Gebetswoche für die Einheit der Christen

Vorbild für die Demokratie

Mit einem zentralen ökumenischen Gottesdienst im Liebfrauendom haben Münchner Christinnen und Christen aller Konfessionen die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Landesbischof Kopp sah dabei die Gemeinschaft der Kirchen als Vorbild für die Gesellschaft.

Gruppenbild aller am Gottesdienst beteiligten Vertreterinnen und Vertreter. © Kiderle

Kardinal Reinhard Marx feierte den Gottes- dienst zusammen mit dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Christian Kopp, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt, Mark D. W. Edington von der Episcopal Church in Europe und weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern. Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Munich English Choir und dem Choir of the Church of the Ascension unter der Leitung von Hyon Jin Cho.

In seiner Predigt hob Landesbischof Kopp die Gemeinschaft der Kirchen als Vorbild für das Erlernen der Demokratie hervor. „Als Christinnen und Christen wissen wir: Es geht nur miteinander. Das trifft auch auf den Staat zu: Demokratie ist nicht angeboren. Demokratie ist nicht von alleine da. Demokratie lernt man am Vorbild. Ich denke, da können wir als Gemeinschaft der Kirchen ein Vorbild sein“, so Kopp.

"Weil wir die Liebe lieben"

Die Kirchen hätten in diesen Zeiten eine große Aufgabe: Seite an Seite mit zivilgesellschaftlichen Playern für die Demokratie einzustehen und die weltweiten Netzwerke für das Wohl der Menschen zu nutzen; füreinander einzutreten und gegen Gewalt sowie rechte Gesinnung – „weil wir die Liebe lieben“, erläuterte der Landesbischof.

Bereits am Tag zuvor tauschten sich im Rahmen der Gebetswoche Kardinal Marx, Bischof Edington, Landesbischof Kopp sowie Bischof von Kronstadt mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der ACK in Bayern zur Zukunft des Christentums in Europa aus. Bischof Edington schilderte die Herausforderungen, die der Episkopalen Kirche Europas während ihrer Reformprozesse in den vergangenen Jahren begegnet sind, und setzte Impulse, wie es auch in anderen christlichen Gemeinschaften gelingen könnte, Menschen unterschiedlicher Ansichten und Hintergründe zusammenzubringen, um einen Konsens zu erreichen.

Kardinal Marx brachte dazu die Erfahrungen der katholischen Kirche in Deutschland und der Weltkirche ein: „Synodalität bedeutet, dass wir gemeinsam nach Positionen und Perspektiven suchen, hinter denen die Gemeinschaft möglichst einmütig stehen kann. Sowohl in Deutschland als auch weltweit. Das ist kein einmal abgeschlossener Prozess, sondern dafür ist es immer wieder neu notwendig, das Miteinander zu fördern und sich in aktuellen Herausforderungen zu verständigen.“

Politisches Klima fordert Christen heraus

Das derzeit in vielen Ländern aufkommende politische Klima, in dem einzelne Debatten durchaus zum Streit über häufig falsch verstandene Ideen von Nationalität und Identität führen könnten, befördere eine Stimmung des Gegeneinanders und der Unversöhnlichkeit. Diese Debatten stellten derzeit alle christlichen Gemeinschaften vor die Herausforderung, ihren Beitrag zur Verständigung zu leisten.

Im ökumenischen Gespräch werde noch einmal klar, dass die ökumenische Perspektive gerade auch ein Beispiel für Verständigung und die Suche nach Gemeinsamkeiten sein könne: „Gerade in ökumenischen Begegnungen“, so Kardinal Marx, „gewinnt auch die katholische Kirche nicht nur Impulse für ihre eigenen Reformprozesse, sondern wir erleben, dass Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam in die Gesellschaft hineinwirken können und dass wir zusammen aus der christlichen Grundhaltung heraus, dass alle Menschen Geschwister sind, einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten können.“ Die Gebetswoche feiern Christen aller Konfessionen weltweit. (smb)