Neues Buch vorgestellt

Schießler: Wünschte mir Zusammenhalt in Kirche wie auf der Wiesn

Zehn Jahre lang war Pfarrer Rainer Maria Schießler als Bedienung am Oktoberfest tätig. An diese Zeit erinnert er sich in seinem neuen Buch "Wiesn-Glück".

Viele Jahre arbeitete Pfarrer Schießler auf der Wiesn als Bedienung. © KNA

München – Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler (61) denkt gerne an seine Zeit als Bedienung auf dem Münchner Oktoberfest zurück. Insgesamt zehn Jahre lang, von 2006 bis 2012 sowie von 2015 bis 2018, hatte er im Festzelt der Familie Schottenhamel als Kellner gearbeitet und die Gäste mit Bier und Essen versorgt.

Bei der Vorstellung seines neuen Buches "Wiesn-Glück. Eine Liebeserklärung" am Dienstagnachmittag in München vor gut 200 Besuchern schwärmte er von der Kollegialität beim Servicepersonal bis hin zu den Leuten von der Security. Manchmal habe er sich gedacht: "Himmel, Herrgott, Sakrament, wenn es halt in meiner Kirche auch so zugehen würde."

Zusammenhalt auf der Wiesn

Er habe unter den Kollegen keinen Futterneid und keinen Stolz erlebt, erzählte Schießler. Jeder sei für den anderen da gewesen; man habe einander geholfen: "Das habe ich auf der Wiesn gelernt." Einen Tag vor Beginn des größten Volksfestes der Welt habe ihn 2006 vor seinem ersten Einsatz ein junger Mann zwei Stunden angelernt. "Ich war ja ein Greenhorn ohnegleichen." Daniel habe ihm damals die ganzen Abläufe gezeigt und wie man es schaffe, 14 Maß zu tragen: "Da brauchst eine ganz eigene Technik", zumal wenn man "Stumpelfinger" habe.

Zu dem Job sei er letztlich gekommen "wie die Jungfrau Maria zum Kind", so der Geistliche. Nie habe er diesen aber als eine seelsorgliche Tätigkeit gesehen, auch wenn seine Diplomarbeit einst das Thema Arbeiterseelsorge behandelt habe. Auf dem Oktoberfest habe er es mit Leuten zu tun gehabt, die mit Kirche nicht viel am Hut hätten, dennoch seien diese stets "anständig" mit ihm umgegangen, betonte Schießler.

Als Wirt Peter Schottenhamel von ihm anfangs habe wissen wollen, ob er denn anonym bei ihm arbeiten wolle, sei seine Antwort gewesen: "Das geht gar nicht. Mich kennt hier eh jeder." Als dann auch noch eine Münchner Boulevardzeitung über seinen Urlaubs-Job berichtete, habe es sich bald nach und nach unter dem Personal herumgesprochen.

Verdienst für caritative Zwecke gespendet

Dass er von Anfang an klargemacht habe, seinen Verdienst für einen sozialen Zweck spenden zu wollen, wertete Schießler als gut. Denn seine Kolleginnen und Kollegen hätten kein Verständnis gehabt, wenn er das Geld für sich selber hätte behalten wollen. Um Steuern zu sparen, habe Schießler aber für die Zeit seiner Wiesn-Tätigkeit einen Urlaubsschein vom Erzbischöflichen Ordinariat vorlegen müssen, den er auch bekommen habe.

Der dort für ihn zuständige Prälat habe jedoch, nachdem das Oktoberfest schon vorbei gewesen sei, ihm geschrieben, ob das "Kasperl-Theater" noch eine Fortsetzung haben werde, erinnert sich der Priester. Denn Schießler war 2006 bereits als Volunteer bei der Fußball-WM tätig gewesen. Die Antwort des unkonventionellen Pfarrers fiel entsprechend aus: "Man weiß ja nie, was noch kommt. Ich kann Schlittschuhfahren. Vielleicht mache ich bei 'Holiday on Ice' mit." (kna)

Buchtipp

Wiesn-Glück

Zehn Jahre lang arbeitete der bekannte Münchner Pfarrer Rainer M. Schießler als Bedienung auf dem Oktoberfest, trug unzählig viele Maßkrüge und Hendl-Teller an die Festzelt-Tische. In dieser Zeit hat er jede Menge Lustiges, Ernsthaftes und Turbulentes erlebt. Die schönsten Oktoberfest-Geschichten seiner Wiesn-Zeit erzählt Rainer M. Schießler in diesem Buch. Immer mit einem Augenzwinkern und oft mit einem Blick nach oben.

16 € inkl. MwSt.

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