Gutes tun

Dorfhelferin als Retterin in der Not

Ob am Wochenende oder an Feiertagen, auf einem Bauernhof ist immer etwas zu tun. Aber was ist, wenn der Landwirt oder die Landwirtin einmal ausfällt?

Kerstin Trautmannsberger beim Füttern der Kühe © SMB/Erdmann

Wenn auf einem Bauernhof krankheitsbedingt mal jemand ausfällt, sind sie da: die Rede ist von Dorfhelferinnen. Kerstin Trautmannsberger ist staatlich geprüfte Dorfhelferin. Bei den Katholischen Dorfhelferinnen und Betriebshelfern in Bayern (KDBH GmbH) handelt es sich um eine gemeinnützige Einrichtung zur Förderung der freien Wohlfahrtspflege. Getragen wird sie vom Bayerischen Bauernverband und dem Landescaritasverband Bayern.

Ein abwechslungsreicher Beruf

Das tägliche Aufgabengebiet Trautmannsbergers kann unterschiedlich sein. Abhängig sind die Aufgaben von den Bedürfnissen der jeweiligen Familie, die sie übergangsweise unterstützt. So können zu den Aufgaben das Melken, Unterstützung im Haushalt oder im Familienalltag zählen. Gerufen werden Dorfhelferinnen, wenn ein Unfall geschieht, eine geplante Operation ansteht, innerhalb einer Schwangerschaft oder im Mutterschutz und auch bei einem Todesfall.

Kerstin Trautmannsberger wollte schon immer in die Richtung Köchin oder Hauswirtschaft gehen. Nachdem sie sich für die Ausbildung zur Hauswirtschaftlerin entschieden hatte, ist sie auf die Dorfhelferinnen aufmerksam geworden. Derzeit gibt es in Bayern rund 100 Dorfhelferinnen und rund 20 Hauswirtschaftlerinnen. Vermittelt werden sie über den Maschinenring. Trautmannsberger mag die Facetten, die der Beruf bietet. Anfangs ist es jedoch nicht immer einfach: „Man muss sich schon auf die Familie einlassen. Jeder Familie hat ihre Ansprüche, aber die muss man erst einmal herausfinden.“ Bis man sich eingelebt hat, könne es daher auch mal ein paar Tage dauern. Im Stall ist es vor allem herausfordernd, dass jeder Betrieb anders ist und andere Routinen hat, die beispielsweise beim Melken sehr unterschiedlich ausfallen können.

Austausch mit anderen Dorfhelferinnen ist wichtig

Seit sechs Jahren ist Trautmannsberger nun in dem Beruf tätig. Dankbar ist sie vor allem für die gute Gemeinschaft unter den Dorfhelferinnen. Wenn in einer Familie ein schwerer Schicksalsschlag passiert ist, hat sie da die Möglichkeit, sich mit den anderen auszutauschen: „Es gibt schon Schicksalsschläge, wo man schauen muss, dass es einem nicht zu nahe geht.“ Aber die schönen Einsätze überwiegen. Trautmannsberger freut sich besonders, wenn eine Familie mit ihrer Arbeit zufrieden ist und sie in bekannte Familien zurückdarf. Trautmannsberger erinnert sich: „Schöne Einsätze sind vor allem, wenn man in der Familie schon öfter war und da die Routine bereits kennt.“ Dennoch freut sie sich, wenn sie bei einer Familie die Arbeit abschließen darf: „Irgendwann weiß man: Jetzt habe ich meine Arbeit gemacht und jetzt ist alles wieder in Ordnung, es kann zum nächsten Einsatz gehen.“

Mit einfachen Dingen Gutes tun

Entstanden sind die Dorfhelferinnen in der Nachkriegszeit aus der Landvolkbewegung. Derzeit ist die Zahl der Auszubildenen recht konstant. Wer Dorfhelferin werden möchte, sollte gerne mit Menschen arbeiten und Spaß am Leben in einer Dorfgemeinschaft haben. Dazu gehört das tatkräftige Anpacken, die Arbeit mit Tieren und auch eine Eigenorganisation des Tagesablaufs. Der Beruf lebt vor allem von Flexibilität, weil sich die Dorfhelferinnen auf unterschiedliche Situationen in kürzester Zeit einstellen müssen.

Auch wenn die Arbeit viel abverlangt, fasst Trautmannsberger zusammen: „Ich stehen jeden Tag gerne früh auf, weil ich weiß, ich tue etwas Gutes.“ Auch wenn es nicht immer einfach ist am Wochenende oder am Feiertag zu arbeiten, ist für sie das Schöne, dass sie mit einfachen Dingen jemanden helfen kann, und sei es nur um mit Zuhören oder Reden.

Volontärin
Pauline Erdmann
Münchner Kirchenzeitung
p.erdmann@michaelsbund.de