Bayern

Einbruch bei den Priesterweihen

Traditionell werden rund um das Hochfest Peter und Paul junge Männer zu Priestern geweiht. Heuer werden es in Bayern sehr wenige sein. In zwei Bistümern wird es gar keine Weihen geben.

Im Jahr 2021 wurden im Erzbistum München und Freising fünf Männer zu Priestern geweiht. Dieses Jahr wird es keine Priesterweihe geben. © Kiderle

In diesem Jahr verzeichnet die katholische Kirche in Bayern einen deutlichen Einbruch bei den Weihen von Priestern für ihre Diözesen. Das hat eine Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bei den sieben (Erz-)Bistümern ergeben. Die Zahl der diözesanen Neupriester beträgt demnach neun. Grund dafür ist auch, dass in dem Erzbistum München und Freising und im Bistum Eichstätt dieses Mal keine Weihen stattfinden.

In Würzburg legte Bischof Franz Jung bereits am Pfingstsamstag einem Kandidaten die Hände auf. In den vier weiteren Bistümern finden die Priesterweihen traditionsgemäß rund um das Hochfest Peter und Paul (29. Juni) statt. Drei junge Männer weiht Bischof Stefan Oster am 25. Juni in Passau. Am selben Tag empfängt jeweils ein Kandidat die Weihe in Bamberg und in Regensburg.

Vorurteile gegenüber Priesteramtskandidaten

Bischof Rudolf Voderholzer weiht zudem fünf Kandidaten für die indische Diözese Nellore. Mit diesem Bistum pflegt die Diözese Regensburg seit vielen Jahren eine Kooperation. Ein weiterer Kandidat empfängt die Weihe für das Oratorium des heiligen Philipp Neri in Aufhausen. Am Tag darauf werden in Augsburg drei Männer zu Diözesanpriestern geweiht.

Angesichts des Umfrageergebnisses sagte der Regens des Regensburger Priesterseminars, Martin Priller, der KNA, das Ansehen der katholischen Kirche und des Priesterberufs im Besonderen hätten in den letzten Jahren sehr gelitten. Diese Beobachtung teilten die in der Deutschen Regentenkonferenz zusammengeschlossenen Leiter der Priesterseminare. Für junge Männer, die sich mit dem Gedanken trügen, Priester zu werden, hätten sich hohe Hürden aufgebaut. Sie müssten mit Vorurteilen rechnen; zugleich stünden sie unter einem spürbaren Rechtfertigungsdruck gegenüber Freunden und der eigenen Familie.

Orden: Eine Alternative zum Priesterberuf

Innerkirchliche Diskussionen um den priesterlichen Dienst bis hin zu dessen grundsätzlichen Infragestellung verstärkten diese Ausgangssituation noch, so Priller. Die Folge seien niedrige Eintrittszahlen bei den Seminaren. Dazu komme, dass Interessenten aufgrund größer und anonymer werdender Seelsorgestrukturen sowie steigender Verwaltungsaufgaben abgeschreckt würden. Sie stellten sich die Frage, wie sie unter diesen Unständen Seelsorger sein könnten.

Sein Eichstätter Kollege Michael Wohner, Prillers Nachfolger als Vorsitzender der bayerischen Teilkonferenz der Regenten, ergänzte, dass Diözesen mit derzeit noch kleinteiligeren pfarrlichen Strukturen wie etwa Eichstätt, für Bewerber aus anderen Bistümern durchaus attraktiv erscheinen. Dies zeigten entsprechende Nachfragen. Viele Kandidaten treibe allerdings die Furcht vor Vereinsamung und Überforderung um. Der Wunsch nach Gemeinschaften und Unterstützung sei groß.

Erkennbar sei immer häufiger, dass Interessenten für den Priesterberuf sich lieber für eine Ordensgemeinschaft entschieden, so der Regensburger Regens. Dort schätzten sie den Rückhalt einer Gemeinschaft oder sähen im jeweiligen Ordenscharisma ihre Vorstellung von priesterlichem Wirken eher verwirklicht. (kna)