner. Der Sankt Michaelsbund als Medienhaus ermöglicht durch seine Unterstützung kirchliche Kommunikation etwa durch Video- und Audioproduktionen – und berichtet selbst mit journalistischen Radio-, Online-, TV-Beiträgen und wie jeher im Print: mit der Münchner Kirchenzeitung, die vielseitig, im Wochentakt und mit eigenem Ton das kirchliche Wirken begleitet. (Bernhard Kellner, Leiter der Stabsstelle Kommunikation im Erzbischöflichen Ordinariat und Herausgeber der Münchner Kirchenzeitung)