Rinder muhen, Schafe meckern und Glocken bimmeln. Was nach Viehstall klingt, ist eigentlich die Kirche Maria Schutz in Pasing. Es ist dunkel. Nur ein paar Scheinwerfer tauchen das Kirchenschiff in blaues Licht. „Das Kind kommt jetzt“, sagt eine Frau. „Und wir sind in einem Stall, das kann doch nicht war sein“, antwortet der Mann. Sehen kann man keinen der Beteiligten. Es ist eine Weihnachtsgeschichte zum Hören, ausgedacht von Johannes Stoeber. Der 28-Jährige ist der Verwaltungsleiter im Pfarrverband Pasing. Die Idee für das besondere Krippenspiel kam ihm im Frühjahr in Corona-Quarantäne. „Ich wollte etwas machen, das auch in einem Lockdown funktionieren würde“, so der begeisterte Laienschauspieler.
Bilder im Kopf: Vom Stall in den Königspalast
Um aus dem bekannten zweiten Kapitel des Lukasevangeliums ein Hörspiel zu machen, war viel Arbeit nötig. „Die Bibel gibt da wenig Dialog her“, erinnert sich Stoeber, darum landete am Schluss nur wenig vom Originaltext im Skript, denn der Erzähler sollte nicht die Hauptperson werden. Stattdessen schrieb Stoeber das Stück für insgesamt 21 Rollen – aufgrund der hohen Nachfrage sogar sechs mehr als ursprünglich geplant. Gerade von dieser Vielfalt der Stimmen und Klänge lebt das Hörspiel „und von der Motivation der Ehrenamtlichen, die wirklich richtig Lust hatten“ betont Stoeber. Hörbar wird das nicht nur bei der Geburt im Stall. Auch wenn Herodes die Schriftgelehrten zu sich ruft, verwandeln das Stimmengewirr und der Geräuschkulisse die Pfarrkirche in einen antiken Königspalast. Diese Klangbilder hatte Stoeber schon lange vor dem fertigen Skript im Kopf. „Davon ausgehend, habe ich mich dann gefragt, wie sich die Leute in diesem Trubel gefühlt haben, und den Text geschrieben.“
Eine bekannte Geschichte, persönlich interpretiert
Das Hörspiel erzeugt Bilder im Kopf. Auch weil sich die Geschichte lebendiger und an vielen Stellen zeitgemäßer anhört als der Originaltext. Darin liegt die besondere Stärke des Krippenspiels, findet der Pfarrer von Pasing, Alois Emslander, selbst beteiligt als Hirte Nummer 2. Ihm seien manche Textpassagen ganz anders unter die Haut gegangen, als wenn er sie selbst im Gottesdienst vortrage, so der 37-Jährige. Zudem liege darin, wie jeder seine Rolle interpretiert hat, viel eigene Glaubensgeschichte. „Das hat mich, als den Hauptamtlichen, der sonst dafür zuständig ist, das Wort Gottes auszulegen, tief berührt.“ Ähnlich geht es da auch Roswita Henkel, die den Erzengel Gabriel sprich. Auch sonst setze sie sich viel mit der Bibel auseinander, sagt die 61-Jährige, aber sich am Hörspiel zu beteiligen, war noch einmal eine intensivere Erfahrung. „Wenn ich jetzt in der Adventszeit eine Darstellung von Maria und dem Erzengel sehe, dann spüre ich schon eine besondere Beziehung zu dieser Szene.“
Die frohe Botschaft wird lebendig
Auch die Proben im Herbst waren für die Schauspieler eine ganz persönliche Auseinandersetzung Weihnachtsgeschichte. Jede Szene wurde an einem einzelnen Abend aufgenommen, einen zusätzlichen Termin gab es für die Musik. „Dann haben wir uns immer erst einmal mit dem Bibeltext beschäftigt“, erinnert sich Stoeber. Jeder sollte in seine Rolle hineinkommen und sich bewusst machen können, wen und was er spricht. Danach wurde in zwei bis fünf Versuchen die Szene aufgenommen. Alles mit einfacher Technik. Später hat Stoeber die Szenen am Computer zusammengestellt. „Aber egal wie laienhaft der Schnitt war, bei der Begeisterung, mit der alle gespielt und gesprochen, musste es etwas werden.“ Insgesamt dauert das Pasinger Krippenspiel knapp 25 Minuten. Zu hören ist es noch den ganzen Advent: Jeden Abend um 18 Uhr in der Kirche Maria Schutz in Pasing.
