Es ist Samstag gegen 14 Uhr in München, als die Sonne allmählich die Wolkendecke durchdringt. Ihre Strahlen lassen nach und nach den von Schnee bedeckten Friedhof am Perlacher Forst glitzern. Gerade mal Null Grad Celsius hat es, doch Alt und Jung schreckt das nicht ab. Eingemummt in dicke Jacken und Schals strömen die Münchnerinnen und Münchner durch den Eingang an der Stadelheimer Straße. Manche kommen sogar mit Stecken, um auf den winterlichen Wegen sicher zu gehen. Die meisten der Besucherinnen und Besucher haben nur ein Ziel: das Grab von Franz Beckenbauer (1945-2024). Obwohl keine Wegweiser aufgestellt sind, scheinen die Leute problemlos zum "Kaiser" zu finden. Nicht weit entfernt von der Aussegnungshalle und damit ziemlich zentral gelegen, findet sich das Grab der Familie Beckenbauer. Mutter Antonie (1913-2006) und Vater Franz (1905-1977) sind darin bereits begraben, seit Freitag hat auch ihr Sohn mit 78 Jahren seine letzte Ruhe dort gefunden, wo er hergekommen ist: im Münchner Stadtteil Giesing bei seinen Eltern.
Schlichtes Holzkreuz steht am Grab
Die eisige Nacht hat dem Meer von roten, orangen, pinken und weißen Rosen nichts anhaben können. Ein schlichtes Holzkreuz steht vor dem Grabstein mit den Lebensdaten der Fußball-Legende; ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt Beckenbauer mit Strohhut, Brille und in legerer Sommerkleidung. Von seiner Frau Heidi und den Kindern Joel und Francesca stammt das große Herz aus tiefroten Rosen: "Für immer in unseren Herzen" ist auf der Schleife zu lesen. Zumeist schweigend verweilen die Leute kurz vor dem Grab, um dann auch anderen die Möglichkeit zum Abschiednehmen zu geben. Nur das Klicken von Smartphones und Fotoapparaten durchbricht bisweilen die Ruhe. "Schad is um eahm (Schade ist es um ihn)", sagt da plötzlich eine ältere Frau im schönsten Münchnerisch, wie es hier im Viertel noch gesprochen wird und es auch der dort groß gewordene Franz ein Leben lang trotz aller späteren Weltläufigkeit gepflegt hat. Ist doch sein "Schau ma mal" längst zu einem geflügelten Wort weit über Bayern hinaus geworden.