Nein, Georg Gänswein wird's nicht. Der einstige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. war als möglicher neuer Wallfahrtsdirektor gehandelt worden, nachdem der bisherige Leiter seinen Rückzug angekündigt hatte. Doch den überregional bekannten Pilgerort zwischen Augsburg und Ulm wird nun kein Erzbischof führen, sondern Michael Menzinger, seit rund zehn Jahren Leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach in Oberbayern. Der 50-Jährige übernimmt das Amt ab Februar. Vorab spricht er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über erhobene Zeigefinger, seine Überzeugungen und Kritik am Wallfahrtsbetrieb.
Herr Menzinger, wie haben Sie von Ihrer neuen Aufgabe erfahren und was war Ihre erste Reaktion darauf?
Michael Menzinger: Kurz vor Weihnachten bat mich mein Diözesanbischof Bertram Meier persönlich, nach Maria Vesperbild zu wechseln. Das hat mich richtig überrascht. Ich wäre gern noch wenigstens fünf Jahre weiter in meiner Pfarreiengemeinschaft geblieben. Ich habe es sehr genossen, Dorfpfarrer und damit nah bei den Menschen zu sein. Deshalb will ich auch als Wallfahrtsdirektor nicht nur Organisator sein, sondern vor allem Seelsorger.
Haben Sie vor, in Maria Vesperbild etwas zu ändern?
Menzinger: Nein, ich komme erst einmal als Schauender, als Suchender, als die Muttergottes Verehrender.
Fünf Jahre wären Sie gern noch in Oberbayern geblieben, sagen Sie. Was hatten Sie danach vor?
Menzinger: Auch zehn oder mehr Jahre! Aber als Priester muss man immer offen sein für Aufbruch. Diese Bereitschaft erklärt man ja bei der Weihe. Insofern habe ich mich gegen den Wunsch des Bischofs nicht gewehrt. Ich habe mich aber schon gefragt, ob ich der Richtige bin, und dem Bischof auch Gegenargumente genannt.
Welche?
Menzinger: In der Kirche gibt's das Forum externum und das Forum internum ...
Dann zurück zum Bischof: Warum hat er gerade Sie zum Wallfahrtsdirektor ernannt?
Menzinger: In meiner bisherigen Pfarreiengemeinschaft war ich auch für den kleinen Wallfahrtsort Maria Beinberg zuständig. Das habe ich wohl nicht so schlecht gemeistert. Zudem denke ich, dass er einen Mann der Mitte gesucht hat, einen, der mit den Traditionen der Kirche etwas anfangen kann, aber auch eine Offenheit gegenüber suchenden Menschen mitbringt.
Wie sieht Ihre bisherige Bindung zu Maria Vesperbild aus?
Menzinger: Als Gläubiger und Geistlicher habe ich Maria Vesperbild natürlich immer im Blick gehabt. Das ist ein liturgischer Kraftort, von dem das Geheimnis des Glaubens ausstrahlt. An dem der Herr im Tabernakel gegenwärtig ist und der ebenso von der marianisch-fürsorglichen Dimension geprägt ist. Ich bin gerade um Mariä Himmelfahrt immer gern dorthin gefahren, um mir die wunderschönen Blumenteppiche zu Ehren der Muttergottes anzuschauen. Außerdem war ich schon als Drittklässler da - zum Kommunionsausflug.