Neue katholische Seelsorger

Priesterweihe im Freisinger Dom

Drei Neupriester für das Erzbistum München und Freising: Kardinal Reinhard Marx weiht die Männer aus dem Jahrgang 2023 am Samstag, 1. Juli, im Freisinger Dom zu Priestern.

Der Weihejahrgang 2023 (von links): Moritz Waldhauser, Christian Ulbrich und Michael Korell © SMB/Ertl

München – Wofür eine Ministrantenfahrt nach Rom doch so alles gut sein kann. Christian Ulbrich etwa führte sie sozusagen zurück in die kirchliche Spur. Nach seiner Firmung hatte er sich vom Pfarrleben seiner Heimatgemeinde im fränkischen Höchstadt an der Aisch entfernt, seine fünf Jahre jüngere Schwester hingegen war eifrige Ministrantin. Und da seine Eltern als erwachsene Begleitung mit in die Ewige Stadt fuhren, „musste ich damals wohl oder übel auch mit“, erinnert sich der heute 31-Jährige. Rom beeindruckt ihn, und als man den Bus zur Rückfahrt wieder besteigt, begrüßt ihn der Pfarrer vor der versammelten Fahrgemeinschaft als „neuen Ministranten“. Ulbrich steigt wieder in die Gemeindearbeit ein – erst bei der Jugend, später im Pfarrgemeinderat.

Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, das er über Siemens als duales Studium absolviert, lässt er sich auch noch in die Kirchenverwaltung wählen. Nach einem Berufungserlebnis gegen Ende seines Studiums beginnt ein Suchen und Fragen. In der Landeshauptstadt findet er in Regens Wolfgang Lehner einen verständigen Ansprechpartner rund um die eigene wirkliche Berufung. Schließlich tritt Ulbrich ins Münchner Priesterseminar ein. Kirche bedeutet für ihn „Heimat“ – diese Erfahrung sowie die unbedingte Annahme durch Gott möchte er den Menschen nun durch seinen priesterlichen Dienst und die Begegnung mit Jesus Christus in den Sakramenten schenken. Hier würden Gott und sein Heil mit allen Sinnen erfahrbar, die Spendung der Sakramente sei daher auch „der zentrale Inhalt meines Lebens“.

Wie vom Blitz getroffen

Dass Gott den Menschen nicht fern, sondern unendlich nahe ist, ja, dass er durch seine Geburt selbst Mensch wurde, diese Erfahrung bewegt Michael Korell (38) 2013 beim Besuch der Weihnachtsmesse am ersten Feiertag in seiner Heimatgemeinde St. Laurentius in Holzkirchen zutiefst: „Als ich im Tagesevangelium, dem Prolog des Johannesevangeliums, die Stelle: ,Und das Wort ist Fleisch geworden‘ hörte, da war ich wie vom Blitz getroffen.“ Schlagartig wird ihm klar: „Das will ich mit meinem eigenen Leben verkünden!“ Nach erfolgreichen Praktika bei BMW und der Süddeutschen Zeitung liegen ihm jeweils zwei Arbeitsverträge vor, er hat eine eigene Wohnung in München – und doch begreift Korell in diesem Moment, dass er die stets verspürte eigene Unzufriedenheit in seinem Leben nur mit der Entscheidung, sich in den Dienst des menschgewordenen Gottes nehmen zu lassen, wird besiegen können.

Natürlich sei es schwierig, gerade heutzutage, wo Kirche so extrem in der Kritik stehe, diesen Schritt zu wagen. Allein: „Es war noch nie leicht, Priester zu sein, zu keiner Zeit.“ Er sei nun einmal in diese Zeit gestellt und halte es daher auch mit Franz von Sales, der sagte: „Blühe, wo du gepflanzt bist.“ Als Priester will Korell daher die Botschaft vom menschgewordenen Gott zu den Menschen bringen, ihnen „Räume eröffnen, wo das Unaussprechliche Platz hat“. Sein Primizspruch, wiederum eine Reminiszenz an Weihnachten, bestärkt ihn: Es ist der Ruf des Engels an die Hirten auf den Fluren von Betlehem: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude!“

Gelernter Schreiner

Immer wenn Moritz Waldhauser (39) in den Evangeliumstexten auf die Stellen trifft, in denen von Jesus als „Sohn des Zimmermanns“ gesprochen wird, berührt ihn dies. Kein Wunder, er selbst ist gelernter Schreiner und Schreinermeister. „Der heilige Josef ist mir auch schon aus diesem Grund wichtig“, sagt er. Schon in jungen Jahren hat er eine Ahnung, dass Gott etwas mit ihm vorhabe, „mehr wusste ich aber noch nicht“. Während seiner Handwerks-Ausbildung in der Münchner Maxvorstadt vertieft sich sein Gebetsleben, Waldhauser liest viel, der regelmäßige Gottesdienstbesuch gehört dazu. St. Ludwig mit dem Grab des Religionsphilosophen Romano Guardini wird ein wichtiger Bezugspunkt für ihn.

Aber da gibt es auch ein großes familiäres Vorbild, als bei Waldhauser der Wunsch und die innere Sehnsucht, selbst Priester zu werden, immer größer werden: den „Onkel Schorsch“, sein Urgroßonkel Monsignore Georg Schuster, jahrzehntelanger Pfarrer in Pasing. Dessen Primizkelch von 1950 wird nun auch Waldhausers Primizkelch werden. Die priesterliche Existenz und Lebensweise ermöglichten es ihm, den Menschen „mit ganzer Absichtslosigkeit zu begegnen“. Sie sollen spüren: „Ich will nichts verkaufen, ich will nichts bekommen, es geht um dich!“ Auf diese Weise und aus dieser Begegnung heraus könne ein Leben in Freiheit gestaltet werden. Gott könne, so ist Waldhauser überzeugt, für jeden Menschen erfahrbar werden – jener Gott, „der die Welt besiegt hat, der groß macht und frei“.

Der feierliche Weihegottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx findet am Samstag, 1. Juli, um 9 Uhr im Freisinger Mariendom statt. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst von Domchor und Dombläsern unter der Leitung von Matthias Egger. Sie bringen Werke unter anderem von Hans Leo Hassler, Franz Liszt und Max Eham zur Aufführung. Die Orgel spielt Benedikt Celler. Bei der um 14.30 Uhr ebenfalls im Freisinger Mariendom beginnenden Vesper mit den neu geweihten Priestern wird die St.-Peter-und-Pauls-Vesper von Max Eham erklingen. Die Priesterweihe wird auch live im Internet übertragen.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de