Hochwasser, Blitz und Hagelschaden

Wie Wetterbräuche helfen sollen

Das Hochwasser der vergangenen Wochen hat gezeigt, wie ausgeliefert wir den Naturgewalten sind, auch heute noch. Früher waren die Menschen sogar noch mehr vom Wetter abhängig. Kein Wunder, dass das Gebet und die Bitte um gutes Wetter auf unterschiedlichste Weise für die Gläubigen dazugehörte.

Während der Dauerregen die meisten Menschen derzeit nur nervt, sind andere durch ihn sogar in ihrer Existenz bedroht. (Bild: Fotolia.com/Brian Jackson) © Fotolia.com/Brian Jackson

München – „Vor Blitz, Hagel und Ungewitter – bewahre uns, Herr Jesus Christ“, wurde Jahrhunderte lang während der Sommermonate am Ende einer jeden Messe gebetet. Daneben haben sich auch außerhalb der Liturgie Wetterbräuche entwickelt, die man auch im persönlichen Bereich gepflegt hat und die sich an kirchliche Riten und Vorstellungen anlehnen. Zum Beispiel gibt es verschiedene Wetter-Heilige. „Zu den wichtigsten gehört sicherlich Franz Xaverius, der gegen Blitzschlag angerufen wurde, oder der Heilige Donatus. Zum Schutz vor Überschwemmung und Hochwasser wurde beispielsweise zum Heiligen Johannes von Nepomuk gebetet“, so der Theologe und Volkskundler Christoph Kürzeder.

Kräuterbuschen für krankes Vieh

Ein weiterer Brauch, der bis weit ins 20. Jahrhundert ausgeübt wurde, war es, die Palmkätzchen vom Palmsonntag oder die geweihten Kräuterbuschen von Mariä Himmelfahrt am Dachfirst anzubringen. Aber nicht nur dort sollten sie vor Blitzeinschlag bewahren, „sondern sie wurden auch auf die Felder aufgesteckt, um die Fruchtbarkeit zu steigern und Unwetter abzuhalten“, so Kürzeder. Der Glaube an die Segenswirkung dieser Objekte ging sogar so weit, dass die Palmkätzchen und Kräuterbuschen auch an krankes Vieh verfüttert wurden.

Auch das Anzünden der so genannten Wetterkerzen, gehörte im häuslichen Bereich zur gängigen Praxis als Schutz vor Unwettern. Diese geweihten Kerzen sind schon rein äußerlich auffallend, denn sie sind schwarz. Zog ein Unwetter heran, versammelte sich die ganze Familie um die Kerze, die meistens vor einem Kruzifix oder Heiligenbild stand, um zu beten.

Gefühl des Ausgeliefertseins

Dass bei einem drohenden Gewitter die geweihte Wetterglocke geläutet wurde oder Reisende ein Schutzamulett bei sich trugen, das sie vor schlechtem Wetter bewahren sollte, mag vielleicht heutzutage befremdlich klingen. Ein ungutes Gefühl haben wir aber auch heute noch, wenn uns bewusst wird, dass wir das Wetter nicht beeinflussen können und keine Kontrolle darüber haben. „Jede Zeit hat eben ihre Möglichkeiten, mit diesem Gefühl des Ausgeliefertseins umzugehen“, so Kürzeder. „Die Wetterbräuche drücken aus, dass man in dieser Machtlosigkeit Symbole der Macht sucht und die in der Religion auch finden kann.“ (ly)