Jahrtausende alter Brauch

Fragen und Antworten zum Pilgern

Millionen Menschen setzen sich jedes Jahr zum Pilgern in Bewegung, viele davon machen sich "auf den Weg" zu Gott. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Pilgern.

Die Kathedarale in Santiago de Compostela ist das Ziel der Jakobspilger. © Soloviova Liudmyla - stock.adobe.com

Was bedeutet Pilgern?

Pilgern heißt, sich auf den Weg machen zu einem heiligen Ort, der eine größere Nähe zu Gott verspricht, so katholisch.de. Die Tradition des Pilgerns zu wichtigen religiösen Zentren gibt es in allen Religionen. Die Erfahrung gläubiger Menschen, auf bestimmten Wegen oder an besonderen Orten die Nähe Gottes zu erleben, hat den Jahrtausende alten Brauch des Pilgerns begründet.  Das Wort „pilgern“ kommt vom Lateinischen „pergere“ bzw. „per agere“ und bedeutet ursprünglich „jenseits des Ackers“ oder  „in der Fremde“.  Pilgern heißt also „unterwegs sein“, „wandern“, „in der Fremde sein“.

Was unterscheidet das Pilgern von einer Wallfahrt?

Das Pilgern ist eine religiös motivierte Reise, die in mancher Hinsicht mit einer Wallfahrt vergleichbar ist. Beide haben ein gemeinsames Ziel: den Besuch eines heiligen Ortes, um sich spirituell „aufzuladen“. Trotz vieler Berührungspunkte unterscheiden sich Pilgerreise und Wallfahrt: Während bei einer Wallfahrt Anliegen, Ziel und Dauer vorher feststehen, sind es beim Pilgern die Erfahrungen und Erlebnisse unterwegs, die die Pilgerreise attraktiv machen. Die wegorientierte Pilgerreise ist Ausdruck des persönlichen Glaubens und wird oft von Einzelnen unternommen. Im Unterschied dazu erfolgt die zielorientierte Wallfahrt in einer Gruppe, dabei spielen Volksglaube, kirchliche Autorität und Frömmigkeit eine größere Rolle.

Wie kam es zum Pilger-Boom der vergangenen Jahre?

Erst seit einigen Jahrzehnten ist das Pilgern in Europa von einer breiten Öffentlichkeit wiederentdeckt worden. 1987 wird der Jakobsweg vom Europarat zur europäischen Kulturroute erhoben und ausdrücklich empfohlen. Wiederentdeckte Wegenetze, steigendes kulturelles Interesse und der Wunsch nach Entschleunigung locken viele Menschen auf den "Camino". Auch deutsche Pilger frequentierten in den vergangenen Jahren wieder vermehrt die Strecken. Zu verdanken ist dieser Aufschwung auch Moderator und Comedian Hape Kerkeling. Mit der Veröffentlichung seines Bestsellers "Ich bin dann mal weg" im Jahr 2006 prägte er nicht nur eine neue Redewendung, sondern ließ ebenso die deutschen Pilgerzahlen in die Höhe schnellen.

Was ist der Jakobsweg und wo verläuft er?

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela im äußersten Nordwesten Spaniens. Neben Rom und Jerusalem zählt der Ort zu einem der drei Hauptziele der christlichen Pilgerfahrt. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten. Neben den fast zahllosen Verästelungen und Zubringern gab es je nach Zählung vier bis sechs Hauptrouten durch Frankreich. Der "Weg der Deutschen", die "Via Lemovicensis", ging von Vezelay in Burgund aus und war der Hauptweg für Pilger aus Nord- und Westdeutschland sowie aus Osteuropa. Der sogenannte Küstenweg für Engländer und Iren verlief entlang der französischen Atlantikküste bis nach Spanien. Weiter östlich verliefen die "Via Turonensis" über Paris, Tours und Bordeaux, die "Podiensis" über Le Puy und Conques, die "Tolosana" über Arles und Toulouse sowie der sogenannte Pyrenäenweg über Beziers und Foix.

Welche beliebten Pilgerziele gibt es neben dem Jakobus-Grab?

Laut dem Bayerischen Pilgerbüro sind die wichtigsten Wallfahrtsorte der Christenheit neben Santiago de Compostela, Jerusalem und Rom. Ebenfalls beliebt sind die Marienwallfahrtsorte Lourdes und Fátima, Tschenstochau und das weltweit größte Marienheiligtum: Guadalupe in Mexiko. (smb/kna)