Pilgerort in Bayern

Was der neue Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild vorhat

Er habe sich schon gefragt, ob er wirklich der Richtige für den Posten sei, sagt der neue Leiter des schwäbischen Wallfahrtszentrums Maria Vesperbild. Deshalb nannte er dem Bischof auch Gegenargumente.

Priester Michael Menzinger wird neuer Wallfahrtsdirektor des Pilgerorts Maria Vesperbild. © Christopher Beschnitt/KNA

Nein, Georg Gänswein wird's nicht. Der einstige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. war als möglicher neuer Wallfahrtsdirektor gehandelt worden, nachdem der bisherige Leiter seinen Rückzug angekündigt hatte. Doch den überregional bekannten Pilgerort zwischen Augsburg und Ulm wird nun kein Erzbischof führen, sondern Michael Menzinger, seit rund zehn Jahren Leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach in Oberbayern. Der 50-Jährige übernimmt das Amt ab Februar. Vorab spricht er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über erhobene Zeigefinger, seine Überzeugungen und Kritik am Wallfahrtsbetrieb.

Herr Menzinger, wie haben Sie von Ihrer neuen Aufgabe erfahren und was war Ihre erste Reaktion darauf?

Michael Menzinger: Kurz vor Weihnachten bat mich mein Diözesanbischof Bertram Meier persönlich, nach Maria Vesperbild zu wechseln. Das hat mich richtig überrascht. Ich wäre gern noch wenigstens fünf Jahre weiter in meiner Pfarreiengemeinschaft geblieben. Ich habe es sehr genossen, Dorfpfarrer und damit nah bei den Menschen zu sein. Deshalb will ich auch als Wallfahrtsdirektor nicht nur Organisator sein, sondern vor allem Seelsorger.

Haben Sie vor, in Maria Vesperbild etwas zu ändern?

Menzinger: Nein, ich komme erst einmal als Schauender, als Suchender, als die Muttergottes Verehrender.

Fünf Jahre wären Sie gern noch in Oberbayern geblieben, sagen Sie. Was hatten Sie danach vor?

Menzinger: Auch zehn oder mehr Jahre! Aber als Priester muss man immer offen sein für Aufbruch. Diese Bereitschaft erklärt man ja bei der Weihe. Insofern habe ich mich gegen den Wunsch des Bischofs nicht gewehrt. Ich habe mich aber schon gefragt, ob ich der Richtige bin, und dem Bischof auch Gegenargumente genannt.

Welche?

Menzinger: In der Kirche gibt's das Forum externum und das Forum internum ...

Dann zurück zum Bischof: Warum hat er gerade Sie zum Wallfahrtsdirektor ernannt?

Menzinger: In meiner bisherigen Pfarreiengemeinschaft war ich auch für den kleinen Wallfahrtsort Maria Beinberg zuständig. Das habe ich wohl nicht so schlecht gemeistert. Zudem denke ich, dass er einen Mann der Mitte gesucht hat, einen, der mit den Traditionen der Kirche etwas anfangen kann, aber auch eine Offenheit gegenüber suchenden Menschen mitbringt.

Wie sieht Ihre bisherige Bindung zu Maria Vesperbild aus?

Menzinger: Als Gläubiger und Geistlicher habe ich Maria Vesperbild natürlich immer im Blick gehabt. Das ist ein liturgischer Kraftort, von dem das Geheimnis des Glaubens ausstrahlt. An dem der Herr im Tabernakel gegenwärtig ist und der ebenso von der marianisch-fürsorglichen Dimension geprägt ist. Ich bin gerade um Mariä Himmelfahrt immer gern dorthin gefahren, um mir die wunderschönen Blumenteppiche zu Ehren der Muttergottes anzuschauen. Außerdem war ich schon als Drittklässler da - zum Kommunionsausflug.

Ihr Vorvorgänger Wilhelm Imkamp füllte das Amt sehr öffentlichkeitswirksam aus, indem er etwa in Talkshows ging. Ihr Vorgänger Erwin Reichart war medial weniger präsent, freilich auch wegen der Pandemie. Wie wollen Sie es halten?

Menzinger: Ohne Öffentlichkeitsarbeit geht es heute nicht mehr. Soziale Medien sind dabei sicher ein wichtiger Baustein, da hat Kirche eigentlich immer Luft nach oben. Wie man Maria Vesperbild darüber besser transportieren kann, muss ich mir überlegen. Wichtig in dem Zusammenhang: Meine Aufgabe ist es nicht etwa, politisch oder kirchenpolitisch den Zeigefinger zu erheben, sondern den guten, gesunden katholischen Glauben zu stärken und zu verbreiten. Ich glaube, das geht am besten, indem man betend Beispiel gibt.

Dieser Fokus auf Gebet und soziale Medien erinnert ans ökumenisch ausgerichtete Augsburger Gebetshaus, das gerade erst wieder sein Glaubensfestival "Mehr" mit rund 11.000 Menschen gefeiert hat. Ein Vorbild?

Menzinger: Ich kenne Gebetshaus und "Mehr" nicht persönlich. Aber dahinter scheint mir eine erfolgreiche Bewegung zu stehen. Was gut ist, darf sich verselbstständigen, finde ich. Die Methoden der Verkündigung haben sich ja immer verändert. Vielleicht kann ich mich da inspirieren lassen. Man darf auch mal ein Experiment machen.

Zur Medienpräsenz Maria Vesperbilds trug bisher auch bei, dass dorthin regelmäßig prominenter Besuch kam. 2023 war Erzbischof Georg Gänswein zu Gast. Wen wollen Sie einladen?

Menzinger: Das weiß ich noch nicht. Aber ja, in Maria Vesperbild erwarten die Leute spirituell-theologische Hochkaräter, die voll in der Einheit mit der katholischen Kirche stehen. Der Tradition möchte ich folgen.

Eine andere Tradition ist das opulente Feiern des Hochfests Mariä Himmelfahrt am 15. August. Was entgegnen Sie Kritikern, die monieren, dort stehe der schöne Schein von prunkvollen Messgewändern und leuchtenden Blumenteppichen im Mittelpunkt - und weniger der Glaube?

Menzinger: Schöne Momente darf man auch schön gestalten! Was veranstalten wir denn für Stars, für flüchtige Showmomente im Fernsehen? Da spielt's Geld keine Rolle. Aber wenn man für den Glauben was ausgeben möchte, wird gleich von Verschwendung geredet. Der ganze Schmuck soll ja die Fülle der Schöpfung und die Schönheit des Glaubens widerspiegeln, der wiederum auch von solchen Bildern lebt, die das Herz erfreuen. Es ist doch nicht alle Tage Aschermittwoch! Außerdem denken die Menschen in Maria Vesperbild nicht nur an den Glanz - sie spenden viel gegen die Not in der Welt.

Sie selbst sind in der Vergangenheit auch in die Kritik geraten: weil Sie zu Corona-Zeiten die damals verbotene Mundkommunion gereicht haben. Wie kantig sind Sie?

Menzinger: Ich habe ein Motto: Fürchte Gott, tue Recht und scheue niemanden. Was die Kommunion angeht: Ich war immer schon für beide Formen offen, Hand wie Mund. Damals ging's mir nur darum, Gläubigen, die etwa wegen rheumatischer Beschwerden keine Handkommunion annehmen konnten, zu helfen. Wenn die Lage die Kirche fordert, muss sie handeln. Ich stehe zu meinen Überzeugungen. (kna)