Russland-Ukraine-Krieg

Caritas erwartet mehr Flüchtlinge aus der Ukraine

Derzeit ist am Infopint der Caritas am Münchner Hauptbahnhof etwas Ruhe eingekehrt. Doch schon im Herbst rechnet die Caritas mit einer neuen Flüchtlingswelle. Das hat vielfältige Ursachen.

Einen ähnlich großen Andrang am Infopoint erwartet die Caritas für den Herbst. © imago images - Wolfgang Maria Weber

Vor genau vier Monaten (24. Februar 2022) hat Russland die Ukraine angegriffen. Bald darauf trafen am Münchner Hauptbahnhof die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Auf dem Höhepunkt der ersten Welle waren es täglich bis zu zweitausend Menschen, die in München Schutz suchten. Inzwischen hat sich die Situation etwas beruhigt: „Derzeit kommen ca. 150 Menschen pro Tag am Infopoint an, die meisten abends. Warum, wissen wir nicht. Untertags ist es sehr ruhig geworden“, weiß Matthias Hitzensauer, Kreisgeschäftsführer der Caritas.

Wenn die Menschen am Hauptbahnhof ankommen, erhalten sie von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern Antworten auf die wichtigsten Fragen. Diese betreffen die Themen Wohnen, Bleiberecht und Weiterreise. Dabei sind Dolmetscher für die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Geflüchteten unerlässlich. Inzwischen benötigen alle Geflüchteten ein Neun-Euro-Ticket, da es den Ukrainern nicht mehr gestattet ist, kostenlos mit Bus und Bahn zu fahren.

Aufnahmestopp in Bayern

20 bis 30 Geflüchtete kommen derzeit noch in der Messestadt unter. Die meisten bleiben nur zwei bis drei Tage. Frauen mit Kindern unter sechs Jahren, Menschen mit Handicap oder Senioren, denen die Übernachtung in der Messestadt nicht zugemutet werden kann, erhalten ein Zimmer im Hotel Regent. Da Bayern keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen kann, reisen die meisten von München aus in andere Bundesländer. Möchte jemand aber partout in Bayern bleiben, weil er dort Arbeit gefunden hat oder Angehörige dort leben, wird das über die Ausländerbehörde geklärt. „Meistens klappt das auch“, versichert Hitzensauer.

Wohnungen für Geflüchtete fehlen

Am meisten fehlt es an Wohnungen. Hier brauchen die Geflüchteten ein gutes Netzwerk, Fachwissen und vor allem Glück. Hinzu kommt, dass 50 bis 60 Prozent der Familien, die Flüchtlinge aufgenommen haben, an ihre Grenzen kommen. Dann müssen die Menschen ausziehen und darauf hoffen, zum Beispiel in der Messestadt, in der Stadt oder im Landkreis München eine Unterkunft zu finden.

Die Caritas rechnet damit, dass die Flüchtlingswelle im Herbst enorm ansteigen wird: „Die Versorgungslage wird sich drastisch verschlechtern, auch die Energieversorgung in der Ukraine wird heruntergefahren werden“, ist sich Kreisgeschäftsführer Hitzensauer sicher. Er rechnet mit über 500 Menschen, die im Herbst täglich am Infopoint und in der Asylsozialberatung in München eintreffen werden. (Maximilian Lemli, Volontär beim Sankt Michaelsbund)