Abschied vom Kaiser

Psychologe über Trauerfeier für Beckenbauer

Zehntausende Fans in der Allianz-Arena und noch mehr daheim vor dem Fernseher gedenken am Freitag, 19. Januar, der verstorbenen Fußball-Legende Franz Beckenbauer. Ob so ein öffentlicher Abschied ein wichtiger Schritt ist, um mit Trauer umzugehen und ob die bei den Fans überhaupt "echt" sein kann, darüber spricht Psychologe Felix Meindl.

In der Münchner Allianz-Arena findet am Freitag die Trauerfeier für Franz Beckenbauer statt. © uslatar - stock.adobe.com

Felix Meindl ist Psychologe und hat das soziale Startup „Gedenken schenken“ gegründet. Deshalb hat er sich auch lange mit dem Thema Trauer auseinandergesetzt. Er sagt, Gedenkfeiern im Allgemeinen markieren einen Übergang. Die Abschiedsfeier in der Allianz-Arena für Franz Beckenbauer könnte zwar einigen Menschen zu groß sein, andere würden sich aber durch die Größe angezogen fühlen. Gerade Menschen, die sonst eher schwer Emotionen zulassen würden, könnten von der Großveranstaltung profitieren.

Berechtigte Emotionen

Und auch wenn viele den „Kaiser“ nur aus der Ferne kannten, betont der Psychologe: „Emotionen sind immer real“, dadurch seien sie auch immer berechtigt. Für viele Fans sei Beckenbauer Teil ihres Lebens gewesen, diese Beziehung funktioniere unabhängig davon, ob der Kaiser die Person selbst kannte.

Dass den Fans von manchen Seiten die Echtheit ihrer Gefühle abgesprochen wird, erklärt sich Felix Meindl mit der, seiner Aussage nach - problematischen Hierarchie bei Trauer. Demnach gibt es gesellschaftlich die Erwartung, mehr um den Ehepartner zu trauern als um einen Freund und um den wiederum mehr als um eine öffentliche Ikone. Aber unabhängig davon seien die Emotionen da. Außerdem häufe sich Trauer an. Bedeutet, dass es alte Trauererfahrungen wieder aufflammen lassen kann, wenn wir mit Trauer konfrontiert werden.

Auch der Umgang mit Trauer sei sehr individuell. Gerade im Fall des „Kaisers“ kann sich Felix Meindl auch vorstellen, dass Menschen wieder anfangen würden, Fußball zu spielen oder als Jugendtrainer aktiv würden.

Die Autorin
Linda Burkhard
Radio-Redaktion
l.burkhard@michaelsbund.de