Caritas-Herbstsammlung

"Fairmieten" hilft Familien

Die Caritas-Herbstsammlung unterstützt Menschen in schwierigen Lebenslagen. Ein konkretes Projekt vermittelt leistbaren Wohnraum für Familien in Not.

Caritas-Beraterin Katharina Kreppold (links) hat die Familie Maslo zwei Jahre lang bis zum Umzug in die Privatwohnung unterstützt. © Müller-Ranetsberger

München – Die Rosen entfalten ihre ganze Pracht, Himbeeren wachsen an den Sträuchern, Äpfel an den Obstbäumen, und in den Töpfen blühen bunte Blumen. Der Rasen ist tiptop gemäht. Ein Paradies mitten in München. „Die Gartenpflege war unserem Vermieter besonders wichtig und diese übernehmen wir alle mit viel Freude. Nur meine Tomaten lassen mich im Stich“, strahlt Ilona Maslo beim Rundgang durch den großen Garten ihrer Dreizimmer-Wohnung in München-Ramersdorf, wo sie im Mai mit ihrer Familie eingezogen ist. Die 32-Jährige wirkt glücklich und zufrieden. Ein Wunder, wenn man erfährt, wie viel Kummer sie in den letzten Jahren zu bewältigen hatte.

Lebensnotwendige medizinische Versorgung

Vor rund zweieinhalb Jahren verließ die Familie ihre Heimat in der Ukraine, um nach Deutschland zu kommen. Tochter Anna benötigte dringend eine Nierentransplantation und die notwendige medizinische Versorgung war zuhause nicht gegeben. Die Stiftung „Ein Herz für Kinder“ bewilligte alle Kosten und Familie Maslo packte die Koffer. Anna bekam eine Niere von ihrer Großmutter und es gab Komplikationen. Das Organ wurde dreimal abgestoßen. „Es blieb uns nichts anderes übrig, als in Deutschland Asyl zu beantragen. In der Ukraine würde Anna nicht überleben. Unser Kind nimmt starke Medikamente und wir wissen auch nicht, wie lange die Niere arbeiten wird“, sagt die Mutter ganz leise, damit es die Sechsjährige nicht hört.

Sie freue sich, wenn sie im September in die Schule komme, sagt Anna schüchtern und streicht sich über die schönen langen Zöpfe. Im Herbst hat sie Geburtstag und dann möchte sie ihre neuen Freundinnen und Freunde nach Hause einladen. Katja, die kleine Schwester, sitzt auf Papa Oleksanders Schoß und schaut mit großen blauen Augen in die Welt. Bald kommt die Dreijährige in den Kindergarten und dann wird sie schnell so gut Deutsch sprechen wie Mutter und Schwester. Auch der Familienvater ist bereits am Arbeitsmarkt integriert. Er hat in einer Druckerei eine Anstellung gefunden, die ihm „sehr gut gefällt“.

Mehr Chancen auf bezahlbare Miete

Fast zwei Jahre lang war die Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft des Landratsamts München in Garching untergebracht. Nach einer Odyssee von Kiew über Erstaufnahmeeinrichtungen in mehreren deutschen Städten sind die Maslos 2019 dort gelandet. Ein Container mit zwei kleinen Zimmern, einer Miniküche und einer kleinen Dusche. „Garching war nicht so schlimm, denn wir hatten im Vergleich zu anderen Unterkünften ein bisschen Privatsphäre“, berichtet Maslo.

„Auch bei uns in Oberhaching sind die Unterkünfte beispielhaft. Das ist nicht überall so“, bestätigt Nina Hartmann, dritte Bürgermeisterin, Gemeinderätin und Caritas-Integrationsberaterin in Oberhaching. Gemeinsam mit sieben engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern hat sie Ende 2020 „Fairmieten Oberhaching e. V.“ gegründet und bereits viermal erfolgreich bezahlbaren Wohnraum an sozial schwächer gestellte Menschen vermittelt. „Unser Verein übernimmt Mietvertrag und Kaution und bietet somit Sicherheit. Der Vermieter hat wenig Aufwand, muss keine Makler bezahlen, keine Annoncen aufgeben und wir achten darauf, dass die Mieter gut zu seinen Vorstellungen passen. Menschen in Not haben mit uns einfach mehr Chancen, eine bezahlbare Wohnung auf dem hart umkämpften Mietmarkt zu bekommen“, schildert Hartmann.

Der Verein sucht ständig faire Vermieter/-innen oder auch Mitglieder. Wer interessiert ist, erhält mehr Informationen unter Telefon 089/83 999 342, per E-Mail unter kontakt@fairmieten-oberhaching.de und auf der Vereins-Homepage.

Ihre Caritas-Kollegin, Flüchtlings- und Integrationsberaterin Katharina Kreppold, ist dankbar für den neuen Verein. Die 41-Jährige ist Ansprechpartnerin für die allgemeine soziale Beratung in der Unterkunft in Garching. Von Gesundheitsproblemen über die Einschulung der Kinder bis hin zu Integrationsfragen hilft sie, wo sie kann. Zum Beispiel auch bei komplexen Sachverhalten wie Briefen und Anträgen zum Asylverfahren. „Der Familie Maslo wurde inzwischen glücklicherweise ein humanitärer Aufenthalt wegen der schweren Krankheit der Tochter gewährt“, so Kreppold, die täglich mit Behördenschreiben und Anträgen zu kämpfen hat. „Diese Amtssprache versteht kein Mensch! Keiner unserer Klienten kann die Formulare ohne Unterstützung ausfüllen. Wir wünschen uns barrierefreie Behördenbriefe – nicht nur für Geflüchtete, sondern für alle Menschen in Deutschland.“

Der Ärger verfliegt aber schnell an diesem sonnigen Nachmittag im August. Sie freue sich sehr, dass Familie Maslo die Wohnung in Ramersdorf bekommen habe. „Das ist für mich in diesem Fall wirklich alles sehr stimmig zwischen Mietern und Vermieter.“
(Marion Müller-Ranetsberger, Öffentlichkeitsreferentin beim Diözesan-Caritasverband)

Caritas-Herbstsammlung 2021

Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich infolge der Corona-Krise immer weiter. Immer mehr Menschen geraten in Existenznot und suchen Hilfe bei den Caritas-Beratungsstellen. In der Woche vom 27. September bis 3. Oktober findet die Caritas-Herbstsammlung statt. In ganz München und Oberbayern werden Spendenbriefe verteilt oder Ehrenamtliche klingeln an den Haustüren und bitten um eine Spende. Alle sind angehalten, sich strikt an die Corona-Hygieneschutzmaßnahmen zu halten. Bei den Gottesdiensten in der gesamten Erzdiözese am Caritas-Sonntag, 26. September, bittet der Caritasverband freundlich um Solidarität mit Menschen am Rande der Gesellschaft. Mehr Information auf der Website der Caritas.  (pm)