Oktoberfest in München

Vorfreude auf die Wiesn steigt bei allen Beteiligten

Schausteller, Wiesn-Chef und der Schaustellerseelsorger blicken optimistisch auf den Herbst. Dass das wichtigste Volksfest doch noch abgesagt werden könnte, glaubt hier niemand mehr.

Am 17. September startet nach zwei Jahren Coronapause die 187. Wiesn. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

„Die Wiesn findet statt“, sagt Clemens Baumgärtner (CSU). Ein Versprechen, das nicht nur beim Wiesn-Chef und Münchner Wirtschaftsreferenten selbst für Euphorie sorgt. „Die Vorfreude ist natürlich riesig“, sagt auch Adrian Winheim. Der Betreiber des Traditionskarussells Calypso freut sich nach zwei Jahren Zwangspause darauf, „dass ich meine Arbeit wieder machen kann.“ Ab dem 17. September ist er mit seinem Fahrgeschäft wieder auf der „Oidn Wiesn“. Am meisten freue er sich auf die Fahrgäste, sagt Winheim. „Aber auch manche Mitarbeiter habe ich zwei Jahre nicht mehr gesehen.“ Er wünscht sich nur eine friedliche und schöne Wiesn, auf der wieder ausgelassen gefeiert wird und er das machen kann, was das Hauptziel eines Schaustellers ist: Menschen Spaß und Freude zu bringen.

Schausteller hart getroffen

Mit der Wiesn endet die lange Durststrecke der Schausteller. „Wir haben in der Zeit der Pandemie eine viel intensivere Gesprächspastoral wahrgenommen“, erinnert sich Sascha Ellinghaus, Schaustellerseelsorger im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Viele hätten die Seelsorge genutzt, um Existenzängste zu besprechen. Darüber hinaus war es Ellinghaus wichtig, die Verbände zu unterstützen und sich auch in der Politik für Hilfspakete an die Schaustellerbranche stark zu machen.

Insgesamt hätten diese Unterstützungsmaßnahmen aus der Sicht vieler Schausteller durchaus mehr sein dürfen. Gerade kurzfristig abgesagte Veranstaltungen wie der Münchner Christkindlmarkt im vergangenen Winter haben viele Schausteller in Existenzsorgen gestürzt. Welche Hoffnung die Branche jetzt mit der Wiesn verbindet, lässt sich sinnbildlich auf dem diesjährigen Oktoberfestplakat sehen: Dort sieht man das Münchner Kindl und den Engel Aloisius Hand in Hand in ein noch leeres, aber hell erleuchtetes Bierzelt gehen. Endlich wieder gemeinsam feiern und fröhlich sein – „Das ist die hoffnungsvolle Perspektive“, sagt Seelsorger Ellinghaus, „durch das Bierzelt in das Licht.“

Wiesn ist Volksfestkultur

Wiesnchef Baumgärtner will diese Hoffnungen erfüllen. Für die Besucher, aber auch für die Beschicker. Er betont, dass die Wiesn vor allem davon lebt, gute Schaustellerinnen und Schausteller zu haben. In der Stadtverwaltung sei man sich bewusst, dass das vor allem von Bestandsbeschickern ermöglicht werde. „Deshalb müssen wir uns natürlich auch darum kümmern, dass diese Schausteller weiter existieren.“

Auch für die Stadt München geht es im Herbst um einiges: Rund 1,5 Milliarden Euro Umwegrendite fallen bei der Wiesn an. Und nicht nur beim Geld spielt die Rückkehr der Wiesn eine Rolle „Die Wiesn ist Volksfestkultur“, betont Baumgärtner, „sie bildet in wesentlichen Teilen den Ruf der Stadt mit“. Vom Damoklesschwert einer Absage, das über dem Projekt schwebt, will der Wirtschaftsreferent des Landeshauptstadt nichts wissen. Wenn jetzt noch einmal etwas dazwischen komme, müsste es etwas so Großes sein, dass sich eh niemand mehr für die Wiesn interessiere, so Baumgärtner.

Der Countdown zur Wiesn läuft

Schausteller Winheim ist sich aber sicher: Keine Krise wird das Oktoberfest dieses Jahr noch zu Fall bringen. „Ich persönlich und auch viele Kollegen haben keine Angst mehr.“ Bis es am 17. September losgeht, gibt’s für die Schausteller noch einiges zu tun. Während die Bierzelte jetzt schon größtenteils stehen, werden die meisten Fahrgeschäfte erst in den Wochen vor dem Anstich aufgestellt. Arbeit gibt’s auch noch für Schaustellerseelsorger Ellinghaus. Er muss zwar nichts aufbauen, aber die ersten Anfragen für Schaustellertaufen gebe es schon. „Außerdem freu ich mich natürlich auch auf den traditionellen Wiesngottesdienst am ersten Donnerstag um 10 Uhr im Festzelt.“ Der Countdown zur 187. Wiesn hat also schon begonnen. Sechs Wochen dauert es noch, bis es endlich wieder heißt: „O’zapft is!“

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
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